Tichys Einblick
Geht’s noch infantiler?

Professorin will bereits Grundschulkinder wählen lassen

Wer das Wählen infantilisiert, degradiert es zum Kinderspiel. Wählen zu dürfen kann schließlich keine erzieherische oder gar politische Maßnahme sein. Das Wahlrecht soll nicht zur Reife hinführen, sondern das Wahlrecht setzt diese voraus.

Symbolbild

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Eigentlich, ja eigentlich ist nicht jedes als „professoral“ etikettierte Gerede der Rede wert. Schließlich hat der ehrwürdige Titel „Professor“ aufgrund der inflationären Vergabe dieses Titels sein Renommee längst verloren. Gelegentlich aber muss man „professorale“ Ergüsse aufgreifen, weil sie irgendwie Symptom einer um sich greifenden Parallelwelt an den Hochschulen dieser Bildungsrepublik, ja Symptom einer Infantilisierung vermeintlicher Wissenschaft und zugleich Symptom einer Infantilisierung dieses Landes sind.

Worum geht es diesmal? An der Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg (Nordbayern) mit ihren rund 5.500 Studenten gibt es eine Professorin für internationale soziale Arbeit und Menschenrechte namens Prof. Dr. Claudia Lohrenscheit. Über ihre Vita ist wenig bekannt. Ihr Schrifttum freilich ist ausufernd, aber ziemlich monothematisch, es dreht sich aber immer um die gleichen Themen: Gender, Diversity, sexuelle Selbstbestimmung. Bei der Hans-Böckler-Stiftung und bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist sie gern gesehene Gastreferentin und Autorin. So weit so gut.

Nun hat sich Frau Professorin am Nikolaustag 2018 in einem Interview mit der Pressestelle der Hochschule Coburg mal wieder wegweisend geäußert. Dass sie den Widerstand vieler demokratischer Regierungen und vieler Menschen in Deutschland gegen den UN-Migrationspakt als „verstörend“ empfindet, na ja!

Aber jetzt kommt es: Einen konkreten Handlungsbedarf sieht sie bei der Absicherung der Mitspracherechte von Kindern im Grundgesetz. Dazu gibt sie folgendes von sich: „… Und wenn Kinder und Jugendliche ein abgesichertes Mitspracherecht bekämen. So könnten sie von klein auf lernen, was Demokratie heißt. Warum sollen zum Beispiel nicht schon Grundschüler wählen dürfen? Das Wahlrecht muss doch nicht zwingend an das Alter gebunden sein. Das ist eine willkürlich gesetzte Grenze, über die wir noch einmal nachdenken könnten …“ (Siehe https://idw-online.de/de/news707503)

Wow! Während die Entwicklungsphasen Heranwachsender immer länger, junge Menschen mental immer später selbständig werden und sich immer später von zu Hause abnabeln, während im Jugendstrafrecht immer mehr Nachsicht wegen „Unreife“ geübt wird, glaubt die „Forscherin“, Kinder sollten ab sechs Jahren wählen dürfen. Nicht etwa, was sie essen oder anziehen oder sich vom Christkind wünschen möchten, sondern welche Partei sie wählen würden.

Dahinter steckt ein plumper Populismus, der als kindgemäß verkauft wird. Aber vor allem ist dies eine Romantisierung des Kindesalters. Wer indes den Wahlakt infantilisiert, der degradiert ihn zum Kinderspiel, zum Spiel- und vermeintlichen Lernfeld. Wählen zu dürfen kann schließlich keine erzieherische oder gar politische Maßnahme sein. Das Wahlrecht soll nicht zur Reife hinführen, sondern das Wahlrecht setzt diese voraus.

Arme Bildungsnation, die solche Wissenschaft finanzieren muss und dergleichen auch noch als „Lehre“ unter Studenten verkaufen und tausendfach multiplizieren lässt! Ganz abgesehen von der Frage – und nun sind wir gänzlich im Kabarettistischen angelangt – , wie ein Wahlakt dann stattzufinden hat. In der Grundschule oder zu Hause, in beiden Fällen unter Aufsicht von Zensoren der Antonio-Amadeu-Stiftung? Und ob der Wahlzettel durch rote, rosa, dunkelrote, grüne, gelbe, schwarze, blaue, weiße oder gar braune Legosteine ersetzt wird, die Kinder dann unter Aufsicht streng politisch korrekt dreinblickender Wahlbeobachter in eine Box stecken dürfen?

Siehe auch.

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