Die legendäre Boeing 747, bekannt als Jumbo Jet, feiert Geburtstag. Am 9. Februar 1969 hob das Flugzeug, das damals den Fortschritt schlechthin verkörperte, zum ersten Mal in Everett bei Seattle ab – dort liegt der Erprobungsflughafen des Herstellers. Die Maschine selbst unterschied sich vom Rest der Luftflotten durch den auffälligen Buckel an der Front, und vor allem war sie größer als alles, was in der Passagierluftfahrt bis dahin gesehen worden war. Der Jumbo war das Zeichen: jedermann kann nun von Kontinent zu Kontinent fliegen – vor allem: von Europa nach Amerika. Zum Vergleich: noch 20 Jahre zuvor war die Douglas DC-3, die als „Rosinenbomber“ das freie Westberlin rettete, das Maß aller Dinge.
Der erste Jumbo, eine 747-100, ging an die längst nicht mehr existierende Fluglinie Pan Am. Der charakteristische Buckel ist auch heute noch ein Alleinstellungsmerkmal, auch wenn er im Laufe der Jahre immer länger wurde. Fast konnte man, evolutionär betrachtet, dem Jumbo beim Wachsen zusehen. Der A 380 von Airbus kommt zwar von einem anderen Konzern, ist aber gewissermaßen die logische Weiterentwicklung dieses Konzepts eines Passagierflugzeugs mit doppelstöckigem Passagierraum.
1969 war das Jahr, in dem die Aufbruchstimmung, das Gefühl der Freiheit aus den USA wie mit Händen zu greifen war. Richard Nixon, dessen Amtszeit so düster enden sollte, wurde zum 37. Präsidenten der USA inauguriert, und damals war er noch ein Hoffnungsträger. Die USA schickten sich an, eine bemannte Mondlandung zu starten, und im Juli dieses Jahres waren sie damit erfolgreich. Nicht verschwiegen werden soll, dass diese Stimmung schon im Begriff war, zu kippen. Die Folgen des Vietnamkriegs waren bereits unübersehbar, die Proteste dagegen waren fundiert. Umso heller schien andererseits der Stern der Freiheit, der mit George Washington und mit der „Bill of Rights“ von 1776 aufgegangen war. Und dieser Optimismus, diese Aufbruchstimmung sind auch heute noch lebendig – und sei es beim Anblick eines Jumbo-Jets.
Nach 50 Jahren noch lebendig: das Symbol
Heutzutage ist es zumeist die 747-400 mit dem etwas längeren Buckel, die zumeist am Himmel und auf dem Frankfurter Flughafen zu beobachten ist. Allerdings verschwindet dieses Modell langsam, aber sicher. Die 747-8i, die Boeing derzeit anbietet, ist zwar nochmals größer und länger, sozusagen ein „Super-Jumbo“. Aber sie wird aber kaum bestellt – keine US-Gesellschaft möchte sich zum Beispiel mit der „Königin der Lüfte“ schmücken. Nur die Lufthansa, Air China und Korean Air sind dem einstigen Symbol der US-Herrlichkeit treu geblieben. Es erscheint gewissermaßen wie ein Zeichen: Haben die USA sich etwa selbst verloren? Der Impuls von Freiheit und Prosperität, den sie aussandten, der lebt weiter. In Fernost. Und ein wenig auch noch in Deutschland. Im Jumbo.
Das Gute vom Tage ist, dass dieser Impuls noch existiert. John F. Kennedy war der Präsident, der ihn am deutlichsten symbolisierte. Jimmy Carter und vor allem der zu Lebzeiten unterschätzte, so bedeutende Ronald Reagan haben diesen Impuls weitergetragen. Eine 747 war es, die das Space Shuttle der Nasa trug, in verkürzter Version 747SP als Weltraumteleskop an den Rand der Stratosphäre flog und auch zum Inbegriff des Machtsymbols schlechthin wurde: ein Jumbo ist bis heute die „Air Force One“. Irgendwie gleicht sich aber eines an das andere an: Was waren das für Bilder, wenn ein Space-Shuttle auf dem Rücken eines Jumbo einschwebte, was waren das für Momente, wenn US-Präsidenten wie George Bush, Bill Clinton oder Barack Obama aus der Air Force One traten und winkten.