Tichys Einblick
How low can you go?

Ihr Kinderlein kommet zu Illner doch all

„Jugend demonstriert – Politik ignoriert?“ nennt das ZDF fröhlich seine Sendung mit Maybrit Illner, und, mein Gott, welch‘ Überschrift! Erste Erkenntnis: Ob Kinder diskutieren oder die Creme de la Politique – einen großen Unterschied macht‘s nicht.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Haben die beim ZDF denn die Bilder von Frank-Walter, dem Einseitigen, vergessen, der in Neumünster mit den Kleinen demonstrierte? Oder die, wenn auch verquasten, aber doch lobenden Worte von Angela, der bald Vergangenen? Die Törin Eckardt der Grünen ernannte Greta von Schölefrö, Schweden, direkt zur Prophetin! Nein, diese, unsere Regierung, und wohl auch die nächste, braucht wahrlich keine Jugendlichen, um kindisch zu regieren.

Peter Altmaier hatte vorsorglich bei Illner absagen lassen, nachdem er schon bei einem Besuch bei FridaysForFuture seinem Presseagenten deutlich machte, das sei ja wohl „eine Scheißidee“ gewesen, ihn dort hin zu bugsieren. Klarer Fall also für Paul Ziemiak, den Berufsjugendlichen der Union. Carla Reemtsma war als Vertreterin der Schülerproteste geladen, und wenn sie auch als Mittelschülerin durchgegangen wäre, die heute etwas länger im TV sein darf, weil sie ja am nächsten Tag keine Schule hat (Friday!), so ist das ZDF hier keinerlei Risiko eingegangen, denn Carla ist Studentin, etwa 20 (so genau wissen wir das nicht, weil sie sich diesbezüglich verrechnete). Intellektuell müssen Sie sich eine Claudia Roth vorstellen, inhaltlich eine Greta („Klima jetzt, oder ich fall um!“), phonetisch eine Katha Schulze, optisch aber als eine deutliche Bereicherung für die Grünen, obwohl wir glauben, verstanden zu haben, dass sie in keiner Partei ist.

Mit Felix von der Laden war ein weiterer Vertreter der Generation Schneeflöckchen dabei, der allerdings erst im letzten Viertel der Sendung aufdrehte, als es um die Urheberrechtsreform der EU ging. Beim Klima enthielt er sich weitestgehend der Stimme, da er privat gerne Autorennen fährt, und das passte ja nicht ganz. Bei den Erwachsenen saß Stefan Aust von der „Welt“-Gruppe. Der konnte Illner erklären, dass Jugend immer irgendwie protestiert habe, in seiner Jugend etwa gegen Vietnam. Eine modische Komponente habe das Ganze, und sei durch Greta, die morgen die Goldene Kamera bekommt, eine Art Erweckungsbewegung geworden.

Bei Eckart von Hirschhausen in seinem azurblauen Anzug sind wir nicht sicher, ob er nicht eher an den virtuellen Kindertisch gehört hätte. Als Arzt diagnostizierte er streng, die Erde habe Fieber, als Homo Litteratus steuerte er Victor Hugo bei („Nichts ist so mächtig, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist“) und, aus dem Antiquariat des Club of Rome, die Erkenntnis, Wirtschaftswachstum sei wie Krebs.

Aust hatte hingegen erkannt, dass der Klimarummel bei Eltern, Lehrern, Medien und Politikern genau so beliebt sei wie bei den Kindern, das Blöde für die Politik sei nur, sie redeten zwar ständig über das Klima, aber sie wüssten nicht, was zu tun sei. 30.000 Windmühlen – ein altes Thema von ihm, da solche auch den Blick von seinen Latifundien verschandeln – seien wohl kaum die Lösung. 2,8% steuerten die hässlichen Dinger zur Energieversorgung bei. Aber wir exportieren Strom, entgegnete der Doktor, dem niemand je erklärte, dass es vielleicht von vier bis sechs zu viel Strom gibt, wenn die Sonne scheint und der Wind weht, aber den Rest der Zeit müssen Gas und Kohle, oder AKW aus Nirgendwo helfen.

Atomkraft ja/nein/ein bisschen? Weltumweltrat sagt: jein. Auf Urlaubsreisen verzichten wollen 60% der Freitags-Blaumacher übrigens auch nicht, fanden eilfertige Umfrager sofort heraus, Clara fährt Bahn, obwohl Fliegen billiger sei. Aust erzählte von Frisco und Pjönjang, wo die Busse an Oberleitungen lang fahren und von LA, wo sie mit Frackinggas betrieben werden. Donald sei Dank. Und Paul Ziemiak wollte die beiden Youngsters in die Union holen zum Diskutieren. Das ganze Geplauder wollen wir mit Eckarts Bonmot von der Kognitiven Dissonanz – wir denken schlau und handeln dumm – zusammenfassen.

Eine gefühlte Ewigkeit später, kurz vor Schluss kam dann das neue EU-Urheberrecht aufs Tapet, das zunächst in der Feststellung gipfelte, ein bis dato unbekannter Unionist, ein gewisser Axel Voss, der den EU-Unsinn verbrochen hatte, sei ein Ignorant und Dilletant, was Ziemiak mit einem Grinsen quittierte, um dann Frau Barley, die im Parlament dafür gestimmt hatte, aber sofort sagte, sie sei eigentlich dagegen, als auch nicht ganz zurechnungsfähig zu geißeln.

Der junge Herr von Laden, der als youtuber 3 Millionen Follower hat, schimpfte wie ein Rohrspatz, Stefan Aust verstand nur die Hälfte, Carla und Eckart gar nichts. Paul verteidigte, was ging und nach den Klatschpappen zu urteilen, schlug er sich passabel. Illner fände es noch besser, wenn die Kinder demnächst auf die Straße gingen, damit Google und Co. höhere Steuern zahlen, was dermaßen hirnverbrannt ist, als protestieren die Kids für Mindestlohn und Respektrente. Womit sich der Kreis schließt. Für kindische Politik brauchen wir in Deutschland keine Kinder.

Eckart will gleich den neuen Menschen, der Fahrrad fährt, Blumen pflückt, kein Fleisch isst und die Grünen wählt. Ja, Kinder (große und kleine), mit einem hat der Doktor Eckart allerdings recht: „Europawahl ist wichtig!“ Damit ihr am Ende nicht ohne Geld, ohne Strom, nur mit Fahrrad, ner Dose Gemüse und Robert Habeck dumm dasteht.

Die mobile Version verlassen