Das war bei Maischberger kein hitziger Schlagabtausch wie bei Illner oder ein Wer-weiß-es-schneller wie bei Plasberg, sondern eher eine gemächliche Familientherapie, bei der jeder in Ruhe ausreden durfte. In sofern kann KGE sich nicht damit herausreden, es sei ihr so rausgerutscht. Nein, das meint sie so, wie sie es gesagt hat. „Es geht nicht darum, dass man freiwillig aufs Fliegen verzichtet, oder auf den Fleischkonsum. Es geht darum, dass das System geändert wird.“
Nun denn, ihr SUV-Fahrer und Steak-Freunde, ihr Mallorca-Urlauber oder Dubai-Touristen, die ihr die Grünen wählt, weil ihr damit die Bienen und das Klima retten wollt, das System, das Göring-Eckardt vorschwebt, das diskutiert nicht mehr mit euch, das schwingt den Hammer und die Sichel. In Bremen fällt gerade wieder die Maske: Die Grünen wollen eine Koalition mit SPD und Linken, auch wenn die Union die stärkste Kraft wurde. Legal, illegal, Göring egal.
In dem Zusammenhang ist es fast schon närrisch, was Ralph Brinkhaus, der Fraktionsvorsitzende der CDU, da von sich gab, als er erklärte, Politik sei immer eine Sache des Kompromisses der Gutmeinenden, „also Linke und AfD fallen weg.“ Der wird sich umgucken, wie schnell er und die Seinen da wegfallen, wenn‘s für die grüne SED im Bund reicht.
Die Frage der Sendung „SPD am Boden, CDU unter Druck: Ist die Regierung am Ende?“ lässt sich mit einem Wort so beantworten: völlig. Weil entschuldigte sich unterwürfig bei KGE, dass die SPD zu wenig fürs Klima getan habe, und dass sie sich ab sofort bessern wolle, Brinkhaus (ja, der von der CDU) will auf jeden Fall mitmachen, auch weil er mit dem linken Flügel der CDU von einem Bund mit den Grünen träumt. KGE nahm den Kniefall der beiden regungslos entgegen, und durfte nach Vorlage von Sandra die neue Wirtschaftskompetenz der Grünen ankündigen. Schließlich habe der BDI die Grünen hoch gelobt.
Half es, dass Jan Fleischhauer, der letzte Konservative vom „Spiegel“, süffisant darauf hinwies, dass der Opportunismus zum Wesen eines Lobbyverbandes gehört? Wohl genauso wenig, wie Brinkhaus‘ wache zwei Minuten, in denen er aufzählte, was „die Wirtschaft“ wirklich vom grünen Systemwechsel denkt. Steuern, Preise, Bürokratie seien jetzt schon zu hoch, und Sie, Frau GE wollen das noch verschlimmern. Erste Unternehmen wandern bereits ab.
Fleischhauer führte dann noch den Falschen Neunundzwanziger Kevin an, der Nahles erst ins Grab gestoßen und dann am lautesten Krokodilstränen vergossen habe. Natürlich sollte sich Weil zu einer Kandidatur bekennen, aber er wollte „nicht das nächste Kaninchen aus dem Zylinder sein“.
Dann noch ein wenig AKK-Bashing. Fleischhauer wünschte der CDU-Chefin, sie möge die Nerven behalten, auch Merkel sei zu Beginn verlacht worden, Brinkhaus schwor den Treueeid und KGE nutzte die Gelegenheit, ihr falsches Kirchentagspathos abzurufen: AKK habe einen Witz „über Menschen, die mit ihrer Identität zu kämpfen haben“ gemacht, was die boshafte Grüne absichtlich falsch verstanden hat, denn der Scherz ging auf Kosten der grünen SED im Berliner Senat, die für die mit ihrer Identität zu kämpfen Habenden gleich überall neue WCs installieren ließ.
Die Medien helfen kräftig mit. 60-70% in den Redaktionen seien grün, so Fleischhauer, der den bekannten Witz zum Besten gab: Alle 11 Minuten verliebt sich ein Stern-Redakteur in einen Grünen. Was alle dabei vergessen: Es gibt auch noch den Wähler, und der ist nicht mit den Demoskopen verwandt.