Steffen Reiches Kritik ist bemerkenswert, erfreulich ohnehin, denn seine Evangelische Kirche hat sich eigentlich an der Spitze mehr und mehr zur Systemkirche entwickelt.
Ein namhafter evangelischer Pfarrer hat sich mutig und politisch gar nicht willfährig zu Wort gemeldet: Steffen Reiche (58), jetzt evangelischer Pfarrer in Berlin, 1989/1990 Mitbegründer der Ost-SPD, von 1994 bis 2004 auf SPD-Ticket Minister in Brandenburg und von 2005 bis 2009 MdB, hat sich die Freiheit genommen, Bundespräsident Steinmeier wegen seines Glückwunschschreibens an die seit 40 Jahren im Iran grausam regierenden schiitischen Ayatollahs öffentlich zu kritisieren. Steinmeier hatte unter anderem wörtlich gratuliert: „… herzliche Glückwünsche …. Auch im Namen meiner Landsleute.“
Steffen Reiches Kritik ist bemerkenswert, erfreulich ohnehin, denn seine Evangelische Kirche hat sich eigentlich an der Spitze mehr und mehr zur Systemkirche entwickelt. Derzeit übrigens nicht zum ersten Mal. Nun also Steffen Reiche: In einem Namensbeitrag für
die „WELT“ schreibt er: „Zum ersten Mal schäme ich mich für den ersten Mann meines Staates.“ Und an anderer Stelle setzt er fort, Steinmeier sollte deshalb nicht zum Kirchentag einzuladen werden. Und wenn doch, dann sollte man ihm Plakate entgegenhalten: „Nicht in meinem Namen.“ „Zum ersten Mal für den Bundespräsidenten geschämt“ – nun ja, das hätte es schon mehrere Anlässe gegeben. Aber lassen wir das.
Reiche weiß, was falsche Glückwünsche bewirken können bzw. wie wichtig unterbliebene Glückwünsche sind. Er erinnert an den 40. (!) Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1989. Außer den notorischen Wiedervereinigungsallergikern Gerhard Schröder und Oskar Lafontaines (jeweils SPD) war niemand aus dem Westen bereit gewesen, mit der DDR zu feiern. Helmut Kohl hat das nicht gemacht und auch Bundespräsident Richard von Weizsäcker nicht.
Steinmeier ist jedenfalls der peinlichste Bundespräsident, den wir hatten – in der Festnäpfchenskala noch vor Christian Wulff rangierend! Und Merkels Kandidat! Dabei war dieser Mann als Außenminister einmal Deutschlands „Chefdiplomat“. Das hat ihn nicht daran gehindert, Glückwünsche an ein blutiges Regime im „Namen meiner Landsleute“ mit Steinigungen von Frauen und mit Homosexuellen an Baukränen zu platzieren. Es hat ihn zwar motiviert, dem damals neugewählten US-Präsidenten, den er als Kandidaten – damals noch als Außenminister – mit dem Etikett „Hassprediger“ versehen hatte, nicht zu gratulieren. Ein real existierender Knick in der Optik!
Ansonsten präsidiale Amnesie! Dass der Iran Israel von der Landkarte tilgen will!? Tabula rasa im wahrsten Sinn des Wortes im Bellevue! Es war ihm auch nicht zu einseitig, zu einem Antifa-Konzert in Chemnitz einzuladen – einem Konzert, auf dem Songs der linksradikalen Heiko-Maas-Lieblingsband „Feine Sahne Fischfilet“ zum besten gegeben wurden. Dort flankiert von der Rocker-Band „Staatsgewalt“, die sich bekannt gemacht hatte mit Versen wie den folgenden: „Die Bullenhelme – sie sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein … Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt.“
Mit Steffen Reiche tritt ebenso wie
Hamed Abdel-Samad gottlob ein mutiger Mann auf den Plan. Letzterer war soeben zu Gast bei Steinmeier. Er hat dort deutlich gemacht, dass Steinmeier mit seinen Glückwünschen nicht in seinem Namen spreche. Wer sich das
Youtube-Video anschaut, wird allerdings feststellen, dass Abdel-Samad wenig Beifall fand. Deutschland ist eben wie eine DDR 2.0 ein „Volk von Flüsterern“.
Zurück zu Steffen Reiche: Im Zusammenhang mit der Christenverfolgung schrieb er kürzlich: „Appeasement war schon immer falsch.“ Deutschland und vor allem die Evangelische Kirche braucht mehr Leute des Zuschnitts von Steffen Reiche. Das ist Zivilcourage!