Die Leipziger Volkszeitung berichtete, dass die Leipziger Philharmoniker in der Peterskirche ein Gedenkkonzert zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution veranstalten wird. Allerdings scheint der Philharmonie Leipzig nicht an dem würdigen Gedenken, sondern an der Verhöhnung der friedlichen Revolution gelegen zu sein, denn anders lässt sich die Wahl des Festredners nicht erklären. Was um alles in der Welt trieb die Leipziger Philharmoniker dazu, den Bock zum Gärtner zu machen und Gregor Gysi um die Festrede zu bitten?
Man kann es drehen und wenden, wie man will, auf der Seite der Bürgerrechtler stand Gysi nicht, sondern auf Seiten der Gegner der Friedlichen Revolution. So gesehen hätte man auch Egon Krenz bitten können, die Festrede zu halten oder Erich Honecker, wenn der noch leben würde.
Der Musiker Kurt Masur, der mit fünf weiteren Leipzigern am 9. Oktober 1989 den Aufruf „Keine Gewalt“ verfasste und damit einen Anteil hatte am friedlichen Verlauf der Demonstrationen, wäre entsetzt über die Geschichtsvergessenheit der Philharmoniker.
Der Leipziger Philharmonie bleibt nur, den ungeeigneten Festredner wieder auszuladen, wenn sie nicht die friedliche Revolution von 1989 verhöhnen will, nicht die Bürgerrechtler beleidigen möchte, die mutig dem Regime entgegentraten. Sollte sie jedoch an dem skandalösen Entschluss festhalten, steht es in der Verantwortung jedes einzelnen, diesem Konzert fernzubleiben, das durch die Wahl des Festredners Geschichtsklitterung betreibt.