Tichys Einblick
Das Abtauchen der EU

Einfahrt in Hafen verweigert: Malta lehnt „Alan Kurdi“ ab

Italien wird seinen Kurs halten. Eigentlich müsste nun eine an sich bekannte, moralisierende Regierung handeln. Aber bei der ist immer nur alles eigentlich.

Das Sea-Eye Schiff "Alan Kurdi" im Februar 2019 auf Mallorca

JAIME REINA/AFP/Getty Images

Malta will das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ der NGO Sea-Eye wohl plötzlich doch nicht in La Valletta andocken lassen, melden erste Medien.

Ein ewiges Feilschen um Aufnahmekapazitäten zwischen Italien und Malta, weil sich die EU nicht äußert und abtaucht. Dass von Jean-Claude Juncker und seiner Entourage an Kommissaren nichts mehr zu erwarten ist, zeichnet sich gerade ab. Diese EU, egal, wie sie geführt wird, ist bereits in Agonie verfallen, der Eindruck drängt sich auf. In Berlin sind sowieso nur Zauderer am Werk.

Italiens und Maltas Regierungen bleibt gar nichts anderes übrig als zu handeln, wie sie handeln. Außerdem spitzen sich auch die Diskussionen innerhalb der italienischen Regierung zu. Nicht etwa, dass die Gelbe Fünfsterne-Partei gegen Salvinis Pläne wäre, im Gegenteil, Salvini könne nicht behaupten, allein gelassen worden zu sein, wenn ihm doch angeboten wurde (so die zwei Fünf-Sterne-Minister Danilo Toninelli und Elisabetta Trenta), das NGO-Schiff „Alex“ mit Militärschiffen nach Malta zu eskortieren. Doch Salvini wollte die Militärschiffe nicht als „Taxi“ für die Migranten missbrauchen.

Und Maltas Ministerpräsident Joseph Muscat hat so langsam die Faxen dicke, mit dem ewigen Hin und Her, mal würde Malta abgelehnt von den NGO und Flüchtlingen selbst, dann wieder überlegten es sich die Crews anders – je nach Belieben so scheint es. Italien schreckte die Retter der „Alan Kurdi“ auch mit der Aussicht auf hohe Geldstrafen ab. (Wobei die nächsten Spenden und übernächsten Spenden sicher kommen – aber wie sieht es danach aus?).

Verkehrs- und Infrastrukturminister Danilo Toninelli fasst das ganze unwürdige Spektakel der letzten Tage so zusammen, es werde auch von den Medien (an Bord der „Alex“ waren sogar Journalisten) nicht mehr zwischen „Fiktion und Wahrheit unterschieden“, denn, so Toninelli weiter, und er nimmt sich auch das deutsche Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL vor, während alle Scheinwerfer auf die NGO gerichtet sind und Italien absolut falsch dargestellt wird, „sind in den vergangenen Tagen“ weitere 70 Migranten mit anderen Booten außerhalb an Land gegangen.

Und plötzlich beklagt auch Lampedusas Bürgermeister zu viele Flüchtlinge.

Das Hamburger Magazin, das in der Vergangenheit nie eine Chance ausgelassen habe, so Verkehrsminister Toninelli, „uns von den Fünf-Sternen schlecht zu machen“, ausgerechnet dieses Magazin, feiere jetzt noch die „Kapitänin” und Gesetzesbrecherin sowie alle NGO, und veranstalte dabei mit anderen Zeitungen eine wahre „Truman-Show“.

Ein Verfälschen der Realität, nichts anderes. Das kommt einem beim SPIEGEL doch irgendwie bekannt vor, und man scheint sich nach einer kurzen Zwangs-Zerknirschung nach Relotius wieder voll dem ausschmückenden Prosa-Journalismus hinzugeben.

Italien wird seinen Kurs halten. Eigentlich müsste nun eine an sich bekannte, moralisierende Regierung handeln. Aber bei der ist immer nur alles eigentlich.

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