Eigentlich war es kein ungewöhnliches Thema, das sich das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam der Frankfurter Universität gestellt hatte: „Säkularer Islam und Islamismuskritik“ lautete das Thema. Bereits im Vorfeld hagelte es Kritik an der FFGI-Direktorin Susanne Schröter, da als Redner der Politikwissenschaftler und Publizist Hamed Abdel-Samad eingeladen war.
Kritiker des Islam leben gefährlich in Deutschland
Islamkritik ist inzwischen ein verfestigtes Tabu in Deutschland, über das möglichst nicht gesprochen werden darf. Die Konferenz ist für Hamed Abdel-Samad – wie er selbst sagt – eine „Premiere“. Denn noch nie zuvor war er an einer deutschen Universität eingeladen, um über Islamkritik zu sprechen. Doch nun war es geschehen. Und während Abdel-Samad vor dem größtenteils begeisterten Publikum sprach, klang es so, als würden gerade seine Thesen an die Tür der Goethe-Universität genagelt – längst haben sich Islamisten riesige rechtsfreie Räume in Deutschland erkämpft, von denen aus sie Kritiker mit dem Tod bedrohen. Der Rechtsstaat wie die Öffentlichkeit und große Teile der Wissenschaft haben davor weitgehend resigniert, sehen dem Treiben tatenlos und ohne Widerstand zu.
Die Angst davor, als Rassist zu gelten
Der Islamkritiker Abdel-Samad spricht das aus, was sich kaum einer traut, da in Deutschland regelrecht eine Angst herrscht, als Rassist diffamiert zu werden. Dieser Vorwurf ist in den Medien die schärfste Waffe.
Theodor-Adorno entsinnend beginnt der Islamkritiker mit dem Satz:
„Eine abweichende Meinung wird in Deutschland zwar zugelassen, aber sie wird sofort geahndet“.
Denn Abdel-Samad und andere Islamkritiker dürfen ihre Kritik zwar äußern. Sie dürfen ihre kritikreichen Bücher samt provokativen Titel sogar publizieren. Das Problem sei viel mehr die Art und Weise, wie mit der Kritik in der Politik und in der akademischen Welt in Deutschland umgegangen wird. Abdel-Samads Professor warnte ihn, er könne nur Karriere in Deutschland machen, wenn er von Islamkritik die Finger lassen würde. Aber genau das tat er nicht. Klar und deutlich sagt er: „Die Politik will uns nicht. Die Wirtschaft will uns nicht“. Für die seien die Islamkritiker bloß „Störenfriede“. Deutschlands Partner wie Saudi-Arabien, Katar und Iran möchte man nicht verärgern und schon gar nicht die Geschäfte mit ihnen gefährden.
Die Bestrafung „abweichender Meinung“
Ein Hauptproblem sei: Die Politik vertritt mittlerweile eine das Kritik-Verbot unterstützende Haltung. Wissenschaft und Akademiker bemühen sich nicht mehr um Wahrheitsfindung oder wissenschaftliche Erkenntnis, sondern nur noch um sozialverträgliche Meinungen sowie Ergebnisse, die in diesem Umfeld ungefährlich sind und von den Vertretern des politischen und gewalttätigen Islams geduldet werden. So werden Spielräume immer kleiner. Argumente werden heute nicht mehr nach ihrem Wahrheitsgehalt bewertet sondern nach ihrer sozialen Verträglichkeit und moralisierenden Behauptungen, die eine größere Rolle spielen als die wissenschaftliche Argumentation – „so kann die Wissenschaft nicht weiter machen“.
Angst vor „Rechts“…
„Wir haben in Deutschland die Situation, dass die Angst vorherrscht, dass das rechte Lager wächst. Angst, dass innerhalb der Bevölkerung Anfeindungen gegenüber Muslime wachsen. Ängste, die berechtigt sind.“ Abdel-Samad sieht die Entstehung und das Wachsen der AfD als Folge genau dieser Politik: „Wenn die Bevölkerung den Eindruck bekommt, dass in erster Linie Politik für Einwanderer, Muslime und sogar für Islamverbände betrieben wird, dann darf man sich nicht wundern, dass das rechte Lager wächst.“ Wenn die Religionskritik aus den Universitäten verschwindet, wenn die Schule nicht in Stande sei, eine Diskussion über die Situation im nahen Osten zu führen und wenn die Bundeszentrale für politische Bildung Muslimbrüder als Stimmen aus diesem politischen Lager einlädt, dann dürfe man sich nicht wundern, dass die AfD das Thema für sich entdecken würde. „Die Grünen müssen aufpassen, dass sie nicht den selben Fehler machen“.
So kritisiert Abdel-Samad, dass Islamkritik in Deutschland sich zu einem Bereich entwickelt und verfestigt hat, der sich jeder Kritik entzieht und Kritiker wie kritische Wissenschaftler pauschal diffamiert. Aber gleichzeitig zeigt er dem Publikum auf, wie wichtig die Kritik an dieser Religion ist.
… aber keine Angst vor bewaffneten Gefährdern
Deutschland ist ein Land, in dem ein bekannter Gefährder ungestört mit einer Waffe herumlaufen kann. Dafür seien Kritiker dieser Situation mittlerweile extrem gefährdet. Was für ein Paradox für einen Rechtsstaat, der seine Funktion streckenweise ausgegeben hat und diejenigen mehr schützt, die ihn in Frage stellen. Wie zum Beweis dieser These erhielt nur wenige Stunden vor diesem Vortrag ein IS-Werber, der vor dem Frankfurter Oberlandesgericht stand und einen Anschlag planen wollte, lediglich eine Bewährungsstrafe für sein Handeln. Doppelte Ironie:
Das Forschungszentrum Globaler Islam von Professor Schröter hatte bei der Aufdeckung mitgewirkt – und steht jetzt im Zentrum der Bedrohung. Dass Islamkritik in Deutschland lebensgefährlich ist und sich riesige, rechtsfreie, islamistische Räume gebildet haben, die auch noch toleriert und vom Staat sogar im Einzelfall verteidigt werden – besser lässt sich diese Tatsache nicht belegen.
Schranken für die Religionsfreiheit
Das Grundgesetz wurde offensichtlich formuliert in einer Zeit vor dem Auftreten des gewalttätigen Islam – und wird jetzt von dessen Vertretern zum eigenen Schutz missbraucht, als pauschaler Freibrief für die Zerstörung interpretiert. Jeder Demokrat müsse zwar gegen Anfeindungen von Muslimen eintreten, „aber schützen wir Muslime vor Misstrauen und Anfeindungen in der Gesellschaft, in dem wir die Religionskritik unterbinden? Nein“. Für ihn ist Kritik an Religion in erster Linie eine Chance für die Religion. „Warum stellt man Muslime unter Artenschutz? Ich nehme Muslime sehr ernst, deshalb übe ich Islamkritik. Jeder der Muslime vor Islamkritik schützen will, betreibt Rassismus. Traut ihr ihnen nicht zu, dass sie genauso rational denken können, dass sie ihre Emotionen in den Griff kriegen können und auf Argumente antworten können?“ Er betont, dass die Anfeindungen von Muslimen größer seien denn je und dass der Islamismus noch nie so stark war wie er jetzt ist. „Wer ist dafür verantwortlich? Verharmlosungen von Parteien der Mitte? Weil man nicht auf Warner wie Bassam Tibi gehört hat?“ Dass Gewalt von Islamisten ausgeht, wird mittlerweile wohl nur noch in Deutschland bestritten und als rassistisch bezeichnet: Kritische Muslime fühlen sich bedroht von Muslimen, die postulieren, dass wir hier in einer rassistisch-islamophoben Gesellschaft leben, bilanziert später Susanne Schröter.
„Warum denkt man, dass der Prozess der Aufklärung abgeschlossen ist? Es ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist, weder für Deutsche noch für Europäer.“ Sein Fazit ist erschütternd:„Es ist eine Katastrophe, dass die Intellektuellen nicht in erster Linie der Freiheit verpflichtet sind.“
Die ausrichtende Frankfurter Professorin Susanne Schröter ist eine Ausnahme. Nur durch ihren großen persönlichen Einsatz und Mut war die Tagung überhaupt möglich geworden.