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Bundespannenregierung

Regierungsflieger strandet erneut: UN-Sicherheitsrat wartet auf Maas

Deutschland übernimmt den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat. Maas macht sich dafür auf den Weg nach New York und besteigt das Flaggschiff der bundesdeutschen Flugbereitschaft, den vierstrahligen Airbus A340 „Konrad Adenauer“. Und strandet. Schon wieder.

imago/photothek

Der deutsche Außenminister Heiko Maas übernimmt zum 1. April für Deutschland den Vorsitz in New York von seinem französischen Kollegen Jean-Yves Le Drian. Wichtige Aufgaben stehen an, so etwa der bessere Schutz von Helfern in Krisengebieten. Auch der Themenkomplex „Frauen, Frieden und Sicherheit“ soll eine große Rolle spielen. Und gleich zu Beginn der deutschen Monate soll es eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu weltweiter Abrüstung und Rüstungskontrolle geben. Falls denn der Vertreter Deutschlands per Regierungsflieger anwesend ist.

Zu Beginn der Beratungen in New York war Maas nicht anwesend. Ein geplatzter Reifen hinderte ihn an pünktlichem Eintreffen – es mutet wie ein Aprilscherz an. An einen solchen würde auch jedermann glauben, wenn es denn eine Panne einer ansonsten reibungslos funktionierenden Flugbereitschaft wäre. Von „reibungslos“ kann jedoch keine Rede sein. Vier Monate war der Regierungsflieger „Konrad Adenauer“ zur Generalüberholung in der Flugwerft, und da sollte doch eigentlich alles angeschaut worden sein. Auch die Reifen. Doch vielleicht wurden ausgerechnet die nicht gewechselt? Einer von ihnen barst jedenfalls bei der Landung auf dem New Yorker Flughafen „John F. Kennedy“, wodurch der bundesdeutsche Pannen-Jet nicht selbständig in die Parkposition fahren konnte. „Wir haben Probleme mit einem Reifen, so dass wir geschleppt werden müssen“, gab der Pilot noch durch – und dann saß Maas fest.

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Es war der erste Einsatz des fliegenden Regierungs-Flaggschiffs nach der Generalüberholung, und der Bundesaußenminister nahm die erneute Panne offenbar mit so viel Gelassenheit auf, dass man von „Pannenroutine“ sprechen kann. Er müsse wohl bald mal den Sicherheitsrat mit den Problemen der deutschen Flugbereitschaft befassen, soll er vor Journalisten gescherzt haben. Ausgerechnet er selbst war vor dem Abflug in Berlin das jüngste Opfer der Pannenserie der Bundeswehr-Flugbereitschaft geworden, daher wohl die Routine. Erst im Februar war sein Flieger in der malischen Hauptstadt Bamako liegengeblieben. 20 Stunden musste Maas vor dem in Mali ständig drohenden islamischen Terror geschützt werden. Dass ihm nun in New York ein flockiger Scherz munter von den Lippen ging, mutet vor diesem Hintergrund verständlich an.
Immerhin, keine unmittelbare Lebensgefahr

Und so gefährlich wie beim letzten Mal war es ohnehin nicht. Die „Konrad Adenauer“ war in die Generalüberholung gegeben worden, nachdem sich Ende November mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Olaf Scholz an Bord auf dem Weg zum G20-Gipfel in Buenos Aires ein Defekt eingestellt hatte, der so gravierend war, dass die Piloten nicht mehr regulär funken konnten und die Maschine mit vollen Kerosintanks notlanden mussten. Eine defekte „Transformer Rectifier Unit“ – eine zentrale Schalteinheit in der Bordelektronik – hatte damals gleich zwei Funksysteme lahmgelegt, die sich im Notfall gegenseitig ersetzen sollen. Zudem war es nicht mehr möglich, Kerosin in der Luft abzulassen, um das Landegewicht zu verringern. Lebensgefahr für alle Passagiere.

Ein Reifenplatzer ist bei einem großen, vierstrahligen Jet an sich nicht bedrohlich. Es ist vielmehr die muntere Reihe von Pannen, die auffällt. In New York verpasste Maas diesmal sein ersten Termin als UN-Sicherheitsratsvorsitzender, einen gemeinsame Auftritt mit seinem Vorgänger, dem französischen Außenminister Le Drian. Auch am Auftakt einer Beratung des UNO-Sicherheitsrats und weiterer Akteure über den Schutz humanitärer Helfer konnte Maas nicht teilnehmen. Den es dauerte volle 90 Minuten, bis der Bundsaußenminister, der trotzdem nicht Bundespannenminister genannt werden sollte, den Regierungsflieger schließlich verlassen konnte.

Hauptsache ankommen, wo auch immer

Der Airbus, der dagegen schon eher Bundespannenflugzeug genannt werden könnte, kam nicht an seine Parkposition. Maas stieg letztlich auf dem Flugfeld aus. Immerhin durfte er überhaupt noch mit dem Regierungsflieger reisen. Wegen der wiederholten Pannen der Flugbereitschaft müssen die meisten seiner Ministerkollegen ihre Diensttermine längst mit normalen Linienflügen absolvieren. Wobei sich in Berlin alle verfügbaren Regierungssprecher mit Händen und Füßen dagegen sträuben dürften, in dieser Pannenserie ein Menetekel für Merkels vierte Amtszeit zu sehen.

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Für wie vertrauenswürdig die Bundespannenministerin, wie Frau von nicht genannt werden sollte, ihre eigenen Planungen derweil hält, lässt sich daran ablesen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von ihr das Angebot erhielten, einen zweiten Regierungsflieger bei wichtigen Reisen mitfliegen zu lassen – leer. Falls schon wieder ein Bauteil ausfällt oder ein Reifen platzt.

Abgesehen davon, dass der Bund der Steuerzahler ein solches Vorgehen mit Sicherheit beizeiten kommentieren wird, sei hier auf Christoph Kolumbus verwiesen. Der nahm gleich drei Schiffe auf seiner Reise nach Indien mit. Damit er Ersatzteile hatte für unterwegs. Kolumbus landete immerhin – aber nicht, wie gedacht, in Indien. Sondern in Amerika. Bundesaußenminister Maas könnte mit einer solchen Variante vielleicht auch ganz gut leben. Mutmaßlich ist es gar nicht so wichtig, auf welchem Kontinent er gerade Politik macht.

Und so schlimm wie bei der Marine ist es ohnehin noch nicht. Die Kostenexplosionen bei der chronisch am Boden klebenden Flugbereitschaft dürften immerhin kleiner sein bei der ebenfalls unter der Flagge des Verteidigungsministeriums segelnden „Gorch Fock“. Und weil Langstreckenflugzeuge auch einfacher zu beschaffen sind als eine Dreimastbark, hat Pannenverteidigungsministerin Ursula von der Leyen flugs die Beschaffung von drei neuen Langstreckenmaschinen mit schwarz-rot-goldenem Streifen und einem kleinen, dezenten Eisernen Kreuz in Auftrag gegeben. Die könnten passenderweise „Santa Maria“, „Nina“ und „Pinta“ getauft werden. Hauptsache, sie kommen an. Irgendwo.


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