Der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, lässt die Katze aus dem Sack. Die Rundfunkgebühren sollen deutlich steigen. „Wenn wir den heutigen Leistungsstand mit qualitätsvollen Programmen in den Jahren 2021 bis 2024 halten wollen, brauchen wir dann einen Ausgleich der Teuerung – orientiert am Verbraucherpreisindex“, sagte der amtierende ARD-Vorsitzende den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der drohende Unternton ist unüberhörbar. Die Forderung ist nicht ganz neu. Neben der ARD hatte auch ZDF-Intendant Thomas Bellut bereits Ende Dezember einen kräftigen Schluck aus der Gebühren-Pulle gefordert: „Ob es künftig ein Index-Modell geben wird, ist eine Entscheidung der Länder“, sagte er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf den Vorschlag für einen regelmäßigen Inflationsausgleich. „Wir sind offen und gesprächsbereit. Klar ist aber, ohne eine Beitragsanpassung ist das Qualitätsniveau auf keinen Fall zu halten.“
Dreiste Forderung vom Lerchenberg herab
Bei der baden-württembergischen FDP regt sich Widerstand. Deren Landesvorsitzender, zugleich Vizefraktionschef im Bundestag, Michael Theurer, nennt die Bellut-Forderung gegenüber der „Bild“ einen „dreist und einfältig.“ Es sei unglaubwürdig, Einsparpotentiale zu leugnen, wenn „das ZDF vor zwei Tagen noch die Finanzmittel hatte, drei Stunden lang die bestbezahlte Sängerin Europas auftreten zu lassen“. Stattdessen forderte er in der großen Tageszeitung: „Mit einer stärkeren Fokussierung auf Information, Bildung und Kultur ließe sich viel Geld sparen.“ Darüberhinaus müsse es „eine Diskussion über die zukünftigen Aufgaben und eine Neudefinition des Auftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ geben. Hier hätten, so Theurer, bisher die Landeschefs versagt.
Nix da Kritik: Spezlwirtschaft reloaded
Bayerns Ministerpräsident von der CSU, Markus Söder, widerspricht Theurer im „Spiegel“. Er ist dafür, dass der Rundfunkbeitrag „automatisch in gleicher Höhe wie die Verbraucherpreise steigt und damit die Inflation ausgleicht“. Von dieser Indexierung erhofft er sich Planungsfreiheit. Der FDP-Mann Theurer warf Söder deswegen eine „Spezlwirtschaft“ mit BR-Intendant Wilhelm vor. Zu ergänzen wäre, dass sich Söder auch mit ZDF-Intendant Bellut gemein macht. Und mit den im Norden und Westen der Republik angesiedelten ARD-Anstalten, die ihn und seine CSU bis auf Blut bekämpfen. Ein Hauch Selbstvergessenheit – oder ist es Populismus? – schwingt in Söders Worten mit.
25 Euro Rundfunkbeitrag? Ei, warum denn nicht?
Robra zum Tagesspiegel: „Einige Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten betonen, dass in ihren Ländern die Beitragsfrage nicht so entscheidend und deswegen eine stärkere Anpassung möglich sei.“ Er bleibt ungeachtet der vom ZDF längst erhobenen Forderungen nach einer größeren Erhöhung bei 17,98 Euro – vorläufig: „In unserem Bundesland, also Sachsen-Anhalt, wäre das aber eine Schallmauer, die nicht durchbrochen werden sollte.“ Doch das ist, wie man so schön sagt, „weiße Salbe“, denn Robra redet nur von zwei Jahren. Danach möchte er – wie BR-Intendant Wilhelm – auf das Preisindex-Modell umschwenken: „In der Rundfunkkommission wächst die Bereitschaft dazu, dass die Anpassung des Rundfunkbeitrages qua KEF-Verfahren zwei Jahre, also vom 1. Januar 2021 bis zum 31. Dezember 2022, gelten soll. Für die beiden Jahre danach könnte ein Indexmodell greifen. Details sind noch nicht fixiert (…) Aus Magdeburg kommt bedingte zustimmung zu den Münchner Plänen, die Rundfunkgebühren an die Inflationsrate zu koppeln: „Es liegt nahe, vom Verbraucherpreisindex auszugehen.“
Und die 25-Euro-Schwelle kommt auch bald in Sicht. Wetten, dass…? Denn über zehn Jahre gerechnet sind kummulierte 20 Prozent locker drin, das ist ja nur der Inflationsausgleich. Und die ARD-Produktionen werden ja nicht billiger, womit auch die 25 Euro eigentlich schon nicht mehr reichen. Der neue Tatort wird, so scheint es, direkt in der GEZ-Zentrale produziert. Und der Kommissar ist zugleich der Täter.