Auch wenn es in Europas Medien weitgehend verschwiegen wird, die letzte Juni-Woche hat hoffnungsvolle Bewegung in den Nahost-Konflikt gebracht: erstmalig haben die Sicherheitsberater Russlands, Israels und der USA auf Einladung des israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in Jerusalem getagt. Und Bahreins Hauptstadt Manama war Gastgeber eines workshops unter dem Titel „Frieden durch Wohlstand“, an dem sich zum ersten Mal arabische Staaten von Marokko, Ägypten, Jordanien bis Saudi-Arabien mit Israelis und israelischen Medienvertretern öffentlich austauschten. Allein die Tatsache, dass diese Veranstaltungen zeitgleich stattgefunden haben, zeitgleich auch mit dem 40jährigen Jubiläum des Friedensvertrages zwischen Ägypten und Israel, ist politisch äußerst bemerkenswert. Zu verdanken haben wir das der kontinuierlich klugen Vorgehensweise des amerikanischen Präsidenten Donald Trump und seines Nahost-Berater-Teams um John Bolton, Jared Kushner und Jason Dov Greenblatt.
Die USA haben im Vorfeld die politischen Erwartungen tiefer gehängt, das Treffen in Bahrein von einem Gipfel zu einem workshop degradiert. Hier wird und kann es keinen politischen Durchbruch geben. Im Zentrum stehen nicht Präsidenten oder Außenminister, sondern erfolgreiche Unternehmer aus der Region. Öl regierte ohnehin seit Jahrzehnten mit, ist aber in der letzten Dekade von high-tech verdrängt worden. Nicht mehr Exxon, Shell und Texaco führen die Weltbörsen, sondern google, facebook, apple und amazon. Hier reden Israelis technologisch ein gehöriges Wort mit, insbesondere in Verbindung mit ihrer militärischen Schlagkraft, wenn es um die weitreichende Verteidigung ihres Landes geht. Deshalb macht sich nicht nur in Washington und Moskau, sondern auch in den arabischen Hauptstädten die Erkenntnis breit: Ohne Israel geht nichts, mit Israel geht fast alles.
Putin weiß, dass er den verwirklichten russischen Traum eines von der NATO nicht kontrollierbaren Stützpunktes an einem warmen Meer, in Syriens Latakia/Tartus, nur dann langfristig sichern kann, wenn er sich mit Israel arrangiert. Israel kann aus Überlebensgründen nicht zulassen, dass sich der Iran an der israelischen Golanhöhen-Grenze zu Syrien etabliert, zerstört deshalb regelmäßig iranische Stellungen durch Luftangriffe in Syrien. Diese Gemengelage bedroht russische Interessen in Syrien und verlangt nach militärischen Absprachen mit Israel, die inzwischen regelmäßig stattfinden und zu einem fast freundschaftlichen Verhältnis zwischen Putin und Netanyahu geführt haben. Statistiker haben errechnet, dass Netanyahu 2019 öfter mit Putin telefoniert als mit Trump. Der Dealmaker in Washington akzeptiert die Schaukelpolitik Netanyahus. Er weiß sie in den Händen eines guten Freundes.
Der Finanzmister der Vereinigten Arabischen Emirate, Obeit al Tayer, tadelt die PLO vorsichtig und ergänzt: „wir müssen den Palästinensern Wohlstand verschaffen und sie müssen nach besseren Lebensbedingungen streben. Wenn das die Initiative (von Bahrein) ist, sollten wir ihr eine Chance geben“.
Genau dem widersetzt sich PLO-Chef Mahmoud Abbas, schreit Zeter und Mordio ob der arabischen „Verräter“, die einer Quasi-Anerkennung Israels als jüdischer Staat das Wort reden und ruft einen dreitägigen Generalstreik im Westjordanland aus. Wer hat den Schaden? Das palästinensische Volk. Je lauter er sich allen Initiativen widersetzt, desto klarer wird, dass er längst sein Volk verloren hat. Die kürzlich PLO-dekretierte Absetzung eines palästinensischen Bürgermeisters, der seinen israelischen Siedlungs-Nachbarn – einen von 450,000 – zu einer Hochzeit eingeladen hat, ist erkennbarer Ausdruck dieser Entwicklung. Deshalb fürchtet er Neuwahlen, hält sich seit zehn Jahren ohne Legitimation im Amt.
Wäre der workshop von Bahrein und der zeitgleiche trilaterale Gipfel von Jerusalem vom Trump-Vorgänger initiiert und unterstützt worden, hätten die heutigen Trump-Gegner weltweite Obama-Festpiele veranstaltet, Loblieder auf Barack gesungen und Friedensnobelpreise in Aussicht gestellt.
Und wo sind Brüssel und Berlin? Bestenfalls untergeordnete Beobachter, deren politische Bedeutung aus eigenem Verschulden immer mehr schwindet. Die Worte des früheren Nahost-Beauftragten der EU, Tony Blair, der sich auf der Bahrein-Bühne von Kushner interviewen lässt, könnten als Anregung dienen: „denke kreativ und bleibe am Ball“.