Sondern um die „Arbeitswelt im Wandel – wie muss der Sozialstaat reformiert werden?“ Also wenn schon, denn schon – ernst und sachlich? Faktenorientiert? Schonungslos ehrlich? Nicht einmal ansatzweise. Im Gegenteil: Genauso stellen wir uns das Debattencamp der SPD vor. Lars Klingbeil sagt das, was er immer sagt, und dann darf bestimmt auch einer, der in diesem Internet digital tätig ist, die Welt von morgen malen. Und am Ende stehen wieder die Worte von Martin 100% Schulz: „Es läuft beschissen, aber sollen wir den Laden dicht machen?“
Diese Frage könnte sich Anne Will nach den letzten Wochen eigentlich auch stellen. Sahra Wagenknecht zum Sozialstaat? Wirklich jetzt? Alles wie in der anderen deutschen demokratischen Republik? Diesmal mit Mauer ums ganze Deutschland, allerdings gegen Ein- statt Auswanderung, das wäre mal ein Ansatz. Lars Klingbeil haben wir oben bereits ausreichend dargestellt, allerdings wollen wir ihn nicht kleiner machen, als er ist. Lars Klingbeil hat sich rechtzeitig für SPD statt Hartz 4 entschieden, und schaut ihn euch an – jetzt ist er Generalsekretär! Simone Menne war mal die erste deutsche Frau in einem Dax-Vorstand, und das nicht als Kulturbeauftragte zum Bilderaufhängen, sondern für Finanzen. Leider wurde sie nichts Vernünftiges gefragt, da konnte sie also auch eher wenig beisteuern. Jens Spahn unterbrach als Will-Gast kurz das Rennen um den Parteivorsitz nach dem Motto: Du hast keine Chance, also nutze sie.
Auf dem gleichen Niveau war auch die Zitateinblendung von Tim & Joe, die Chefs von Telekom und Siemens, die auch ein bedingungsloses Grundeinkommen fordern, damit sie nicht so ein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn sie Arbeitsplätze ins Ausland verlagern.
Die SPD wird in den nächsten Wochen entscheiden, versprach Lars Klingbeil, mit Jens Spahn wäre ein Bürokratieabbau sofort zu machen, Simone Menne empfahl „disruptiv“ (das aktuelle Modewort im Business-Bullshit-Bingo) zu denken und Sahra war die einzige, die schnell kapierte, dass die 1.000 Euro im Monat eine Mogelpackung sind, denn mit Miet-, Heizungs- und Krankenkassen-Zuschüssen kommen die meisten Hartzer längst auf diesen Betrag.
Das sei ja auch eine harte Arbeit, die müsste besser bezahlt werden, verteidigte Sahra die sich verweigernde Arbeiterklasse. „Ick zahl übertariflich“, empörte sich der Berliner. „Und hart war das mal vor 40 Jahren.“ Der Bäckermeister war aber für Sahra Wagenknecht ein Einzelfall, sie kennt ganz viele … und schon war sie in der Finanzbranche, beziehungsweise beim Üblichen. Auch Lars Klingbeil kennt viele „multiple Arbeitshemmnisse“, die es einem wie ihm verbieten würden, ins Bäckereihandwerk zu wechseln. Wirklichkeit jeh wech, sonst krieg ick dir!
Spahn wurde am Ende dann der Jens der Herzen, als er ausrief: „Ich bin ja vielleicht ein langweiliger Typ, aber ich frage mich die ganze Zeit, wer zahlt das?“ Er sei mitnichten ein langweiliger Typ, tröstete Will, die das Spahnsche Bekenntnis wohl für bare Münze genommen hatte.
Sozialstaat und offene Grenzen, das funktioniert nicht, haben schon viele kluge Leute gesagt, aber natürlich keiner in der Runde. Lars von der SPD versprach stattdessen ein Digital-Programm (neues Smartphone für Nahles?) und ganz viel künstliche Intelligenz im Bundestag. Das ist doch schon mal was!