Der Youtuber Rezo hat mit seiner Aktion also zweierlei bewirkt: er hat mit dem ungeschriebenen Grundsatz gebrochen, dass ein politisch Unbedarfter sich nicht zu den Themen der „Großen“ äußert, weil er „eh nix versteht“, und er hat gleichzeitig einem ganzen Rudel Gleichgesinnter signalisiert, dass man nun auch im politischen Diskurs mit der Androhung von Gewalt und unflätigen Bemerkungen ungestraft im politischen Dschungel Gehör finden kann. Wo im Bundestag noch jemand ernsthaft und glaubhaft zur Mäßigung gerufen hätte, wo die Aura des Hohen Hauses und der Respekt vor den Exponenten der hohen Politik noch zur Zurückhaltung genötigt hätten – bei Youtube hat man nun freies Schussfeld.
Youtuber Rezo disst die CDU
Youtuber Rezo hat dem Rudel Gleichgesinnter signalisiert, dass man nun auch im politischen Diskurs mit der Androhung von Gewalt und unflätigen Bemerkungen ungestraft im politischen Dschungel Gehör finden kann.
CDU – das nächste Mal mach isch Disch so Krankenhaus … Gerade hat ein Youtuber mit blauer Locke die CDU gedisst, die daraufhin ihren Primus, dessen Name so schön nach göttlichem Zorn und Donnerhall klingt, zur Klopperei auf dem Schulhof schicken wollte. Man ahnte aber, wie das ausgehen würde, daher hat vermutlich Angela ihrem Philipp verboten, hinzugehen. Stattdessen ließ man dem nassforschen Kritiker die Leviten über die einschlägigen Zeitungen lesen, ergänzt durch ein paar Rüffel von Paul und Annegret. Bloß nicht ernstnehmen – sonst macht der gleich das nächste Video. Und leider, leider, greift er, verglichen mit der CDU-Webseite (zusammen so um die vierundsiebzig) sehr, sehr viel mehr Klicks, Likes und Smileys ab (ca. 7.5 Mio, etwa 750.000 Abonnenten), das muss ihm der Neid lassen.
Wenn man mal die vielen haarstäubenden Patzer, die ihm die in die Bresche springende Presse grade um die Ohren haut, außer acht lässt, ist vor allem Eines bemerkenswert: Zum ersten Mal hat es einer der angeblich soooo apolitischen, in der Youtube-Ecke weggeduckt lebenden Jugendlichen geschafft, parteipolitisch zu denken und Forderungen aufzustellen (Greta Thunberg mal beiseite). Ein wahrlich revolutionärer Vorgang, der auf interessante und vielfältigere Fortsetzungen hoffen lässt.
Bisher konnten sich die Herrschenden sicher sein, dass Blaulöckchen und seine vielen, nur auf ihre Herden von Followern fixierten Brüder und Schwestern brav blieben. Das hat sich mit einem Schlag geändert, ein Tabu ist hier scheinbar gefallen. Und das hat hauptsächlich mit dem Format und der Qualität des Personals – nicht nur in der Bundesregierung – zu tun.
Warum hat es der renitente und eindeutig der Linken zuneigende Youtuber unterlassen, die CSU direkt in seine Zerstörungsphantasien einzubeziehen? Vielleicht, weil er selbst nicht aus Bayern stammt, mit der Bajuwarenpartei nichts anfangen kann? Er konzentrierte seine lustvolle Schimpfkanonade auf die CDU und deren Spitzenleute, weil ihm die CSU, obwohl nur „kleine Schwesterpartei“, eine Nummer größer vorkam als die CDU. Weil er vielleicht tatsächlich befürchtet hat, dass der „Maggus“ sich in seinen grossen BMW setzt und postwendend bei ihm an der Haustüre klingelt und dann tatsächlich der „Watschenbaum umfällt“. Bei den Bayern kann man sich nicht sicher sein, dass sie nicht doch nach dem Unterricht auf dem Schulhof aufkreuzen. Dass die sich wehren, wenn man sie anzählt. Bei Mutti und ihrer augenscheinlich völlig eingeschüchterten Klasse CDU-ABC-Schützen, bestehend aus moppeligen Strebern und Milchbubis/mädis, musste man so etwas nicht befürchten. Kein Kanzler mehr, der schnaubend auf der Jagd nach dem Respektlosen durch die Menge pflügt, wenn ihn das rohe Ei getroffen hat.
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