Darf man das überhaupt noch, ohne gleich als Unsympath zu gelten, etwas kritisieren, das im Zusammenhang mit der Person und dem Umwelt-Engagement der jungendlichen Schwedin Greta Thunberg steht?
Nun ist auch Greta Thunberg altersgemäß verantwortlich für ihr politisches Tun, sie kann allerdings wenig dafür, dass sie von einer Reihe führender Umweltorganisationen und Leitmedien zur Ikone erklärt wurde. Sie kann auch nichts dafür, dass sich ganze Regierungen zu dem Engagement der jungen Frau bekennen. Sie könnte es noch weniger, wenn auch hier eine Reihe findiger PR-Berater verantwortlich wäre.
Das schwedische Mädchen wurde rechtzeitig vor Fristablauf Ende Januar von drei linken norwegischen Parlamentariern für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Beispielsweise der Spiegel-Kolumnist und Redakteur Jan Fleischhauer twitterte dazu recht schnell: „Vergangenes Jahr war auch Donald Trump nominiert. Nur zur Einordnung.“
Muss man nicht wissen, aber der US-amerikanische Präsident wurde auch in diesem Jahr wieder nominiert. Fleischhauer muss sich jetzt in den sozialen Medien für sein Greta-Bashing postwendend Mecker abholen: er würde damit „Hohn und Spott“ über das Mädchen mit der weißen Strickmütze und den geflochtenen Zöpfen ausbreiten.
Für einen „derart großen Preis“ vorgeschlagen zu werden, sei „unglaublich und ein wenig sonderbar“, sagte Thunberg der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ zum Nobelpreisvorschlag. Es sei natürlich eine „Ehre“ und „sehr nett“. Gut, was sonst sollte die Initiatorin von „Fridays for Future“ dazu auch sagen?
Nach Angaben des norwegischen Nobelinstituts seien dieses Jahr 304 Personen und Organisationen für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurden. Wer sonst noch auf der Liste stehe, außer Donald und Greta bleibe allerdings streng geheim.
So gesehen bleibt auch Angela Merkel im Rennen und eine Auszeichnung ihres humanitären Imperativs und der damit einhergehenden millionenfachen Illegalen-Einwanderungshilfe nicht aussichtslos.
Besonderheit des Friedensnobelpreises: Im Gegensatz zu den weiteren Nobelpreis-Kategorien, ist hier keine schwedische Institution zuständig. Das norwegische Parlament bestimmt ein fünfköpfiges Nobelkomitee.
Der Vorschlag „Greta Thunberg“ kam – wenn auch von linken Abgeordneten – so doch aus eben diesem „Storting“ (großer Thing) genannten norwegischen Parlament. Hier interessant am Rande: Seit Adolf Hitler scharf protestiert hatte, dass dieses Komitee den Preis an Carl von Ossietzky verliehen hatte, dürfen die Komiteemitglieder nicht mehr aus den Reihen der Abgeordneten kommen.
Sehr wohl aber dürfen sie heute Vorschläge einreichen wie auch eine Reihe weiterer Personen, wie frühere Preisträger oder Komiteemitglieder, ausgezeichnete Organisationen, Regierungsmitglieder, Parlamentarier und Staatsoberhäupter souveräner Staaten, sogar Professoren bestimmter Fachrichtungen usw. Also eigentlich so gut wie jeder.
Waren es 1971 noch 39 Nominierungen, muss sich das Komitee mittlerweile durch eine immer längere Liste arbeiten. Diese Liste soll 50 Jahre geheim bleiben, was natürlich nur dann funktionieren kann, wenn der jeweils Vorschlagende ebenfalls dicht hält. Der darf nämlich reden, wenn er mag, so wie jetzt im Falle Gretas.
Ob die deutsche Bundeskanzlerin 2019 zum dritten Mal auf der Liste steht, hat noch niemand verraten. 2015 jedenfalls galt sie als eine der großen Favoritinnen. Und auch 2016 war sie nominiert. Sind aller guten Dinge nun drei? Dem sonst hoch gehandelten Papst Franziskus dürfte dieses Mal die Affäre um den Kindesmissbrauch seiner Priester im Weg stehen. Machen also eine 16-Jährige und eine 64-Jährige den Friedensnobelpreis unter sich aus?