Im ganzen Drama, das Deutschland überzieht, hörte man in der gesamten Fluchtdebatte kaum etwas vom Schicksal der geflüchteten Kinder, von denen die Medien nicht mehr sprechen, seitdem sie die nackte Nachricht brachten. War nicht nach Köln Begründung fürs Warten die nötige Recherche? Das Einzige was uns gezeigt wurde, waren Bilder von verstörten Kindern, die dem Anschein nach mit irgendeiner Form von Hilfe hier angekommen sind und somit in Obhut und auf sicherem Boden waren. Warum nun nicht mehr?
Beiläufig erfuhren wir in unseren Leitmedien, die gern Anklage gegen diejenigen erheben, die Skepsis oder gar Bedenken im Einwanderungschaos äußern, dass in Europa um 5.000 unbegleitete Kinder als vermisst gelten. Die Information stammt vom Bundeskriminalamt. Die europäische Polizeibehörde Europol spricht von 10.000 unbegleiteten Minderjährigen, die nach ihrer Ankunft in Europa verschwunden sind. Dies hat Europol-Stabschef Brian Donald dem britischen The Observer bestätigt. Laut Europol seien allein in Italien 5.000 Minderjährige und 1.000 in Schweden verschwunden. Die Organisation „Save the Children“ schätzt, dass allein im vergangenen Jahr ungefähr 26.000 unbegleitete Minderjährige in Europa angekommen sind. Europol ginge von noch höheren Zahlen aus.
Die vagen Zahlen machen deutlich, dass sich ein Migrationschaos kreuz und quer durch ganz Europa zieht: kurz eine Meldung, einmal über die Union ausgegossen und danach wieder Stille. Manche Unionsländer haben davon wahrscheinlich gar nichts mitbekommen oder es interessiert sie nicht, ob und was mit den verschwundenen Flüchtlingskindern passiert ist. Wo bleibt der Aufschrei unserer Berufsmoralisten? Bermudadreieck Europa?
Stellen sich doch nun brennende Fragen: Stimmt die Meldung? Woher kommen die Zahlen wirklich? Waren die Kinder registriert und fehlten danach? Oder wurden sie im Schub durchgewunken? Woher dann die Zahlen? Oder haben Schlepperbanden Minderjährige abgefischt, um sie anderen kriminellen Organisationen gewinnbringend zu verkaufen? Sind die vermissten Minderjährigen teilweise in Sicherheit? Wo? Wer findet das raus?
Was weiß die Polizei auf den Dienststellen? Die Frage kann leider kurz beantwortet werden: genau so viel wie die Bevölkerung, nämlich nichts. In mehreren unabhängigen Gesprächen mit Polizeibeamten an der Basis und in entsprechenden Positionen sind die Äußerungen übereinstimmend. Zusammenfassend kann man diese Informationslage auf das ganze Land ausweiten.
Man hat weder vom BKA noch sonst woher nähere Informationen, geschweige denn von Europol. Vielleicht ein paar ganz Eingeweihte, was aber auch nur vermutet wurde. Ob die Meldungen überhaupt stimmen, rätseln viele. Wenn, was will man machen oder anderes erwarten. Wenn die Bevölkerung alles wüsste, was ihnen vorenthalten wird, dann hätten wir ein noch größeres Chaos, verbunden mit Unruhen, wie wir es von entsprechenden Ländern immer hören. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wir dort hin steuern.
Solche Anmerkungen fallen ohne Panikmache oder Verschwörungstheorie, sondern geben die herrschende Stimmung wieder, die sich achselzuckend verschlechtert. Leuten, die alles schönreden wie unsere Politiker, glaubt keiner mehr.
Ob die Meldungen über Europol und BKA voreilig an die Öffentlichkeit gebracht wurden? In der Verunsicherung, in der sich solche Institutionen gerade befinden, ist inzwischen alles möglich. Soll man die Öffentlichkeit informieren, soll man nicht, was ist, wenn sie woanders bereits herausposaunt wird? Soll man zuerst einmal bis ins Detail ermitteln oder nicht, oder doch, dann erst informieren? Was darf und soll man noch, um nicht die politisch korrekten führenden Politiker wie unsere Kanzlerin mit ihrem Hofstaat zu verärgern oder gar ihr Konzept und ihre Weltanschauung durcheinander zu bringen?
Norbert Zerr, Hauptkommissar a.D., war 22 Jahre bei der Polizei, engagierte sich in der CDU, war Bürgermeister und gab 2000 zusammen mit Professor Adolf Gallwitz das Buch Horrorkids? heraus.