Es gibt unter der Rubrik Infotainment im öffentlichen Fernsehen eine Fülle sehr sehenswerter, faszinierender Filme, die sich mit der gebotenen Distanz und Sachlichkeit packenden Themen aus Forschung und Geschichte widmen. Die in der ZDF Mediathek abrufbare Sendung über die sogenannten „Türkenkriege“ gehört nicht dazu. Wer indes sein Gefühl dafür schärfen möchte, in welcher Gefahr das christliche Mitteleuropa aktuell schwebt – der möge sich diese Dokumentation gleich zweimal anschauen.
Die Krux der Darstellung von Geschichte in bewegten Bildern, Animationen und Nachspielsequenzen zeigt sich schon bei der Namensgebung für diese Serie: Ist es nun aufklärende Information, Dokumentation oder einfach nur ein Videofilm? Jedenfalls kann man die akribische, schwerpunktlastige Aufbereitung dieses Themas in den kritischen Sequenzen spüren. Schon am Beginn wird engagiert aufgearbeitet: „Es ringen zwei Imperien um die Vorherrschaft in Europa. Die Habsburger und das Osmanische Reich.“ Auffällig ist schon hier, dass der Begriff „Vorherrschaft“ so gar keinen Bezug zur Beherrschung, Besetzung und Unterjochung zu haben scheint. Sorgfältig scheint an den Worten gefeilt worden zu sein. Beständig beschleicht den Betrachter das Gefühl, die Sendung solle vor allem drei Vorstellungen beim Zuschauer bestärken:
1. Diese Kriege wurden mitnichten durch den kriegerischen Eroberungs- und Ausbreitungswillen der muslimischen Machthaber Hohen Pforte ausgelöst. Vielmehr habe das Osmanische Reich „durch die Ausdehnung bis an die Grenzen der Habsburger „seinen Anspruch als Weltreich gefestigt“. Ludwig der 14. von Frankreich habe das „mit Genugtuung beobachtet“. Schau an, der war also nicht einmal beunruhigt.
2. Diese Kriege hatten keinesfalls religiöse Hintergründe. Der Islam wird über anderthalb Stunden nur zwei Mal als Kern der Umerziehung der Janitscharen und am Schluss anlässlich der Konversion Bonnevals erwähnt. Ganz weglassen konnte man’s ja nicht.
3. Die beiden aufeinandertreffenden Zivilisationen glichen sich trotz einiger oberflächlicher Unterschiede wie ein Ei dem anderen. Wörtlich: „Das Morgen- und Abendland waren viel mehr als nur Feinde… hatten vieles gemeinsam, … obwohl in Kunst und Religion völlig verschieden… stets bereit, gegeneinander in den Krieg zu ziehen.“
Der Schluss legt nahe, dass die Autoren der Sendung die Brisanz eines Lehrfilms über diese Epoche vor dem Hintergrund der großen muslimischen, speziell türkischen und neuerdings auch syrischen Diaspora im deutschsprachigen Raum erkannt und diese durch eine betont entspannte Schilderung entschärfen wollten. Oder: sollten. Aus dem Titel „Prinz Eugen und die Türken – Kampf um Europa“ spricht eine große Angestrengtheit um eine neutrale Ausdrucksweise. Die Darstellung ist so fein abgestimmt und bis ins Detail ausgewogen, dass es schon auffällt: es sollen zwei gleichwertige Kontrahenten sein, die in ihrem Kampf um einen Preis dargestellt werden. Und dieser Preis ist: Europa. Das klingt ganz so, als ob dieser Kontinent, um den es geht, nur wie eine abgestellte Trophäe darauf wartete, vom Sieger nach Hause getragen zu werden. Ein herrenloses Gebiet, das der stärkeren „Supermacht“ (aus: Erläuterung des Titels) nach fairem Kampf zufallen soll. Aber das Infotainment kann noch mehr. Es übt sich an der Durchkreuzung einer fast 300 Jahre andauernden, unerschütterlichen Verehrung.
Der junge Held
Die Info-Doku startet mit einem Ausflug in die Kindheit des Prinzen, der den Quellen zufolge wohl eine freudlose Kindheit gehabt hat. Nach dem frühem Tod des Vaters, mit einer flatterhaften Mutter, wurde er am Hofe des Französischen Königs Louis XIV. sogar Missbrauchsopfer. Den vielleicht technisch bedingten Verzicht auf Quellen und Zitate kompensiert die Redaktion durch Kommentare zweier österreichischer Historiker und eines Journalisten, sowie türkischer Historiker(innen). Besonders hervorgehoben wird der Wissensdurst des bei Hof in Paris aufwachsenden Jungen, eine Spur zu lange verweilt der Streifen auf Gerüchten über Homosexualität. Der Knabe „habe allen, die kamen, für schöne Spiele zur Verfügung gestanden“.
In einer Szene, anmoderiert mit „frühe außergewöhnliche Interessen“, traktiert der sonst als gelehrsam dargestellte Junge dann aber einen Käfer mit dem Brennglas. Ein optischer Misston, eher passend zu einer – wie es die Wiener Grünen 2010 in einer Kampagne formulierten – „Durchkreuzung einer offiziösen Gedächtniskultur“. Parallel dazu wird der zweite Erzählfaden über die als Kind aus Kreta geraubte und als Haremsdame benutzte Rafia Gulnus gesponnen, die spätere Frau des Sultans Mehmet IV. Hierbei versucht der Film kulturelle Parallelen zu ziehen, auch mit Bildern aus den alten Palästen in Istanbul und Wien, edlen Nachspielszenen von badenden, dem Luxus frönenden Schönheiten und dem Verweis darauf, dass, ein Harem neben dem Zweck, den Nachwuchs für die Dynastie zu sichern, eigentlich – so wörtlich – „mit einem Mädchenpensionat unserer Tage zu vergleichen sei“. Die als Kind entführte Haremsdame wird auf Augenhöhe disputierend mit dem sehr zivilisiert und zurückhaltend auftretenden Herrscher gezeigt, der ihr ein Buch in ihrer Muttersprache („ein Geschenk eines meiner Anführer“) in die Hand drückt, dann aber enttäuscht reagiert, als sie zugibt, zur Zeit ihrer Entführung als Fünfjährige das Lesen noch nicht gelernt zu haben. Es gehe, so die kommentierende türkische Historikerin, im Harem auch um Aufstieg und Hierarchie. Wie zum Ausgleich folgt in der nächsten Einstellung eine Schilderung der niederen Ränke am Hofe des Französischen Königs.
ZDF Doku versäumt es komplett, auf den historisch sicher belegten expansiven Drang der Osmanen nach Nordwesten einzugehen. Vielmehr darf der zu Rate gezogene türkische Historiker die These vertreten, dass die gesamte Aktion von dem später wegen der vernichtenden Niederlage hingerichteten Heerführer Kemal Pascha eigentlich alleine im Hinterzimmerchen organisiert worden sei, vorbei am Sultan, der „tatsächlich gar nicht gewusst habe, wohin genau der Feldzug führen würde“. Was sich angesichts der nur Minuten vorher gezeigten Szene, in der sich Mehmet IV. von einem Spion die Pracht des Stephansdoms, die Hässlichkeit der Sprache sowie des abstoßende Äußere des Kaisers der Habsburger persönlich hat schildern lassen, wenig plausibel anhört.
Alles gar nicht so schlimm 1683 vor Wien?
Der kriegslüsterne Großwesir habe anschließend die Militärkapelle aufziehen lassen, fürstlich geschmückt sei die Spitze der Armee dann mehr oder weniger zufällig Richtung Nordwesten ausgerückt, so will es uns das ZDF glauben machen. Noch überraschender die nächste Sequenz, in der zunächst der türkische Historiker ausführen darf, dass dem Heerhaufen „strikte Anordnung“ gegeben worden sei, die Zivilbevölkerung und deren Hab und Gut, die Felder und Dörfer entlang des Feldzuges unangetastet zu lassen – „schließlich habe sich die Armee des Sultans ja von deren Ernten ernähren müssen.“ Gleichwohl, so der Kommentar, habe man diese hehren Grundsätze wohl mit Überschreiten der Grenze über Bord geworfen und die Bevölkerung arg drangsaliert. Es sei zu Brandschatzungen, Mord und Totschlag gekommen. Insbesondere die „Verrückten“ (türkische Reiterei), und die Elitetruppe der Janitscharen seien zum Schrecken der Bevölkerung geworden. Sodann geht man zur Schilderung des Hauptkampfplatzes über: 200.000 Türken belagerten Wien und beschossen die Stadt.
Immerhin macht der Film einen grausigen Ausflug in die Katakomben des Stephansdoms, zeigt die Totenschädel der mehreren tausend Opfer (die Friedhöfe lagen unerreichbar vor den Toren der Stadt) und streift kurz aus der Ferne etwas, das wie eine immer noch tief in der Fassade steckende Kanonenkugel aussieht. Eugen machte angesichts der Gefahr, das immerhin gesteht das ZDF dem Prinzen zu, aus dem „heruntergekommenen Haufen“ des österreichischen Heeres „eine schlagkräftige Truppe“. Er sei schon damals „anders“ als andere junge Adelige gewesen, denn er habe sich direkt ins Getümmel gestürzt – was ihm nach der Befreiung Wiens durch die christliche Allianz die Führung des Regiments der Savoyen-Dragoner eingebracht habe.
Die Doku versucht, dem Heerführer nun ganz nahe zu kommen, in dem sie die Untersuchung seines Brustpanzers (aus dem Heeresgeschichtlichen Museum Wien) in Auftrag gibt. Aufwändig wird eine Kopie hergestellt und eigens mit zeitgenössischer Munition beschossen, vorgeblich nur um herauszufinden, ob dieser denn dem Beschuss standhalten würde – vielmehr kann aber angenommen werden, dass herausgefunden werden sollte, ob denn die Dellen in der Rüstung tatsächlich von echter Feindeinwirkung stammen. Die Bestätigung der Authentizität der Spuren scheint die Ermittler zu enttäuschen, denn sie kommentieren „… drei Testschüsse (Dellen, d. Red..)… die eine oder andere dürfte also von Kampfhandlungen stammen“.
Der Streifen versucht sich anlässlich der mehrfachen (9) Verwundungen des direkt im Kampf Mann gegen Mann eingreifenden Feldherrn daran, dessen Einsatz einen besonders paradoxen Anstrich zu geben: Sein Überleben habe der Prinz von Savoyen der Klammerung einer von einem türkischen Heckenschützen beigebrachten klaffenden Schusswunde mittels der Zangen großer Ameisen zu verdanken. Diese Technik entstamme aber der orientalischen Medizin, also der seiner Todfeinde. Also der Zivilisation mit der überlegenen Kultur, ergänzt der geübte Zuschauer nun schon ganz von selbst gedanklich. Doch welche Enttäuschung: Wien wurde gerettet. 1695 bestieg der Sohn Mehmets IV., Sultan Mustafa der Zweite, den osmanischen Thron und macht sich daran, mittels eines neuen Krieges „in Europa die Machtstellung seines Reiches auszubauen“ – den Einwand, dass man eine mächtige Stellung, selbst nach damals gültigen Kategorien, auch durch Handel und kulturelle Beziehungen hätte ausbauen können, unterlässt das ZDF Infotainment.
Der Schnupftabaksüchtige, vom Ehrgeiz zerfressen?
Erneut marschieren die Osmanen Richtung Norden. Auf der anderen, kaiserlichen Seite, habe man „die Festungen entlang der Donau nicht in deren Händen wissen wollen“ – ganz so, als ob es sich um ein Schachspiel und nicht ein tödliches Ringen um handfeste Herrschaft, eine Invasion und Landraub gehandelt habe. Oberbefehlshaber Prinz Eugen, der sich habe „beweisen wollen“, habe nun „gegen eine unrühmliche Hinhaltetaktik“, die ihm der Kaiser auferlegt habe, gehandelt – und die Türken am 16. September 1697 „weil er die Gelegenheit gekommen gesehen habe, Geschichte zu schreiben“ bei Centa während des Übergangs über die Theis auf einer zu schmalen Brücke angegriffen.
Dieses Husarenstück, ohne begleitende Artillerie, bei der er seine Männer in voller Ausrüstung zu zweit auf die Pferde setzte, um sie schneller aufs Schlachtfeld zu bekommen, begründet einen Teil des Mythos des Prinzen Eugen: mit nur 50.000 Mann besiegte er das fast doppelt so große Heer des Sultans. Die „Infodokumentation“ kann es sich aber nicht verkneifen, dem Bild Eugens einen weiteren Seitenhieb zu verpassen. Nach dem Hinweis des Historikers Ortner, dass sich „der Heerführer auch persönlich eingebracht habe“, wird folgende Szene eingespielt: Prinz Eugen erkämpft sich Mann gegen Mann ein Geschütz in den türkischen Stellungen, dreht es dann mit Hilfe seiner Mannen und richtet es auf den – erstaunlich, auf dem Höhepunkt der Schlacht – ruhig und friedlich auf der Behelfsbrücke die Theis überquerenden türkischen Versorgungstross, bestehen aus behäbig schreitenden Kamelen und Lastkarren.
Und dann passiert’s. Der Prinz visiert die Karawane mit der Kanone an und lässt die Behelfsbrücke in Fetzen fliegen. Sein „grausamer Plan“, so der Kommentar, sei „nach der nur wenige Stunden dauernden Schlacht bei Centa aufgegangen.“ Der Historiker Rauchensteiner assistiert, die Kaiserliche Armee habe ein Blutrausch befallen und sie habe bei geringen eigenen Verlusten von nicht einmal 500 Mann 25.000 Osmanen getötet, von denen viele auch verzweifelt in die Theis gesprungen seien, obwohl sie nicht hätten schwimmen können. Der Film beeilt sich, den Rausch bildlich am prominenten Beispiel nachzustellen: Prinz Eugen selbst erschießt einen unbewaffneten, rothaarigen Janitscharen, der die Hände noch zum Zeichen der Aufgabe hebt. Anschließend darf der Historiker bestätigen, dass den Prinzen Eugen seiner Korrespondenz nach „auch die eigenen Verluste weder persönlich noch moralisch getroffen hätten“.
Und noch ein Nachschlag: „.auch die Kriegskasse der Osmanen sei verschwunden … Zufall oder nicht, Prinz Eugen hätte danach gewaltige Investitionen getätigt…“ Journalist Konrad Kramar dazu: „Eugen hat sich nicht geniert, seinen kometenhaften Aufstieg zur eigenen Bereicherung zu nutzen und ihn so opulent als möglich darzustellen.“ Er sei eben, so Kramar weiter, ein typischer Aufsteiger gewesen. Ja, fast meint man da Neid zu herauszuhören. Kramar fabuliert dann munter weiter, dass der Prinz „auch einer der schlauesten Ökonomen seiner Zeit gewesen (sei), der sogar an die Londoner Börse gegangen sei und dort Kriegsanleihen auf seinen eigenen Namen habe zeichnen lassen… welche dort auch noch so populär waren, dass sie sofort ausverkauft gewesen seien“. Der Zuschauer merke sich: Grausamkeit und Geschäftstüchtigkeit gehen Hand in Hand.
Das ZDF lässt keine schlüpfrige Unschärfe aus
Später habe der über die Abreise erboste Prinz Eugen, „… dessen unerbittlicher Charakterzug darin nun zum Vorschein gekommen“ sei, dem Kriegsgericht in Brüssel, wo Bonneval wegen Hochverrats in anderer Sache verhaftet worden war, die Empfehlung gesandt, diesen hinzurichten. Die Todesstrafe für den einstigen Freund wird – von wem, bleibt unklar – in eine Festungshaft umgewandelt, dessen lebenslange Verbannung aus dem Reich folgt. Bonneval habe sich nach der Entlassung „fast mittellos“ nach Sarajewo „durchgeschlagen“, sei dort aus nicht näher erläuterten strategischen Gründen zum Islam übergetreten und alsbald nach Konstantinopel gerufen worden, wo man ihm ein Haus zur Verfügung gestellt und ihn zum Ausbilder der Artilleristen (neuer Name: Kanonen-Achmed-Pascha) bestellt habe. Die Eliminierung eines gefährlichen Überläufers, denn nichts anderes war General Bonneval, wird so zur Schmierenintrige heruntergespielt. Die Empfehlung Eugens an den Kaiser, den Verräter in Konstantinopel vergiften zu lassen, wird auf schnöde persönliche Revanche reduziert.
Mit dem interessanten Hinweis auf die Bemühungen des von inneren Unruhen erschütterten Osmanischen Reiches, neben der Kanoniersausbildung auch die Erfolge des Buchdrucks in Europa nachzuahmen, geht der Film in die letzten Minuten. Der todkranken Sultans-Mutter Rafia Gulnus legt die ZDF-Doku angesichts eines ihr aus Wien mitgebrachten Buches aus der Bibliothek Prinz Eugens die Worte: „Das ist also ein Buch dieses grausamen Menschen; Es ist gut zu sehen, dass auch er Liebe zu den schönen Dingen empfindet…“ in den Mund. Kanonen-Achmed-Pascha soll nach dem gescheiterten Attentat Habsburgs in ein dem Mevlidi-Orden zugehöriges Derwisch-Kloster eingetreten sein, einem Orden, der besonders für seine tolerante Weltanschauung bekannt gewesen sei…“. Der Verräter, denn das war er ja wohl, liegt in Konstantinopel begraben.
Demontage zum runden Geburtstag
Zum 350. Geburtstag jedenfalls zeichnen Konrad Kramar und Georg Mayrhofer in einem neuen Buch das vor, was der Kern der ZDF-Info Sendung zu sein scheint: Man probt die scheibchenweise Zurechtstutzung am prominenten und vielgerühmten Beispiel des Prinzen Eugen. Hinter dessen Mythos wolle man angeblich „den Menschen“ erkennbar machen – tatsächlich aber will man etwas ganz anderes: dessen Erfolge relativieren, dessen Denken trivialisieren und sein Andenken mit allen Mitteln ramponieren. Was die Untersuchung als ihren „besonderen Wert“ anführt, nämlich die teils abenteuerliche Neuinterpretation von alten Quellen, ist in Wahrheit Geschichtsklitterung. Die Betrachtung historischer Vorgänge „aus heutiger Sicht“ kann mangels Verständnis für die damals herrschenden Werte, Normen und Lebensumstände nur fehlgehen. Übrig bleibt der halbherzig kaschierte Versuch eines posthumen, politisch motivierten Rufmordes.
Egal, wie viele greifbare und bestens dokumentierte Verdienste sich der Mann erworben, wie viele Feinde er geschlagen, Bibliotheken gegründet, großartige Bauten er geschaffen hat – er muss gnadenlos herunter von seinem Sockel. Das, was man heute seinen Twitter-Nachrichten, seinem Facebook-Profil oder seinen Youtube-Auftritten entnehmen könnte, muss dann eben zurecht fabuliert werden. Die Autoren gestehen ihm allenfalls zu, „vielschichtig, genial, modern“ zu sein, aber ansonsten fällt ihr Urteil vernichtend aus: „von Ängsten getrieben und von Zwängen bestimmt.“
Kriegsherr, Stratege, Philosoph, Gärtner, Baumeister – das historische Bild des Prinzen Eugen von Savoyen sei „so übergroß wie seine Statue auf dem Wiener Heldenplatz“. Treue und Ehrgefühl hätten zwar sein Handeln bestimmt, aber „seine Persönlichkeit sei von tief sitzenden kindlichen Neurosen geprägt gewesen, verborgen nur hinter einem „Image“, das er ein Leben lang schützend vor sich her getragen habe“.
Zwar kann das ZDF, wie Kramar und Mayrhofer in ihrem Buch, sich darauf zurückziehen, den Heerführer „aus dem Blickwinkel unserer Gegenwart“ zu betrachten – jedoch lassen die leicht als schlichte Gemein- und Bosheiten erkennbaren Szenen den Schluss zu, dass hier mit aller Kraft gegen den Sockel des Standbilds auf dem Wiener Heldenplatz gekeilt wird. Und dass sich das ZDF für derlei offensichtliche Umdeutungen der Geschichte hergibt, lässt die Frage aufkommen, wann denn wohl endlich Sendeschluss auf dem Lerchenberg sein wird. Weil’s nicht mehr auszuhalten ist.