Täglich werden wir mit Begriffen konfrontiert, die im Ergebnis einer als alternativlos gepriesenen Energiewende verwendet werden oder durch sie erst entstanden sind. Wir greifen auch Bezeichnungen auf, die in der allgemeinen Vergrünung in den Alltagsgebrauch überzugehen drohen – in nichtalphabetischer Reihenfolge.
K wie
Klimasommer, der
Dieses schöne Wort wurde uns von Annalena Baerbock geschenkt. Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen ist es im Deutschen problemlos möglich, Substantive zu kombinieren. Das ist oft sinnvoll, erspart es doch längere Formulierungen oder Umschreibungen. Es kann aber auch zu Irrtümern führen, denn ein Kreiskrankenhaus ist nicht rund, ein Kronzeuge trägt keine Krone und ein Zitronenfalter faltet keine Zitronen.
Was ist nun ein „Klimasommer“? Tauchen wir also tief in den Kübel politischer Sprachpanscherei ein und greifen zunächst den Sommer: Aha, eine Jahreszeit. Die wärmste, wo die Sonne am höchsten steht und die Tage am wärmsten sind. Sie dauert genau drei Monate und ist global verschieden. Wenn wir Sommer haben, ist in Australien Winter. Klingt seltsam, ist aber so.
Beim zweiten Griff halten wir das Klima in der Hand. Es entsteht aus der Kette Wetter → Witterung → Klima und ist eine Statistik von Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchte, Sonnenscheindauer und Windaufkommen, ermittelt über mindestens 30 Jahre. Weiter kann man unterscheiden in Mikro-, Meso- und Makroklima, je nach räumlicher Dimension der Betrachtung.
Nun haben wir in jeder Hand ein Wort – „Klima“ und „Sommer“ und pappen das einfach zusammen, wie es Frau Baerbock getan hat. Fügt man die Begriffe aber anders zusammen als sie es tat, erhält es einen Sinn: Sommerklima. Da erinnert sich jeder, wie das Wetter in seiner Region so im Durchschnitt in den letzten Jahrzehnten war. Der Grönländer stöhnt bei fünf Grad plus über die Hitze, während der Nordafrikaner in seinem Winterklima bei zehn Grad plus die Mütze aufsetzt und die dicken Stiefel anzieht.
Also, alles relativ mit dem jahreszeitlichen Klima. Aber was ist nun ein Klimasommer? Hat das Klima, also eine Wetterstatistik über eine längere Zeit, jetzt auch Jahreszeiten? Das könnte man so sehen, wenn man an die Warm- und Kaltzeiten der Erdgeschichte denkt und die heutige Zeit als Warmzeit interpretiert. Ein weiterer Wortsinn ergibt sich nicht.
Vermutlich meinte Frau Baerbock auch etwas anderes, als sie sich anmaßte, das Auftreten der Kanzlerin, immerhin der faktisch ersten Person im Staat, völlig taktlos einer laienmedizinischen Diagnose zu unterziehen und dies gleichzeitig politisch zu instrumentalisieren. Da hat Annalena wieder einen Baerbock geschossen, der ihrer Kanzlerinnenkanditatinneneignung (um wiederum ein zusammengesetztes Substantiv zu benutzen) schaden dürfte. Sie hat mit dem rhetorisch atemlos im Stil einer Singer-Nähmaschine ratternden Stakkato in gewohnt hoher Platitüdenfrequenz schlicht überzogen. Um meinerseits eine laienmedizinische Diagnose abzugeben, vermute ich bei ihr eine cerebrale kognitive Insuffizienz, hervorgerufen durch lokale Hyperthermie in der Cortex cerebri als Ursache.
Als Politiker*_In der ersten Reihe hätte ihr das nicht passieren dürfen. Eine nachgeschobene Entschuldigung ist kosmetischer Natur, spontane Sprache legt das Denken offen. Wechselweises Gift sprühen und Kreide fressen gehört allerdings zum Instrumentarium der Politiker und auch der Grünen.
Was wollte Frau Baerbock mit dem Begriff „Klimasommer“ nun transportieren? Sie meinte mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Sommer, der infolge eines Klimawandels wärmer ist als vorherige und der entsprechende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hat. Warum sagt sie das nicht? Weil Politikersprech sich zunehmend verschlagwortet und in Phrasen ergötzt. Unklare Sprache zeigt unklares Denken. Dies zeugt wiederum vom Elend unserer Eliten, dem Bildungselend.
Es gibt eine Vielzahl weiterer in dieser Weise unzulässig erfundener Begriffe, die zunehmend auch menschenfeindliche Assoziationen wecken. „Klimasünder“ und „Klimaleugner“ sind Menschenfeinde, „Klimaschädlinge“ sind offenbar nicht mal mehr Menschen. Am Klima kann man sich nicht „versündigen“, auch wenn manche pro Kopf mehr CO2 ausstoßen als andere. Niemand leugnet den Klimawandel, es gibt nur verschiedene Ansichten zu den Ursachen. Und einen „Klimamanager“ kann es auch nicht geben, denn Management des Klimas würde gezielte Beeinflussung des Wetters bedeuten. Wenn Herr Rahmsdorf vom PIK nun meint, wir hätten die Kontrolle über das Klima verloren, bitte ich um die Angabe, wann und wie der Mensch diese Kontrolle schon jemals hatte.
Die Grünen in ihrer moralinsauren Abgehobenheit, die erntereife Felder zertrampeln oder dies gutheißen, scheinen von hohen Temperaturen deutlich beeinflusst, auch wenn sie derzeit wohl eher angesichts hoher Umfragewerte erregt zittern. Sie werden ihre ungedeckten Schecks auf die Zukunft noch einlösen müssen, wenn nach mehr als 14 Jahren Merkel die Scherben zusammengefegt werden. Egal, bei welcher Temperatur.