Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 29 – Truppenbild mit Damen

Ursel & Annegret turteln über den Paradeplatz, Merkel ruft zum Widerstand auf, und Frank-Walter hat sich den 20. Juli freigenommen.

Chronistenpflichtschuldig müssen wir melden, dass Ursula von der Leyen dank der Stimmen der 26 Polen von der Pis-Partei und der 13 Ungarn von der Fidesz-Partei zur Kommissionspräsidentin gewählt wurde. Hurra! Hurra! Hurra!, rief unter stetigem Verbeugen der Chefredakteur der Bild-Zeitung. „Niemand ist geeigneter für das Amt der EU-Kommissionspräsidentin als von der Leyen.“ Die „Welt“ warnte sicherheitshalber im Kommentarbereich die, die unter dem Stichwort „geeignet“ nie auf Truppen-Ursel getippt hätten: „Kurze Durchsage: Wer Ursula von der Leyen beleidigt oder diffamiert, wird gesperrt.“

Die Lobpreisung von Annegret KaKa als Nachfolgerin im heruntergerockten Verteidigungsministerium übernahm die FAZ, in der ein Autor jasperte: „Dass sie fachlich in der Lage wäre, bezweifelte niemand“. Also er jedenfalls nicht. Auf keinen Fall. Keine Sekunde.

♦ Leicht irritierend fanden selbst Kummer gewöhnte Berichterstatter des deutschen Militärs die Amtsübergabe. Wie zwei BFF (Best Friends Forever)-Teenager schlenderten die Merkel-Mädchen über den Paradeplatz.

♦ Kommen zwei Berliner nach Venedig zum Kaffeetrinken, dann setzen sie sich nicht ins Ristorante oder die Espressobar, sondern packen ihren mitgebrachten Gaskocher aus und beginnen zu brühen. Ganz wie zuhause? Oder wie „Kapitänin” Carola Rackete, die ihre Ladung auch dort anlandet, wo es ihr gefällt? Unsere zwei Rucksacktouristen immerhin wissen jetzt: Auf dem Markusplatz hätten sie nur 43 Euro für zwei Espressi gezahlt, für den Kaffee an der Rialtobrücke berechnete Venedigs Bürgermeister den „Schlechterzogenen“ gleich mal knapp 1.000 Euro.

♦ Zugegeben, Merkels Worte verwirrten uns mal wieder. „Es gibt Momente, in denen Ungehorsam eine Pflicht sein kann“, in denen „der Einzelne die moralische Pflicht“ habe, zu widersprechen und sich zu widersetzen. ‚Wann?’, werden sich manche gefragt haben. Jetzt, wo durch hüpfende Schulkinder Steuererhöhungen legitimiert werden? Wo durchgeknallte, sogenannte „Experten“ die Einstellung des innerdeutschen Flugverkehrs fordern? Jetzt, wo selbst die Regierung offiziell zugibt, dass mitnichten „Flüchtlinge“ in die labilen Sozialsysteme einwandern?

♦ Angela Dorothea Merkel sprach die aufrührerischen Worte übrigens am 20. Juli im Bendlerblock (historisch Interessierte: bitte googeln). Wir hätten das fast gar nicht mitbekommen, denn was soll das für eine Widerstandsfete sein, bei der Frank-Walter nicht dabei ist? Schließlich ist der unser aller Sinnbild des Anti-Nazi-Widerstands (wenn auch knapp 75 Jahre zu spät).

♦ Müssen wir uns Sorgen machen um die Zustände im Präsidialamt? Wie konnte der Hofstaat den Präsidentenurlaub auf den 20. Juli legen?

♦ Nun wollen wir Merkels Worte von der moralischen Pflicht zum Widerstand nicht überinterpretieren, aber ein großes Bauvorhaben, das nur Stunden vorher verbreitet wurde, macht uns schon Sorgen. Der Reichstag soll nämlich durch einen 2,50 Meter tiefen und zehn Meter breiten Graben geschützt werden wie eine mittelalterliche Burg. Hintergrund sei „die Bedrohungslage, die sich in den vergangenen Jahren verschärft hat“, verlautbarten Berliner Hofberichterstatter. Was nicht nachvollziehbar ist, denn wir lesen tagein, tagaus, die Integration verlaufe bespiellos, die Kriminalität gehe drastisch zurück, Ängste und Sorgen seien lediglich gefühlt. Welche Bedrohungslage hat sich denn verschärft?

♦ Über Schwarmintelligenz ist viel geschrieben worden, über kollektive Blödheit vergleichsweise wenig. Wir wollen hier Kant und Schopenhauer im Bücherschrank lassen, dafür mal André Glucksmann zitieren, demzufolge diese Dummheit sich weigere, „einen möglichen Widerspruch in Betracht zu ziehen“. Andere Autoren ergänzen noch die gerade heute bei zahllosen „Experten“ sichtbare „gelehrte Dummheit“, dem „Beharren auf manchmal phantasievollen Ideen, in der Wissenschaft oft mit Autoritätsansprüchen verknüpft“. Unsere fehlgeleiteten Klimakinder hingegen nimmt beispielsweise die These von der „anerzogenen Dummheit“ von Alexander Mitscherlich in Schutz, die können schließlich wenig ausrichten gegen die kollektive Scharlatanerie, die heute in Bereichen der Bildungs- und Ausbildungskultur zu finden ist. Am Schönsten bringt das der Wetterphilosoph Kachelmann auf den Punkt: Die kollektive Verdummung sei inzwischen systemrelevant wie die Deutsche Bank.

Lange Vorrede, kurzer Beweis: Laut einer Umfrage befürworten 71 Prozent der Deutschen, dass der Staat für steigende Flugpreise sorgen sollte, um das Klima zu schützen (wenn Frau Joachim recht hat, neunzig Prozent hätten noch nie ein Flugzeug von innen gesehen, sind 71 % wenig) Und mehr als die Hälfte der Bürger verlangen angeblich eine fette CO2 Steuer (aber da lockt ja die Klimaprämie, bar an der Supermarktkasse). Mannomann.

♦ Individuelle Blödheit lässt sich leichter nachweisen: Da ruft der Kölner Stadtrat den Klimanotstand aus und ein paar Tage später schießen 50 Pyrotechniker im Auftrag der Stadt 1,2 Tonnen Feuerwerk in den Himmel über dem Rhein!?

♦ Seit Jahren wird dem Michel eingebläut, er habe verfolgte Flüchtlinge aufzunehmen und zu alimentieren, da verplappert sich ausgerechnet ein Dussel aus Heikos Außenamt: Nicht wegen Krieg und Verfolgung machen sich die Leute „auf den Weg nach Europa“, sondern wegen „Armut und Perspektivlosigkeit in ihren Heimatländern“.

♦ Jedenfalls sind wir inzwischen 400.000 netto mehr. Das schätzt das Statistische Bundesamt. Das Amt kann nur schätzen wegen Datenschutz beim Behördenaustausch und Volkszählungsboykotten. Aus der EU, schreiben beschwichtigend die Statistiker, kamen vor allem Zuwanderer mit rumänischer, kroatischer und bulgarischer Staatsangehörigkeit. Ah, so wie wir sie aus Mülheim kennen und aus Duisburg. Wer bei „asiatischen Zuwanderern“ an Computer-Inder und Tech-Chinesen denkt, muss hier umlernen. Asiatische Zuwanderer in Deutschland kommen aus Syrien, Pakistan, Afghanistan und dem Iran.

♦ Fast eine halbe Millionen Kirchenaustritte sind zu verzeichnen. Wahrscheinlich wären Bedford-Strohm und Marx mit ihrer Kreuzallergie auch schon gegangen, wenn sie anderswo einen ähnlich lukrativen Job fänden …

♦ Ali, der Mörder der 14-jährigen Susanna aus Mainz, klagte, er habe in der U-Haft „nur 23 Fernsehprogramme“ empfangen können. Ein Fall für Amnesty International? Aber wenigstens für „Monitor“!

♦ Der Bürgermeister von Hockenheim wurde ins Krankenhaus geprügelt. Die vergleichsweise zurückhaltende Berichterstattung und Kommentierung der Polit-Elite ist allerdings irritierend. Gelten für den Fall Dieter Gummer nicht auch die mahnenden Worte von Frank-Walter, dem Urlaubenden: „Wenn heute die Repräsentanten unserer Demokratie, allen voran die Ehrenamtlichen, wenn Bürgermeister und Kommunalpolitiker beschimpft, bedroht und tätlich angegriffen werden – dann ist das ein Alarmzeichen für unsere Demokratie“?

♦ Elf deutsche Universitäten und Universitätsverbünde dürfen künftig den begehrten Titel „Exzellenzuniversität“ tragen – besonders die Berliner freuen sich wie Bolle. Hoffentlich wurden die deutschen Zukunfts- und Kompetenzbereiche Astrologie und Gender ausreichend bei der Auszeichnung berücksichtigt!

♦ Dringender Kandidatenaufruf für den SPD-Chefposten. Bislang sind lediglich der Christopher-Street-Day-Beauftragte des Außenministeriums, Michael Roth, und der SPD-Hummer-Spezialist Karl „die Fliege“ Lauterbach mit Damenbegleitung angetreten. Die Konkurrenz ist doch zu schlagen!


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