Jedenfalls saß Olaf Scholz so da „an diesem traurigen Tag“ und sein Gesichtsausdruck passte endlich auch mal zu seinen Worten, wenn er von der „tiefen Trauer“ sprach, die ihn ergriffen habe. Es ist aber niemand gestorben – außer vielleicht die SPD für Andrea Nahles, die Partei- und Fraktionsvorsitz und ihr Bundestagsmandat niederlegen will. Was in der Nahles-Übersetzung ganz klar heißt: Ihr könnt mich mal alle …
Vielleicht haben die Genossen den Olaf in die Sendung geschickt, weil sein immer gleicher Gesichtsausdruck am besten zu den Ereignissen passt. Ein anderer Genosse (m/w/d) hätte vielleicht seine mögliche Freude nicht so gut verstecken können, wie der stets unbeteiligt wirkende Anwalt aus Hamburg. Ja, er habe mit ihr gesprochen. Was er ihr gesagt habe, müsse leider privat bleiben. Freundschaft sei immer noch da. Er habe sich redlich bemüht, ein guter Ratgeber zu sein. Da hätte er auch zuhause bleiben können.
Kommissarisch sollen es nun Malu und Manu richten. Warum nicht Sie, fragte forsch Anne Will. Das ginge doch gar nicht als Vize-Kanzler. Und SPD-Chef könne er nicht werden, weil er ja Finanzminister sei, schwindelte Scholz, als ob er nicht wüsste, dass Merkel Kanzlerin und Parteivorsitzende war, bis sie über eine verlorene Wahl zuviel den Teil-(oder Schein-)Rückzug antrat.
Des weiteren waren geladen die streitbare Claudia Kade von der Welt und die Sächsin (was noch wichtig wird!) Cerstin Gammelin von der Süddeutschen Zeitung. Die Damen ritten denn auch gleich gemeinsam ihre Attacken auf Olaf Scholz, weil der zusammen mit dem Sorgenkind der SPD, Hubertus Heil, mitten im EU-Wahlkampf das unsinnige Thema Respekt-Rente für alle ohne Finanzierung platziert habe.
Scholz versuchte, sich zu entwinden, indem er von sich in der dritten Person als Amtsträger sprach: Der Arbeitsminister habe, und der Finanzminister müsse rechnen. Aber sollte gemeint sein, er, jetzt wieder der Mensch und Spezialdemokrat Olaf Scholz, sei frauenfeindlich – „das treibt mich um“! Was auf der Olaf-Scholz-Emotionsskala so viel heißt wie: Da gehe ich aber an die Decke! Vom Frauenversteher Scholz ist es nur einen Wimpernschlag zum Allesversteher Norbert Röttgen, der neben Scholz saß und sich bei den Damen gleich mit der Binse „Es muss alles anders werden!“ unbeliebt machte.
Röttgen übrigens auch nicht. Er warf sich vor Luisa Neubauer in den Staub, jammerte „wir“ (die CDU) sei „bei den heutigen Problemen nicht auf der Höhe der Zeit“, haben „das Klima total vernachlässigt“, die Energiewende sei ein Waisenthema geworden und bei „Europa“ mangele es an Diskussionen und Ernsthaftigkeit. Da will wohl einer noch was werden, wenn es was wird mit den Grünen. Scholz stimmte den Vorreden vollumfänglich zu, Heizungserneuerung könne man auch noch befehlen. Aber, so mahnte dann wieder Röttgen, der Bürger dürfe nicht noch mehr belastet werden. „Das habe ich ja gar nicht gesagt“, fühlte sich Neubauer angegriffen.
Claudia Kade brachte dann etwas Bodenhaftung zurück mit ihrem Verweis auf das schlechte Abschneiden der Grünen in Schweden, weil dort Klimaziele dank Atomkraft locker erreicht würden, aber auch das wissen unsere Leser ja längst. Interessant wurde es dann noch einmal durch den Blick auf Sachsen, wo Unheil droht.
Olaf Scholz wollte das Problem auf gewohnt spezialdemokratische Art beheben, nämlich „Milliarden einsetzen für die Männer und Frauen aus den Kohleregionen“. Nicht aus Mitgefühl natürlich oder aus Einsicht über eigenes Versagen, sondern sonst „hilft das der AfD“.