Am Ende fragt Maischberger die ARD-Moderatorin und promovierte Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim, was denn die Wissenschaft zum Zusammenhang von Tempolimit und Verkehrstoten sage. Frau Maischberger! Die Frau ist Chemikerin, keine Statistikerin. Angst essen anscheinend nicht nur Seele auf, wie mal ein Filmtitel insinuierte, sondern auch Verstand. Aber so geht’s halt zu im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und seinen Polit-Talkshows, wo die Moderatoren schon vor einer Sendung „ängstlich nach links und rechts“ schauen, wie Ex-Talker Jauch gerade kundtat. Die „haben Rundfunkräte, Verwaltungsräte, politische Parteien, und manchmal eine Schere, die sie sich selbst im Kopf zusammengebastelt haben.“
Nach links hat Maischberger jedenfalls ängstlich geschaut und Barbara Metz vom dubiosen Abmahnverein „Deutsche Umwelthilfe“ eingeladen. Franz Alt kommt aus derselben Ecke, der ARD-Rentner hat der klimareligiösen Bewegung als TV-Moderator schon früh den Weg bereitet. Wolfgang Kubicki, heute recht zahnlos, vertritt die Mitte, und die Einladung an Ulf Poschardt von der „Welt“ bleibt damit, um im Jauchschen Bild bleiben zu können, dann wohl dem ängstlichen Blick „nach rechts“ geschuldet; diese Einordnung hat er allein dafür schon verdient, dass er in seinen Welt-Kommentaren dem rotgrünen Juste Milieu hinterherhechelt, das ihm seinen Porsche trotzdem übel nimmt.
Und geben Sie jetzt der Umwelthilfe die Schuld?, versuchte Maischberger den Dieselfahrer zur Stimme der Wut zu machen, aber was soll er schon sagen, der Marin, wo auch der altforsche Franz ständig trötete, welch großartige Arbeit die Umwelthilfe leiste. Marin darf jetzt KFZ-Steuern zahlen, aber nicht fahren. Schäbig sei die DUH, aber genauso schlimm die baden-württembergische Landesregierung. Er habe nur eine Frage: Wer holt die Kuh vom Eis?
Nun, Barbara Metz von der DUH nicht. Ihr Verein vertritt nämlich alle Kinder, Alte und Kranke, und der alte Franz fühlt sich auch bestens vertreten. Da darf der Ulf den Aufklärer geben und über die Sentimentalisierung mit Kindern, Alten und Kranken philosophieren, die DUH als Abmahnverein im Dienste von Toyota und der amerikanischen Autoindustrie benennen.
Wie dämlich die ganze Situation ist, zeigt das Beispiel Wiesbaden. Die DUH klagt, Wiesbaden legt einen Umweltplan vor, Klage zurückgezogen, Fahrverbot vom Tisch. Weil viele Kommunen keinen solchen Plan in der Tasche haben (zu viel anderes zu tun), klagt sich die DUH halt durch die Republik. Grotesk.
Hier mal eine Zahl vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), die bei Maischberger nicht zur Sprache kam, weil sie zeigen würde, wie irrsinnig bei uns die Debatte läuft: Die 15 größten Seeschiffe der Welt stoßen jährlich mehr schädliche Schwefeloxide aus als alle 760 Millionen Autos weltweit.
Schweden und die Skandinavier wollen ganz vom Verbrennungsmotor weg, hatte Frau Maischberger gelesen. Um dann Elektroautos mit Kohlestrom zu nutzen?, fragte Mai Thi Nguyen-Kim.
Aber die Stimmung scheint sich gedreht zu haben im Land. Siehe Wiesbaden. Siehe Statistiken, nach denen der Diesel-Absatz wieder steigt. Und dann durften Kubicki
und Poschardt sogar noch deutsche Fähnchen schwenken, um sie der AfD wegzunehmen. Deutsche Autobauer würden weltweit für ihre Leistungen gefeiert, lobte Herr Poschardt stolz. Und wenn überhaupt, so Wolfgang Kubicki, dann sind die Deutschen in der Lage die Verkehrswende hinzubekommen.
Das Mobilitätsverhalten der Anderen ändern wollen alle in der Runde. Umwelt-Barbara und Franz mit Druck. Poschardt und Kubicki setzen auf den „mündigen Bürger“. Der weltfremde Franz sah die Zukunft mit modernen Apps und Sammeltaxis heraufziehen, und vielleicht erklärt ihm mal jemand Uber. Für einen Filmbeitrag (für sein Lebenswerk?) kletterte der eitle Missionar sogar auf einem Dach zwischen Solarpanelen herum.
Poschardt sind all die ökologischen Empfindlichkeiten im tiefsten Herzen gleichgültig. Wie wär‘s mit einem intelligenten Maut-System für die Armen? Er freut sich nach der Mobilitätswende über mehr Platz auf der Autobahn.