Tichys Einblick
Protest gegen Neusprech

„Schluss mit dem Gender-Unfug!“

In einer Petition fordern prominente Autoren und Wissenschaftler, die Verunstaltung der Sprache zu stoppen. Gibt es ein Umdenken? Die Macht der Gender-Lobby darf nicht unterschätzt werden.

Immer weiter breitet sich der Gender-Sprachunsinn aus. Immer mehr Institutionen und Medien schmuggeln die unseligen Gender-Sternchen in ihre Schriftstücke. Die SPD-regierte Stadt Hannover hat vor kurzem per Verwaltungsakt angeordnet, die „geschlechtergerechte“ Sprache, also den Gender-Sprech einzuführen.

Beispielsweise sollen aus Lehrern künftig „Lehrende“ werden (auch wenn der betreffende Lehrer in dem Moment gar nicht lehrt). Statt Rednerpult soll es „Redepult“ heißen. Überall werden Gender-Sternchen eingefügt: Hieß es früher „der Ingenieur/die Ingenieurin“, soll daraus „der*die Ingenieur*in“ werden – wahrlich nicht leicht auszusprechen. Nur per „Knacklaut“. Aber wie geht das – und macht das die Rede schöner?

Aber warum dabei stehenbleiben? Warum „Bürgermeister“ sagen und nicht „Bürger- und Bürgerinnenmeister“? Geht es um mehrere Stadtoberhäupter männlichen und weiblichen oder auch diversen Geschlechts, müsste man von „Bürger- und Bürgerinnenmeister*innen“ sprechen? Da wird es doch langsam irre.

In einer Petition hat der Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) nun „Schluss mit dem Gender-Unfug“ gefordert. Initiatoren sind die bekannte Schriftstellerin Monika Maron, der VDS-Vorsitzende Walter Krämer und der langjährige Präsident des Lehrerverbandes (und TE-Autor) Josef Kraus. Sie warnen vor „zerstörerischen Eingriffen in die deutsche Sprache“.

Erfreulicherweise unterstützen eine Reihe prominenter Schriftsteller, Journalisten sowie Wissenschaftler die Petition als Erstunterzeichner, darunter Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff, „Sprachpapst“ Wolf Schneider, die Lyriker Reiner Kunze, Sabine Schöck und andere, der Bestsellerautor Prinz Asfa-Wossen Asserate, der TV-Moderator Peter Hahne, der langjährigen „BILD“-Chefredakteur Kai Diekmann, die Schriftstellerin Cora Stephan, die Kabarettisten Dieter Nuhr und Dieter Hallervorden, der frühere FAZ-Theaterkritiker Gerhard Stadelmaier sowie mehrere Dutzend Germanistik- und andere Professoren. Auch der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hat unterschrieben.

Gender-Ideologie als neue Staatsdoktrin?

Sie rufen auf zum Widerstand gegen die „sogenannte gendergerechte Sprache“, denn diese beruhe auf einem Generalirrtum, erzeuge „eine Fülle lächerlicher Sprachgebilde“, sei nicht durchzuhalten und kein Beitrag zur Besserstellung der Frau in der Gesellschaft.

Der „Generalirrtum“ sei, vom natürlichen auf das grammatische Geschlecht zu schließen – da bestehe kein fester Zusammenhang. Beispielsweise kann „die Giraffe“ sowohl männlich als auch weiblich sein. Zu den „lächerlichen Sprachbildern“ zählt die Petition „die Radfahrenden“ und „die Fahrzeugführenden“ sowie die „Studierenden“ an Universitäten und „die Arbeitnehmenden“, von denen in manchen Betrieben schon die Rede sei. „Der Große Duden treibt die Gendergerechtigkeit inzwischen so weit, dass er Luftpiratinnen als eigenes Stichwort verzeichnet und Idiotinnen auch“, moniert die Petition.

Die lächerliche Gender-Sprache sei im Alltag überhaupt nicht durchzuhalten, warnt die Protestaufruf. Und fragt ironisch: „Wie lange können wir noch auf ein Einwohnerinnen- und Einwohnermeldeamt verzichten? Wie ertragen wir es, in der Fernsehwerbung täglich dutzendfach zu hören, wir sollten uns über Risiken und Nebenwirkungen bei unserm Arzt oder Apotheker informieren? Warum fehlt im Duden das Stichwort „Christinnentum“ – da er doch die Christin vom Christen unterscheidet?“

In einer separaten Begründung warnt die AG Gendersprache im VDS e.V.: „Nach über zwanzig Jahren Geschlechter-Gleichstellung (Gender Mainstreaming) werden die Vorstöße der Gender-Lobby immer dreister … Die Gender-Ideologie ist auf dem Vormarsch zur Staatsdoktrin. Fundamentalistische Feministinnen und Queer-Theoretiker haben den Diskurs gekapert und erweisen mit ihrer Impertinenz dem Kampf um die Rechte von Frauen und Minderheiten einen Bärendienst. „Ist dies schon Wahnsinn, so hat es doch Methode“: Lehrpläne von Schulen und Universitäten werden „gendergerecht“, Schüler und Studenten werden unrechtmäßig zum Gendern gezwungen, Verlage gendern Neuauflagen von literarischen Klassikern. Öffentlich finanzierte Leitfäden beten uns vor, wie wir schreiben, sprechen und denken sollen, Orwells ‚1984‘ mit seinem ‚Neusprech‘ lässt grüßen.“

All dies ist richtig und ist zu hoffen, dass die Petition von Zig-Tausenden unterzeichnet wird. In den ersten 24 Stunden nach der Freischaltung im Internet gab es 5.000 Unterschriften. Kurz vor dem VDS gab es noch eine andere Petition „Stopp Gendersprache jetzt“, die fleißig Unterschriften sammelt und schon mehr als 5.000 zusammenhat. Zu wünschen wäre es, dass die Vergewaltigung der Sprache und des Denkens durch die Gender-Ideologie gestoppt werden kann.

Allerdings darf man die Ressourcen all jener Gruppen und Organisationen nicht unterschätzten, die hinter der umfassenden politischen Strategie des „Gender Mainstreaming“ stehen. Mehr als 200 Lehrstühle für „Gender Studies“ gibt es schon an deutschen Universitäten, ein Heer an „Gleichstellungsbeauftragen“ in Behörden, Universitäten und Unternehmen, Hunderte Vereine der Frauen- und LGBTIQ*-Bewegung etc. Bis hinauf in die Dokumente der UNO hat es diese bunte Allianz geschafft, ihre Agenda festzuschreiben. Es wird sehr viel mehr Widerstand der Bürger, Massenwiderstand von unten benötigen, um diese mächtige Gender-Lobby zu stoppen, die schon allein um ihre Einkommensquellen aus Steuermitteln verbissen kämpfen wird.

PS.: Erfreuliche Reaktionen: Nach Veröffentlichung durch TE brach der Server des Vereins zusammen. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.

PPS.: Die taz wetterte in einem Kommentar gegen die „jämmerliche Parade kleinbürgerlicher Würstchen“, die „Witzfiguren“ und „Wutbürger“, die es gewagt hatten, den Aufruf gegen den Gender-Unfug zu unterschreiben… Der taz-Autor hat wohl aus gutem Grund vermieden, von Wutbürgerinnen und Würstinnen zu schreiben. Der Aufruf zeigt also Erfolg.

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