Tichys Einblick
Gewaltszene Zürich

Anschlag auf die Pressefreiheit

Es ist ungewöhnlich, dass es in der eigentlich beschaulichen Schweiz zu Gewalt gegen politische Gegner kommt. Aber in Zürich existiert eine durchaus aggressive linke Szene.

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Große rote Kleckse, auf der Glastür ein gesprühtes Hammer-und-Sichel-Symbol und die Worte „Gegen rechte Hetze“ – so präsentiert sich der Eingang des Redaktionsgebäudes der „Weltwoche“ in Zürich derzeit. Auf dem Boden zerfließen blutrote Pfützen. Offenbar linksextreme Täter haben Mitte der Woche den Farbanschlag verübt.

Sreenprint: Roger Köppel, Facebook

„Weltwoche“-Chefredakteur Roger Köppel, dem deutschen Publikum aus manchen TV-Talkshows bekannt, gibt sich einerseits verärgert, andererseits aber trotzig zuversichtlich: Das sei ein Anschlag auf die Pressefreiheit. „Es ist ein perfider Angriff und ein Versuch, uns einzuschüchtern“, sagte Köppel der NZZ.

Nur acht Tage zuvor war der „Weltwoche“-Redakteur Alex Baur bei einer 1. Mai-Veranstaltung von vermummten Tätern sogar verprügelt worden.

Baur stand mit seiner Frau, einer Peruanerin, und Verwandten auf einem Festgelände an einem Stand und half beim Verkauf von Empanadas zugunsten Peru-Hilfsprojekten. Plötzlich kamen drei Personen und pöbelten ihn an, er solle verschwinden, er sei „Weltwoche“ und SVP (Schweizer Volkspartei) und habe hier nichts zu suchen. Eine halbe Stunde später erschien etwa ein Dutzend Vermummter und griff den 57-Jährigen und seine Familie an. Er kam mit ein paar Prellungen und einem zerrissenem Hemd, seine Tochter bekam einen Schlag in den Magen. Die Familie hielt zusammen und trieb die Angreifer in die Flucht. Baur nannte diese anschließend „feige Neandertaler, die nicht wissen, was eine Familie ist“.

Es ist ungewöhnlich, dass es in der eigentlich beschaulichen Schweiz zu Gewalt gegen politische Gegner kommt. Aber in Zürich existiert eine durchaus aggressive linke Szene. Und Roger Köppel, Baur und die „Weltwoche“ sind ihnen ein Dorn im Auge.

Woche für Woche sticht das Magazin mit oft provokanten Titelgeschichten in die Wohlfühlzonen des grün-roten Zeitgeistes. In den vergangenen Monaten hat die „Weltwoche“ vermehrt die Klimaprotestreligion und ihre Prophetin Greta aufs Korn genommen. Auch heiße Eisen wie die aus unkontrollierte Immigration resultierende höher Kriminalität packt das Magazin an. Und die Zeitschrift ist strikt kritisch gegenüber der EU und Brüssel.

Köppel hat die früher eher linksliberale Zeitschrift vor mehr als einem Jahrzehnt gekauft und den Kurs von links- auf rechtsliberal umgedreht. Vorher war Köppel 2004 bis 2006 Chefredakteur von Springers „Welt“ in Berlin. Seit 2015 ist er Mitglied des Schweizer Nationalrats, des Parlaments, für die „Schweizer Volkspartei“ (SVP). Mit seinen TV-Auftritten, bei denen er mit geschliffenen Argumenten die linken Teilnehmer zerlegt, hat er es zum regelrechten Hassobjekt vieler Linker gebracht. Die „Künstler“ des Berliner „Zentrum für politische Schönheit“ initiierten vor vier Jahren ein Theaterstück mit dem Titel „Tötet Roger Köppel“.

Er lässt sich aber eben nicht einschüchtern. Ein Vorbild in Sachen Mut und politische Courage.


Robert Mühlbauer

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