Erinnern Sie sich noch an Akif Pirincci? Das war dieser merkwürdige Mann aus Bonn, der seinen Migrationshintergrund nicht als tragbare Klagemauer mit sich herum schleppte, um deren Ritzen mit all den Diskrimierungsbelegen vollzustopfen, die er als türkisch-stämmiger Zuwanderer doch haben muss. Stattdessen erklärte er sich lautstark zum deutschen Patrioten, der dem Land und seinen Leuten dankbar ist für die Lebenschancen, die er hier bekam. Ja, er erklärte sogar rundheraus, dass er dieses Land liebe.
Als Bestsellerautor von „Katzenkrimis“ fand er im Publikum grossen Zuspruch.
Zorn bereitete ihm nicht die „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, die sozialwissenschaftlich camouflierte Agitpropzirkel mit der Regelmässigkeit der Jahreszeiten in der „Mitte der deutschen Gesellschaft“ identifizieren. Seine Wut galt dem aggressiven Kolonialherren-Gestus, mit dem anmassende Vormünder das eselgeduldige Volk zu immer neuen Anpassungsleistungen an eine nie öffentlich verhandelte und legitimierte Masseneinwanderung pressen wollten.
Als der lenorgespülte deutsche Michel gutmütig-quietistisch blieb, obwohl ganze Einwanderermilieus in öffentlichen Räumen eine Landnahme per Faustrecht vollzogen, wurde er endgültig ausfällig, cholerisch und war mit einem peinlichen Auftritt bei Pegida tatsächlich fällig zum Abschuss. Der Ausschluss aus der öffentlichen Debatte konnte zwar nur mit einer Falschmeldung durchgesetzt werden, die derzeit die Gerichte der einschlägigen Presse um die Ohren schlagen, erwies sich jedoch als wirkungsvoll.
Serge Menga auf den Spuren von Akif Pirincci
Als ich am letzten Wochenende das Video eines Serge Nathan Dash Menga auf YouTube sah, hatte ich gleich die, zugegeben, schräge Idee, dass hier Pirincci mit einem Trick wieder einen Platz in der Öffentlichkeit gewinnen möchte. Könnte es nicht sein, dass er sich mit dem Mittel des Blackfacing tarnte? Denn Serge Menga, der schwarze Mann aus Essen, der aus der sogenannten „Demokratischen Republik Kongo“ stammen will und eine Zeit als Ruhrkumpel gearbeitet haben soll, hört sich wie die etwas gemässigtere Version des Bonner Polemikers an.
„Ich glaube kaum, dass einer von uns zu Hause auf den Teppich scheisst. Dann tut es doch bitte auch nicht dort, wo ihr mit offenen Armen aufgenommen worden seid!“, raunzt er nicht nur die Täter von Köln, sondern auch andere Einwanderer an, die hiesige Freiräume ruppig ausnutzen. Er erinnert sie daran, dass sie aus ihren Schrottrepubliken hierher gekommen sind, weil in ihrer Heimat sich niemand um ihr Wohlergehen und die Zukunft ihrer Kinder scherte. Wer darauf nicht mit sozialverträglichem Verhalten reagieren könne oder wolle, der solle doch, so Menga, seine „Klamotten packen und gehen.“
Das war der Ton, der in Pirinccis „Deutschland von Sinnen“ angeschlagen wird, dort härter und manchmal zu schrill. Aber wenn der Mann jetzt wieder ins Gespräch kommen will, dann ist es sinnvoll, die Lautstärke etwas herunter zu drehen.
Was für ein Triumph: prominente Vertreter des herrschenden politisch-medialen Kartells erklären die „Wutrede“ eines Bürgers für respektabel, die sich gegen die Folgen ihrer eigenen Einwanderungspolitik und Einwanderungspropaganda richtet. Und plötzlich tönen mehrere Stimmen ähnlich. Die Märkische Allgemeine hat in Köln Nana Domena, „Sohn ghanaischer Eltern“, getroffen, der Augenzeuge der barbarischen Attacken auf Frauen war. „Das waren Bestien“, sagt er. „Für sie muss es ein Rückfahrticket geben.“
Wer folgt Serge Menga, Nana Domena und Basel Esa?
Und bei zeit.de, wo man sonst gern Sachsen wegen Pegida aus der Republik werfen möchte, liest man jetzt, was der junge Syrer Basel Esa dem schockierten Reporter mitteilt: “’Wenn er über die Männer redet, die an Silvester Frauen begrapscht und Handys geklaut haben, klingt Basel plötzlich nicht mehr wie ein Flüchtling, sondern eher wie ein Politiker der AfD. ‚Ich verstehe nicht, wieso ihr Deutschen diese Verbrecher nicht sofort aus eurem Land schmeißt. Das wäre ein gutes Signal an die anderen‘, sagt er. Vielleicht, weil es den deutschen Rechtsstaat gerade auszeichnet, dass er jedem eine zweite Chance gibt? ‚Ich glaube, eure Regeln sind zu lasch‘, sagt Basel und zuckt mit den Schultern.“
Ex Oriente Lux, mal in einer ganz anderen Variante? Müssen wir nur noch darauf hoffen, dass eine rasch steigende Anzahl vernünftiger Einwanderer den Unbelehrbaren ins Wort und dann auch in den Arm fällt, wenn sie den politischen Kurs des Landes per Autopilot auf Destruktion programmieren? Wie es aussieht, hören sie ja eher zu, wenn rationale Argumente von „Menschen mit Migrationshintergrund“ vorgebracht werden. Das ist , wie manche Leserbriefschreiber zum Bürgermeisterempfang für Menga anmerken, bitter für „Bio-Deutsche“, soll uns aber egal sein, wenn´s denn nur wirksam ist.
Allerdings sollen die neuen Patrioten nicht zu optimistisch sein. Die Tage der Zustimmung könnten rasch vergehen. Im ZEIT-Text steht schon der Hinweis auf „AfD-Nähe“. Das ist in diesem publizistischen Milieu eine deutliche Warnung: Einwanderer, die sich so aufführen, passen nicht ins Land, drohen, die Integration in die de facto herrschende Leitkultur zu verfehlen. Im Begleitschreiben, in dem im ZEIT-Newsletter „Elbvertiefung“ der Text über Basel Esa angekündigt wird, steht schon die Hoffnung, dass nicht zu viele Leute seine Ansichten wahrnehmen mögen.
Wenn die Damen und Herren, die einem immer unglaubwürdigerem Gerücht zufolge dieses Land regieren sollen, auch nicht in der Lage sind, die Sicherheit ihrer Bürger zu garantieren: zusammen mit ihren treuen Freunden im Medienbetrieb werden sie schon darauf achten, dass auch ein listig getarnter Akif Pirincci und Seinesgleichen unter Kontrolle bleiben.
Heribert Seifert schrieb in der NZZ unter anderem über die verlorenene kritische Distanz sowie die blinden Flecken deutscher Medien.