Tichys Einblick
SERIE VOLKSBEFRAGUNG: ERZÄHLT, GESCHRIEBEN UND IM BILD.

Antworten 4: Deutsch sein, was ist das für Sie ganz persönlich?

Hier das vierte Antwortpaket. --- Zur lockeren Volksbefragung laden wir weiter herzlich ein - auch für Fotos sind wir sehr dankbar.

Fotolia

Das schickten unsere Zeitgenossen: Wir bitten weiter um Beiträge, die Erzählung Ihrer Großmutter, Fotos, die für Sie typisch Deutsches darstellen. Was immer Ihnen in den Sinn kommt, spontan, ernst oder witzig, wie Sie wollen. Zu dieser Lockerungsübung von Volksbefragung laden wir herzlich ein.

24, weiblich, aus Passau: Großzügigkeit und Präzision

Mülltrennung • Ordnung • Ruhe • Präzision • Sauberkeit im öffentlichen Raum • Currywurst • Bildzeitung • Hundekot auflesen • Fahrradhelme • Radfahren • Grillen • Gerechtigkeit • Skepsis • Sparsamkeit • Großzügigkeit • Ehrenamt • ECHTE Kinderliebe

29, männlich, Pliezhausen

Eine schöne Frage, denn so lange wurde sie nicht gestellt, außer um auf die dunklen Flecken unserer Geschichte hinzuweisen. Deswegen möchte ich mit dem 9. November beginnen: Der 9. November wird manch mal auch als der Schicksalstag der Deutschen bezeichnet. Hier finden wir die Deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts hoch konzentriert an einem Tag.

1. So beginnt dieser Tag mit der sogenannten Novemberrevolution am 9.11.1918. Jedoch ist es eben nicht ein Volksaufstand, der in gewalttätigen Exzessen in einem Bürgerkrieg die alte Regierung hinwegfegt, sondern schlicht das Anerkennen der Kriegsniederlage und die Weigerung, noch mehr sinnloses Blut zu vergießen. Obwohl hier die Grundordnung des Alten hinweggefegt wurde, entsteht das Neue eben doch als Konsens zwischen den Bewahrern der alten Ordnung und den Moderaten der neuen Ordnung.

Das 2. Schicksalhafte ist für mich der 9. November 1938. Hier zeigt sich deutlich das leider so hässliche Gesicht Deutschlands, das ungezügelte Zerstören und Hassen mit Bürokratischer Monstrosität und Penibilität verbindet:

Der Judenhass der Nazis zieht sich wie ein roter Faden von den ersten Tagen der Vorgängerorganisation der NSDAP bis hin zum Holocaust. Doch aus damaliger Sicht war leider Antisemitismus, in Deutschland, aber auch im Rest von Europa, nichts Neues. Jedoch zeigte sich an diesem Tag etwas Neues – der organisierte Judenhass und – Mord.

Die Ermordung eines deutschen Diplomaten als Anlass nehmend zogen SA – und SS- Schergen durch die Lande, plünderten und zerstörten jüdische Geschäfte und Wohnungen, ermordeten oder verstümmelten mehrere hundert jüdische Deutsche. Ab hier wurde klar, dass die Schandtaten gegenüber den Juden mehr waren als das leider bisher gewohnte Unerträgliche. Aber das was hier geschah, war nicht spontan, wie es die NS-Propaganda verbreitete, es war nur die erste Salve von minutiös exekutierter Bösartigkeit und Menschenverachtung. Alles was danach noch kam, wurde hier bereits angekündigt.

Bürokraten, Soldaten, Polizisten arbeiteten mit der gewohnten deutschen Gründlichkeit an der Auslöschung einer ganzen Volksgruppe, und die Mehrheit der Deutschen schaute zu wie es geschah, lies es geschehen, unterstütze es sogar, und bis auf eine Minderheit wagte keinen Widerspruch, geschweige denn Widerstand.

3. Der 9. November 1989, oder der Mauerfall. Hier bahnte sich seinen Weg, was nicht anders geschehen konnte. Denn wenn man diesen Tag im Kontext der Geschichte sieht, so erscheint er als einer der wichtigsten, für mich persönlich sogar der wichtigste Tag überhaupt der neueren deutschen Geschichte. Die Menschen der DDR mussten für die Sünden der Deutschen aus dem 2. WK büßen, und sie taten dies über 40 Jahre lang. Ausgespitzelt von Nachbarn, Kollegen und vermeintlichen Freunden, drangsaliert, unterdrückt von einem gnadenlosen System das nichts so sehr systematisiert und organisiert hatte wie das Aushorchen der eigenen Bevölkerung. Und doch half weder die Stasi, noch das IM-System zu verhindern was nicht mehr zu verhindern war:

Die Einheit der Deutschen. Immer mehr DDR-Bürger wagten in den Demonstrationen, den oppositionellen Gruppen den Widerspruch gegen ein Unrechtsregime, das versucht hatte, eine gescheiterte menschenfeindliche Ideologie, den Sozialismus mit Zwang überzustülpen. Dabei wurde eine Mauer des Todes mitten durch Deutschland gezogen, denn in dem größten Gefängnis der damaligen Zeit konnten die Menschen nur mit Zwang gehalten werden. Die Trennung der Deutschen war in der Geschichte nichts Neues, auch den Versuch die Einheit wiederherzustellen gab es. Doch es war immer durch die Obrigkeit gesteuert, und sei es die Reichsgründung 1871 oder der „Anschluss“ Österreichs durch Hitler, immer verknüpft mit einer kriegerischen Auseinandersetzung Deutschlands mit seinen Nachbarn.

Hier im November 1989 jedoch geschah etwas Besonderes: Das deutsche Volk, in urdemokratischer Tradition, verlangte die Einheit, und vollzog sie am 9.11.1989 mit dem Mauerfall. Nicht gesteuert von der Obrigkeit, und gerade als Besonderheit vollkommen friedlich. Beinahe als ein „Unfall“ der Geschichte.

Fortsetzung – Seite 2

49, transsexuell, Frankfurt am Main: Wald, großzügig, hilfsbereit und tolerant

Ich fliege viel. Meist lande ich in Frankfurt und fliege über den Spessart ein. Da unten liegt er, „mein“ Wald. Seine sanften grünen Hügel sind für mich meine geliebte Heimat. Bis heute werden meine Augen feucht. Es sind aber nicht nur die alten Eichen und Buchen, es ist nicht nur der Geruch des Waldes und meiner Kindheit, es sind vor allem die Menschen die mich immer wieder hierher ziehen. Sie sind bodenständig und kennen die Verästelungen des Lebens. Sie respektieren mich wie ich bin, da ich die gleichen tiefen Wurzeln wie sie habe. Diese Menschen haben viele Eigenschaften, die ich den Deutschen allgemein zuschreibe. Sie sind großzügig, hilfsbereit und tolerant. Ich glaube, das kann ich wirklich besser beurteilen als andere!

56, männlich, Hessisch Lichtenau: keine Ahnung

Das ist eine Frage, die ich mir schon länger stelle. Was ist „Deutsch-Sein“? Ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung.

Ich hatte früher des öfteren damit zu tun, im Rahmen der Prüfung, ob ein „Aussiedler“ nun deutsch geprägt ist oder ob andere Prägungen vorherrschen. Oh Mann, das war ein ziemlicher Krampf – und es gab kaum verbindliche „Anhaltspunkte“. Natürlich war die Sprache wichtig, wenn sie zuhause vermittelt wurde. Aber nur, wenn dies möglich und „zumutbar“ und dadurch keine negativen Folgen zu befürchten waren. Also kam es darauf an…

Und natürlich die vielen deutschen „Sitten und Gebräuche“. Wann haben sie Weihnachten gefeiert – und wie haben sie es gefeiert? Haben sie deutsche Weihnachtslieder gesungen? Wenn ja: Welche. Wenn nein: Warum nicht? Waren sie in deutschen „Vereinigungen“ (sofern diese erlaubt oder geduldet wurden)? Was haben sie dort gemacht?

Unsere Bundesoberen haben selber nicht so ganz gewusst, wie man einen „Deutschen“ von einem „Russen“, „Polen“ oder „Rumänen“ unterscheidet. Also: was macht das „Deutsch-Sein“ aus?

Für mich selber kann ich das nur an wenigen Punkten festmachen, die aber wohl auch von anderen Menschen, die nicht „deutsch“ sind, erfüllt werden könnten. Die Sprache. Aber wenn ich so manche Kommentare, Aufsätze oder „Kurzmeldungen“ lese, so kommen mir schon wieder Zweifel. Entweder wir haben wirklich verflixt viele funktionale Analphabeten oder aber die Sprache scheint nicht allzu wichtig zu sein. Also müsste ich eigentlich unterscheiden: vielleicht ist einer, der deutsch reden kann, ein wenig deutsch.

Also meine Nachbarn. Der eine kommt aus Kasachstan, der andere aus der Türkei. Beide reden gut deutsch; der eine kann es sogar ganz passabel schreiben. Also ein „Volldeutscher“ und ein „Teildeutscher“. Wenn ich es an der Sprache festmache.

Kultur? Sie wird ja öfters angeführt. Mein volldeutscher Nachbar aus der Türkei ist da so ziemlich bibelfest. Er kennt mehr klassische Komponisten aus dem deutschsprachigem Raum als ich. Und wenn es sein muss, singt er Teile aus Opernstücken, dass die Wände wackeln. Zuweilen auch auf italienisch – aber das wäre ja schon wieder nicht „deutsch“. Er ist auch sehr belesen, kennt Werke von Goethe, Schiller und Heine nicht nur vom Hören-Sagen. Und er liest regelmäßig deutsche Zeitungen. Keine türkischen – da sieht er lieber einen türkischen Fernseh-Sender.

Mein halbdeutscher Nachbar, der auf Grund seiner Abstammung und seiner „Prägung“ vollwertiger Aussiedler und damit Deutscher ist, tut sich mit der deutschen Kultur ein wenig schwer. Natürlich kennt er Mozart (ja, ich weiß, das ist kein Deutscher) und Beethoven. Aber ein Borodin oder Rimski-Korsakow ist ihm geläufiger und wohl auch lieber. Goethe kennt er vom Namen her, Schiller auf Grund seiner Locken. Dafür ist er ein ausgewiesener Experte für Tolstoi und Gorki.

Insofern bin ich fast gleichwertig deutsch mit den beiden. Aber auch ein wenig russisch und nicht nur deshalb, weil ich gerne Konsalik gelesen habe, ein wenig russisch spreche und in dem Land einige Wochen auf „Studienreise“ war, um eigentliche deutsche Kultur in den Hauptsiedlungsgebieten der „Russlanddeutschen“ zu erleben.

Ist es unser Grundgesetz? Ich liebe es, ehrlich. Es bietet weiten Raum für jeden, der hier lebt. Gleichheit, Freiheit, Brüderlich…. nein, das letztere ist mehr französisch. Ich denke, wir „Deutschen“ stehen nicht so sehr auf Brüderlichkeit. Dafür sind wir sozial und rechtsstaatlich. Sozial aber nur solange, wie es nicht an unseren Geldbeutel geht. Dann rufen wir nach dem Rechtsstaat. Der taugt aber auch nur was, wenn er unsere Interessen in den Vordergrund stellt und uns nicht wegen unserer kleinlichen Fehler abstraft. Dann ist es kein Rechtsstaat mehr.

Trotzdem ist unser Grundgesetz etwas fast Einmaliges. Es ist durchaus deutsch; wir lieben klare Regelungen. Das setzt sich auch in unserer Gesetzgebung fort. Manches ist so gründlich geregelt, dass man nicht mehr denken braucht. Manches so gründlich, dass es nur ein studierter Ordnungsfanatiker der Fachrichtung Jura durchschaut. Manchmal auch nicht. Das ist dann tragisch.

Ist es unsere christlich-abendländische Prägung? Für mich ein klarer Fall von Jein. Rein rechtlich sind wir Deutschen nicht christlich; auf jeden Fall nicht zwangsweise. Die Hälfte der Deutschen ist nicht-christlich. Die andere Hälfte meistenteils auch, obwohl sie bei behördlichen Nachfragen die Religionszugehörigkeit doch bejahen. Es gibt auch hier Ausnahmefälle. Manche sind durch und durch Christ. Manchmal findet man einen. Manche Deutsche sind auch Moslems. Fragt man deutsche Nicht-Moslems, so meint ein größerer Teil von ihnen, dass es mehr seien, als es Christen in Deutschland gäbe. Und das sei bedenklich und gäbe Anlass zur Sorge, auch wenn die Statistik was ganz anderes sage.

Statistik ist ein gutes Stichwort. Deutsche sind nach meiner Erfahrung äußerst ordnungsliebend und neugierig. Wie viel gebe ich für Sprit aus und was hat der vor Einführung des Euro gekostet? Ist die Zahl der Arbeitslosen gestiegen, seit es den Mindestlohn gibt? Und warum sagt die Statistik etwas anderes aus, als ich es doch mit eigenen Augen sehe? Gibt es eine Statistik darüber, wie viele Statistiken manipuliert oder gar gefälscht sind? Und warum schreibt die Zeitung nichts über diesen Skandal mit den ganz klar gefälschten Zahlen?

Ordnung muss sein in Deutschland. Klare Regeln auch hier. Mülltrennung – und wehe, der Nachbar hält sich nicht daran. Dann gibt es Zoff. Völlig egal, ob der ganze Kram doch zusammen in den Müllkraftheizwerken landet. Es geht nicht um persönliche Überlegungen zu Sinn oder Unsinn des Ganzen. Und auch die ganzen Regelungen der Straßenverkehrs-Ordnung sind das A und O des friedlichen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Das kurze Halten im absoluten Halteverbot: ein Unding. Es sei denn, man muss selber nur ganz schnell mal an den Briefkasten hüpfen. Dann ist der Strafzettel eine bodenlose Willkür der Ordnungsmacht.

Pünktlichkeit hätte ich fast vergessen. Der Deutsche ist pünktlich. Und er isst pünktlich. Beides sind eherne Grundsätze. Nur die deutsche Bahn ist unpünktlich. Und der griechische Kellner, der nicht in die Pötte kommt und uns dadurch in Gefahr bringt, selber unpünktlich zu sein. Ansonsten gilt: Pünktlichkeit ist eine Zier – und nur der Sanitäter kommt fünf Minuten später.

Ich denke, ich habe unzählige Dinge vergessen. Vielleicht liegt es daran, dass ich kein Deutscher bin. Ich bin überzeugter Nordhesse. Nein, kein Hesse – das „Nord“ ist wichtig. Südhessen ist etwas anderes. Die haben andere Prägungen: Äppelwoi und solche Scherze. Der Nordhesse trinkt Bier. Und er futtert ahle Wurscht, Weckewerk und Dippefett. Auch sprachlich unterscheidet er sich deutlich.

Pünktlichkeit gibt es auch in meiner Heimat. Oder zumindest in meinem Dorf. Pünktlich ist hier, wer nicht mehr als 2 Stunden später kommt, als es abgemacht war. Wenn er keine Uhr besitzt – so wie ich – dann können es auch 2 ½ Stunden sein. Aber da ist dann Schluss.

Ordnung wird auch großgeschrieben bei uns. Mein Nachbar muss schließlich wissen wo meine Motorsäge liegt, falls er sie braucht und ich gerade nicht da bin. Und dass er den Kuchen, den seine Frau mir zugedacht hat, nicht auf die Mülltonne stellen darf, weil ansonsten mein Hund denkt, er wäre für ihn.

Kultur ist ebenfalls ein wichtiges Gut. Ich mag russische Lieder und türkische Bauchtänze bei einem urdeutschen Lagerfeuer mit echter Eiche. Und mein volldeutscher türkischer Nachbar mag Bratwurst, obwohl er eigentlich Muslim ist. Wenn er sie denn darf, denn seine wirklich deutsche Frau ist eingefleischte Veganerin. Mein halbdeutscher Nachbar aus Kasachstan, der anerkanntermaßen Volldeutscher ist, mag lieber Wodka, ist aber einem kühlen Bier nicht abgeneigt. Bratwurst mag er auch. Und er liebt es, wenn ich Gitarre spiele, obwohl er die Lieder nicht mitsingen kann. Es sei denn, ich spiele „Kalinka“. Das kennt auch mein volldeutscher türkischer Nachbar.

Und die Religion? Also ich bin Christ. Nicht immer, manchmal bin ich Heide. Das liegt wohl daran, dass ich ein kritischer Mensch bin – und diese Kritik macht vor dem lieben Gott nicht halt.

Mein lieber muslimischer volldeutscher Nachbar ist natürlich Moslem. Nicht immer, behaupte ich mal. Wenn er eine Bratwurst und ein kaltes Bier sieht, dann schwankt er in seinem Glauben. Obwohl er ansonsten seinem Glauben treu ist. Genauso wie seiner Frau. Von Vielweiberei hält er schon aus praktischen Gründen nichts. Außerdem hat er Muffe, dass ihn seine Frau – sollte er doch dazu neigen – verprügeln würde. Zu Recht, wie ich meine. Da vergisst er den biblisch/koranischen Grundsatz, dass die Frau dem Manne untertan sein solle. Er taugt in der Praxis nichts. Er hält auch nichts von Blutrache und dem heiligen Krieg, weil er für beides keine Grundlage im Koran sieht. Auch nicht für Kreuzzügler in der Bibel – die kennt er auch sehr gut. Wie gesagt, er ist ein äußerst pfiffiges Kerlchen.

Mein halbdeutscher Deutscher aus Kasachstan mit deutschem Pass ist Heide. Schon aus Gründen der Prägung, obwohl er wahrscheinlich bei der „Prägungsprüfung“ etwas anderes ausgesagt hat. Ich kann es ihm nicht verdenken – manche halten es halt für wichtig. Er hat nichts gegen den christlichen Glauben, nur über Moslems schimpft er hin und wieder. Nicht über unseren Nachbarn – der ist für ihn etwas anderes. Der Nachbar halt, der bereitwillig seinen Rasenmäher für jeden anderen Nachbarn zugänglich aufbewahrt. Aber ansonsten sind ihm die ganzen Moslems ein wenig ungeheuer. Schließlich musste sein Sohn in Afghanistan auf Seiten der Roten Armee gegen die kämpfen und hat dabei ein Auge verloren. Deswegen sehen wir ihm seine Ressentiments nach.

So, das war es. Mehr fällt mir nicht dazu ein. Nein, das stimmt nicht. Ich könnte einen ganzen Roman darüber schreiben. Will ich aber nicht. Ich finde die Frage nach dem „Deutsch-Sein“ nämlich ziemlich blöd. Iswini – upps, das ist russisch in Nicht-kyrillisch. Also sorry :-).

Fortsetzung – Seite 3

45, männlich, Bayern

Meine Großeltern väterlicherseits waren polnischstämmige Rumänen, am schwarzen Meer freiwillig deutsch (sprechend) vor der dunkelsten Zeit, vertrieben bzw. kassiert vom „Reich“, „alternativlos“ in Bayern nach 1945.

Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland

Einigkeit: unter einer Nation, welche mehr ist als die Bundesrepublik Deutschland. Eine lange Geschichte. Eine große Kultur in vielen Facetten. Ein Volk, das viele Wurzeln hat, aber trotzdem unter einem gemeinsamen Nenner sein will, dem „deutsch“ als Adjektiv.

Recht: entgegen der Willkür, „großen Führern“ und Göttern, entgegen einem „Volkszorn“. Eine Ordnung, die Frieden bringen will und Regeln, die das Leben einfacher machen sollen. Sozialer Ausgleich auf bürgerlicher Leistungsdefinition und Gerechtigkeitssinn.

Freiheit: die Grundlage für Kreativität. Geistesleben, welches diese Kulturgruppen verfeinert und weltbekannt gemacht hat. Gelegenheit und zugleich Grenze – denn niemals darf eine große Idee die Freiheit anderer Menschen beschränken. Die Freiheit, auf Basis der Vernunft zu zweifeln – an allem und jedem – gerade an denen, die wieder mal „Größtes“ vorhaben und dabei nur viel zerstören.

„Deutsch“ ist sehr vielfältig, eben nicht einheitlich, daher kaum mit wenigen Sätzen oder einer Fibel auszudrücken. „Deutsch“ kann man nicht nur mit einem Pass werden. Man muß die Sprache lernen, sich unter diese Deutschen mischen und die vielen Facetten erleben. Dann ist man (vielleicht auch plötzlich) selbst eine von diesen vielen Facetten, Teil eines bunten Deutschland. Nein, keine Multikultur, sondern buntes Deutsch.

Herzlich willkommen!

69, männlich, NRW

Deutsch zu sein bedeutet für mich zunächst, Deutsch als meine Muttersprache zu verstehen. Damit einhergehend alle durch Sprache und ihre subtilen Ausdrucksmöglichkeiten gegebenen kulturellen Verhaltensweisen so verinnerlicht zu haben, das sie ohne Nachzudenken selbstverständlicher Teil meiner Ausdrucksfähigkeit sind.

Deutsch zu sein bedeutet, Glied einer langen Kette von Menschen zu sein, deren Vorfahren gemeinsame Geschichte erlebt und die diese Erfahrungen positiver oder negativer Art durch die Generationen weiter gegeben haben.

Deutsch zu sein bedeutet, Vorfahren zu haben, die eine zweitausendjährige Geschichte gelebt haben und die Erinnerung daran bewusst oder unbewusst an die Nachfahren weiter gegeben haben. Gutes – Schlechtes – Böses -Erfolge -Misserfolge. Große kulturelle Leistungen wie unsägliche Verbrechen.

Dies alles schafft Identität. Ich bin zutiefst davon überzeugt, das diese Identität, in der sich ein großer Schatz an Menschheitserfahrungen bündelt, es wert ist, erhalten zu werden.

57, männlich, bei Leipzig: keine Identifizierung

Deutsch-sein und der deutsche Nationalstaat sind für mich nicht wirklich relevant, bzw. geschichtlich überholt. Mein Bezug geht eher mit dem Gebiet, also der Heimat in der ich lebe einher. Die fehlende Identifizierung mit Deutschen und Deutschland ist wohl meiner Geschichte geschuldet.

Ich wurde 1958 in der DDR geboren und bin dort aufgewachsen. Bis zu meinem 14. / 15. Lebensjahr war ich „strammer“ Pionier und später FDJ`ler, der glaubte, im besseren, dem guten Deutschland zu leben. Den Ideen das Kommunismus war ich nicht abgeneigt.

Ab dem 15. Lebensjahr bin ich mit einer Gruppe älterer Jugendlicher zusammen gekommen, die mir in der DDR verbotene Bücher zugänglich machten. Es wurde Biermann, Zappa und Lindenberg gehört. Wir lasen Solzhenitsyn und Dutschke, wir haben uns nach einer DDR-RAF gesehnt, die den Kommunisten auf die Finger haut. Wir haben dann gemeinsam diskutiert und es ward vorbei mit mir als gutgläubiger DDR Bürger.

Mit 18 Jahren bin ich aus allen gesellschaftlichen Organisationen (FDJ, Gewerkschaft, DSF) ausgetreten. Als ich 26 Jahre war, habe ich mich selbstständig gemacht, und konnte so mein Leben relativ entkoppelt vom „normalen“ DDR Leben gestalten. Ich habe mir eine Insel in der DDR geschaffen.

Nach der Wende konnte ich die Firma international ausbauen, wir arbeiten auf allen Kontinenten, und ich fühle mich überall auf der Welt wohl, wo ich willkommen bin. Es gab somit für mich keine richtige Identifizierung mit dem Staat DDR, und das hat sich bis Heute fortgesetzt.

56, weiblich, München: Privileg

Deutsch-sein, das ist für mich das Geschenk und hoch geschätzte Privileg von: Freiheit, Freizügigkeit, jahrzehntelangem Frieden, demokratischer Rechtsstaatlichkeit, öffentlicher Sicherheit, großem Wohlstand (der allerdings hart erarbeitet ist), Umweltweltbewusstsein, sehr vielen Möglichkeiten, Aus- und Weiterbildungschancen, frei wählbarer Arbeit, funktionierenden Sozialsystemen, gesellschaftlicher Solidarität, einer schönen und sehr differenzierten Sprache, guter Werte (wie Zuverlässigkeit, Ordnung, Sauberkeit, Disziplin, Bildung, Innovationskraft), kulinarischer und regionaler Vielfalt und ein beeindruckendes geistiges Erbe (Dichter, Denker, Maler, Musiker, Politiker, Wissenschaftler, Erfinder, Unternehmer). Außerdem ist es landschaftlich sehr  abwechslungsreich und reizvoll.

58, männlich, Oldenburg: genetisch nicht wirklich

Das ist keine einfache Frage, und wenn ich mal alle gängigen Bonmots ausser Acht lasse (von denen viele ja doch einen Kern Wahrheit enthalten), was bleibt dann? Genetisch gibt es uns Deutsche ja gar nicht wirklich, nach zwei großen Völkerwanderungen und vielen kleineren europäischen Durchmischungs-“Ereignissen” (z.B. 30jähriger Krieg) sind wir allesamt so was von „durchmischt und durchrasst” (danke für diesen schönen Ausdruck, Herr Stoiber!), dass die genetische Variabilität der Deutschen wohl deutlich höher ist als die anderer Nationen. Ich bin z.B. zu 12,5% genetischer Franzose.

Aber was macht uns Deutsche dann aus? Mir kommt in den Sinn: Eine gewisse Ernsthaftigkeit in allen Dingen, denen wir selbst Bedeutung zumessen. Damit – oft genug in positivem Sinn – verbunden ein Hang zur Perfektion. Der Drang allen Dingen – materiell & philosophisch – auf den Grund gehen zu wollen. Die Bereitschaft, sich voll für ein gemeinsames Ziel einzusetzen, d.h. auch sich selbst zurückzustellen hinter die gemeinsame Aufgabe. Ich glaube auch, dass man uns Deutschen deutlich anmerkt, dass unsere Geschichte keine Geschichte der Nation ist, die nicht hinterfragte nationale Identität ist kaum vorhanden; “right or wrong, my country” klingt für mich völlig abwegig, für die meisten Deutschen vermutlich auch.

70, männlich, Gondelsheim

Deutsch zu sein war für mich eine nicht zu hinterfragende Tatsache. Das hieß in meiner Familie einen Opa gehabt zu haben, der in Baden Pfarrer war und zu den sog.“Deutschen Christen“ gehörte. Sein Bruder war Pfarrer im Elsass und nach dem 1. WK französischer Bürger. Zu diesem Zweig der Familie gehört mittlerweile eine marokkanische Jüdin und ein Weingut in der Nähe von Colmar. Deutsch zu sein hieß für mich als Wehrpflichtiger zum Bund zu gehen und den Militärbetrieb als geistestötend zu erleben. Mit der Verheiratung hatte ich dann auf einmal Verwandte in der DDR, die ich häufig besuchte und so auch die Seite der wirklichen Kriegsverlierer kennen lernte. Deutsch zu sein war schön, als es zur Wiedervereinigung kam und ich war stolz auf den Mut meiner Landsleute. Deutsch zu sein ist es, sich seiner besonderen Geschichte bewusst zu sein, wer meint durch die bloße Akzeptanz des Grundgesetzes Deutsch zu werden, reduziert sein Deutsch-sein auf die Zeit nach 1945.

Fortsetzung – Seite 4

Posts auf Facebook direkt

♀ Das Grundgesetz und die soziale Marktwirtschaft

♂ All das was Deutschland zu dem gemacht hat was es (noch) ist : Fleiß, Pünktlichkeit, Disziplin, Lernbereitschaft, dem Land mehr geben als nehmen, Toleranz, Respekt , Heimat und Natur achten.

♀ Die Gleichberechtigung

♂ Deutsch zu sein bedeutet sich täglich der Gefahr auszusetzen, in den Verdacht zu geraten, ein Nazi zu sein – das gilt weniger im Ausland als viel mehr durch die eigenen Leute im eigenen Land.

♀ Sauberkeit

♂ „Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute, so sie profesieren, erliche Leute seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren, so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen“. (Friedrich II.)

♀ Unsere herrliche klassische Musik, in fast jeder Stadt ein Theater, Ballett, Literatur, unsere Natur, das Wandern, Vereine, unser Sozialsystem, die Schulen, Bildung, Nachbarschaftshilfe. Leider sehe ich dies alles den Bach runter gehen durch die linken zerstörerischen Kräfte die uns einreden wollen, wie schlecht wir sind. Eine negative Eigenschaft, wir sind zu gutmütig und lassen uns ein schlechtes Gewissen einreden.

♂ Warum fragt man das uns? Würde man sonst keine Nation fragen? Man will sich selber sei und nicht, was andere einem aufdrücken? Wir verlernen gerade eigenständiges Denken und Handeln? Machen nur nach, was andere wollen und uns umerziehen wollen? Jeder spürt in sich hinein und hat andere Bedürfnisse!Die wechseln doch mit der Zeit, also auch das typisch Deutsche! Was uns wirklich unterscheidet, ist Pünktlichkeit und Verlässlichkeit. Wo der Rest der Welt immer lässig ist und uns auch darum nicht mag!

♀ Deutsch sein heißt zur Zeit, Kopftücher-Asylanten mit Teddys zu bewerfen.

♂ Deutsch ist sich ewig für Dinge entschuldigen zu müssen, die andere Menschen vergangener Generationen getan haben und die schon lange nicht mehr leben.

♂ Das „Eigene“ ist eben gerade nicht das „Fremde“. Integration (= Herstellung einer Solidargemeinschaft mit den Stammdeutschen) ist eine Lüge. Sonst gäbe es nicht das Angebot einer „doppelten“ Staatsbürgerschaft (=Einladung zur Nichtintegration).

♂ Der Deutsche stammt von den Germanen ab, wobei wir uns weiter entwickelt haben und Krieg überwiegend abgelehnt wird. Wir schätzen unsere Kultur und scheuen uns auch nicht vor Arbeit. Der Deutsche ist hilfsbereit, allerdings darf das nicht zu sehr ausgenutzt werden. Wir lieben Religionsfreiheit, jedoch lehnen wir Fanatismus ab. Jeder kann machen was er will, solange es im gesetzlichen Rahmen bleibt. Wer Deutsch ist, hat auch keine andere Staatsangehörigkeit, da man nicht auf zwei Hochzeiten tanzen kann. Der Deutsche achtet die Frau und die ganze Familie, aber er lehnt die Mehrfach-Ehe (Polygamie) ab. Auch bei Sex mit Minderjährigen versteht der Deutsche keinen Spaß und lehnt Pädophilie auf das entschiedenste ab. Und ein Deutscher liebt Tiere und Pflanzen und Menschen, die es verdient haben. Definition Mensch: Alles was ich anderen Menschen antue, muss ich auch selbst ertragen können…..

♂ Wieso müssen wir Deutschen uns immer für unsere Nationalität rechtfertigen? Nur weil es einen Hitler gab, hätte es gern verhindert, bin leider erst 1952 geboren. Desweiteren bin ich gern ein Deutscher, sonst wäre ich ausgewandert, habe aber kein Interesse am Islam, deshalb bleibe ich hier.

♂ Die Frage ist überflüssig – wer sich wie Tichy mit den Problemen und den Wahnsystemen des 19.Jahrhunderts beschäftigt – nämlich Patriotismus und Nationalismus, ist nicht mehr fähig die Zukunft zu gestalten. Indioskutabel, Inkommensurabel – ach, was, schlicht reaktionär und dumm…

♂ Die Frage ist genauso, wie nach dem „ich“ oder der „Seele“ zu fragen. Da dies eine Summe aus Erfahrungen entspricht, ist diese Frage / Antwort wohl für jeden etwas anders. Wohl eher psychologischer Natur. Ich lebe in einer Gemeinschaft von Menschen und fühle mich dort mit meiner Sprache, Nachbarn, Arbeit, Kultur wohl! – Das ist für mich Deutsch! Jedes Land hat in o.g. „Lebensablauf“ wohl etwas andere Vorstellungen, aber findet das als seine Lebensart eben auch gut und somit sein Land gut. Versucht man jetzt aber zwei “ Lebensgefühle“ wie jetzt mit Gewalt zu vermischen, dann wird das nur zu Unfrieden führen.

♂ Gab oder gibt es das „typisch deutsche“? Ist unsere Kultur nicht vergleichbar mit Nord-, Mittel-und Westeuropa? Hat nicht jedes Land Wissenschaftler, Musiker, Künstler, Schrifsteller, Philosophen usw. hervorgebracht, auf die sie stolz sind? Und hier beginnt der Unterschied. Überall ist man stolz auf die jeweiligen Persönlichkeiten, genau wie auf Traditionen und anderen landestypischer Eigenschaften. Hier wird alles verpönt und lächerlich gemacht, indem man „deutsch“ auf Gartenzwerge und andere Spießigkeiten reduziert. Oder man schlägt gleich sofort mit der Nazikeule drauflos. Welchen Eindruck unser Land wohl auf die Zugereisten macht? Ich frage mich, ob diese Menschen nicht auch mit der linken Inquisition zu rechnen haben, wenn Sie hier ihre Kultur, Tradition, Religion, etc. pflegen und aufrechterhalten. Zurück zur spannenden Frage, was typisch deutsch ist. Ich bin auf die Antworten gespannt. Hoffentlich kommen da sinnvolle Antworten, so dass kein Fremdschämen erforderlich ist.

♂ Das Grundgesetz genügt mir, wobei ich als besonderes Schmankerl Artikel 20 A finde: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“ Selten so gelacht… Diesen Unterartikel kennt unsere „Führerin“ wohl nicht… Wohl keiner der „von uns“ gewählten Volksvertreter… Wenn ich ein Pferd wäre, würde ich jetzt wiehern, aber in diesem Land kommt man sich nur noch als Esel vor… Traurig…

♂ Deutsch sein heisst für mich Heimat zu lieben, meine Wurzeln nicht zu vergessen. Gartenzwerge im Garten gehören auch dazu, habe einen Elvis-Zwerg

♀ Deutsch sein heißt, seineHeimat lieben, die Kultur hochhalten, arbeiten für Wohlstand, eine sorgenfreie friedliebende Zeit für meine Kinder und mich – und einen Kanzler, der das versteht und für sein Volk einsteht und endlich dafür sorgt, dass wir nicht mehr ausgenützt werden.

♂ Jeder Mensch hat das Recht, so zu leben, wie er möchte. Wenn andere meinen, dieses ändern zu wollen, wird es eng. Dasselbe sehe ich bei den Völkern. Wir Deutschen hatten das Glück, dass wir nach dem 2. Weltkrieg ruhig und in Freiheit nach Recht und Gesetz leben durften. Ich bin fest davon überzeugt, dass mindestens 95 % der Menschen in diesem unserem Lande das auch gerne weiter so täten. Es zeichnet sich aber leider ab, dass macht- und profitgeile Individuen (die restlichen 5%) das anders sehen. Traurig ist, dass diese 5% mit ihrem Kapital alles lenken und bestimmen. Die Frage ist, was können die 95 % tun, damit es wieder so ist, wie vorher beschrieben. Frohe Weihnachten

64, männlich aus Frankfurt: Liebenswertes Land und achtenswertes Volk

Die Würde des Menschen ist unantastbar • Unsere Nationalhymne – Text der 3. Strophe • Stolz und Verantwortung auf unsere geschichtlichen Wurzeln in Europa. Mit allen Höhen und Tiefen/Abgründen. Dankbarkeit für das Vertrauen nach dem 2. Weltkrieg. Gute Nachbarschaft und Freundschaft mit unseren Nachbarn, allen voran Frankreich und Polen, zu den USA und zu Israel • Ächtung von Rassismus und Diskriminierung und jeglicher Form des Antisemitismus • Freiheitlicher Rechtsstaat, liberale und föderale Demokratie. Ächtung der Todesstrafe. Nicht Racheprinzip oder Sühne von verletzter (Familien-, Clan-) Ehre • Gewaltmonopol des Staates. Gewaltenteilung und vielfältige und freie Medien • Hölderlin – stellvertretend für die herausragende deutsche Kultur ( Literatur, Musik, Kunst, Architektur) • Weitestgehendes Fehlen von Gewalt im öffentlichen Umgang und in Familien und im Erziehungswesen • Ächtung und strafrechtliche Verfolgung von Korruption • Militär, Polizei, Geheimdienste und Behörden/Institutionen, denen man vertrauen kann • Trennung von Staat und Kirche, bedeutende Rolle der christlichen Kirchen in der Öffentlichkeit, im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen • Gleichstellung von Mann und Frau. Wert und Stellung der Familien, aber keine Clans und Parallelgesellschaften • Keine Diskriminierung. Religionsfreiheit und Meinungs- und Demonstrationsfreiheit. Toleranz und Offenheit für Fremdes • Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit, Fleiß, hohes Bildungsniveau und Erfindergeist, Organisationstalent • Sparsamkeit und sorgfältiger Umgang mit (natürlichen) Ressourcen • Ordnung, Sauberkeit und pfleglicher Umgang mit öffentlichen und Gemeinschaftsgütern • Achtung und Schutz des Privateigentums • Soziales Unternehmertum, Familienunternehmen, Mittelstand, Handwerk • Hervorragendes und differenziertes Bildungssystem, duale Berufsausbildung • Ehrenamtliches Engagement und Vereinswesen. Hilfs- und Spendenbereitschaft • Unabhängige Parteien und Gewerkschaften • Regionale Vielfalt und regionale Identität. Unsere Städte und Gemeinden • (Hoffentlich auch in Zukunft:) Geringe Neigung zum Radikalismus • Leicht versponnener Pazifismus und Gutmenschentum • Scheu vor Durchsetzung nationaler Interessen, schon gar nicht mit militärischen Mitteln • Zu viel Sozialstaat und zu wenig Eigenverantwortung • Liebenswertes Land und achtenswertes Volk • Alles Errungenschaften, die bewahrt und verteidigt werden müssen.

51, weiblich aus Freiberg: Sinn für Gleichheit und Gerechtigkeit

Deutschsein wird in Deutschland nicht geschätzt, dass wäre also das erste. Ansonsten lernt man am besten was Deutschsein ist, wenn man ins Ausland fährt und nicht nur Urlaub dort macht. Eine wesentliche Eigenschaft der Deutschen ist der Sinn für Gleichheit und Gerechtigkeit, wenn schon, dann für alle. Auf der Suche nach dem für alle gültigen gerechten Urteil/Gesetz, der für jeden gerechten und gleichen, gemäß seiner Leistungsfähigkeit, Steuer, erschaffen wir Bürokratie-Monster, die mit deutscher Gründlichkeit bearbeitet werden. Als Gegenpol zur Gleichheit und Gerechtigkeit bedeutet Deutschsein auch Neid und Mißgunst, was andere angeht. Schliesslich soll keiner mehr haben als ich ( = Gleichheit!) und außerdem haben die das gar nicht verdient (Gerechtigkeit!).

Zumindest bis jetzt kann man sich auf die Antwort einer Behörde, eines Behördenmitarbeiters verlassen, da diese qualifiziert und kompetent sind. Damit auch alles seinen geordneten Gang geht, gibt es tausende von kleinlichen Regelungen, die vorgeben, alles zu regeln. Leider gibt es aber immer noch Schlupflöcher!

Ehrlichkeit sehe ich auch als deutsche Eigenschaft. In Deutschland ist ein „Ja“ ein Ja und ein „Nein“ ein Nein. In vielen Ländern ist man zwar höflicher als in Deutschland, aber die Klarheit und den Mut ein Nein auszusprechen vermisst man dann doch.

In Deutschland soll alles möglichst auf einem höheren Grund beruhen, früher hätte man sich auf Gott und die göttliche Ordnung berufen und damit die Stände begründet, heute muss es aufgrund der Natur der Sache oder der wissenschaftlichen Erkenntnis so sein und damit ist es unabänderlich und ewig.

Bis vor ein paar Jahren hätte ich auch gesagt, dass Bildung und das Interesse an Bildung, Ausbildung, Qualifizierung eine deutsche Eigenschaft sind. Heute ist dem nicht mehr so, es gibt keine Interesse mehr an Bildung, in welcher Art auch immer.

Ich hoffe, dass Ihre Umfrage buntes aber auch erhellendes über die Natur „der Deutschen“ zum Vorschein bringt.

Fortsetzung – Seite 5

49, männlich aus Bremen: How to play „Germany“

Es geht doch tatsächlich um die DNA und das halte ich ehrlich gesagt für die einzige Chance, „Deutschsein“ auch tatsächlich so zu beschreiben, dass eine Identität erkennbar wird/bleibt.

So sind wir, so wollen wir sein, das sind unsere Regeln. Wie auf dem Fußballplatz, da geht das ja auch und wird von jedem akzeptiert. Sogar weltweit. Nur hier heißt der Schiedsrichter eben Staat und bei Aggro gibt’s die rote Karte – runter vom Spielfeld 😉
Perfekter Ansatz eigentlich. Titel: Spielfeld in den Umrissen Deutschlands, How to play „Germany“.

51, männlich aus Braunschweig: Neubürgern unsere DNA nahebringen

Deutsch sein ist heute zunächst einmal ein schönes Gefühl. In jüngeren Jahren war einem da bisweilen mulmig, besonders im Ausland. Die Nazi-Zeit hatte eben ein schweres Gewicht. In Skandinavien geht mir das heute manchmal noch so: Auch wenn der Gegenüber wahrscheinlich etwas deutsch sprechen kann, bleibt man lieber beim unverbindlichen Englisch.

Also was ist das, deutsch sein?  Vielleicht ist es hilfreich, auch mal zurückzuschauen, wo das eigentlich alles herkommt.

Meine Großeltern waren Deutsche. Und ich entdecke bei meinen Kinder täglich Dinge wieder, die ich ihnen nicht beigebracht haben kann, die ich aber z.B. von meinem Opa kenne. Das ist dann immer mal ein überraschendes Fenster ins Gestern, freilich ohne das mich das sentimentaler machen würde, als andere Deutsche, die ich kenne.

Und ich bin ja aufgewachsen mit diesen ganzen Erfahrungen der Kriegskindereltern, diese vielen geradezu heilig verehrten Sonntagsbraten, diese unausrottbare Wir-haben-den-Russen-und-sogar-den-Tschechen-überlebt-Stimmung an Weihnachten, weswegen die Geschenke für die Kinder immer besonders große waren und die Bratenteller besonders woll waren, damit sie das nicht zu sehr spüren.

Ich erinnere mich gut an diese immer kleiner werdenden Töpfchen im Kühlschrank mit den Resten, die nicht verderben durften und der Marienkäfergummibandplastikhäubchen darüber. Das alles zusammen hat ja etwas  angelegt. Vielleicht ist das Lebensmittellager in meinem Keller darauf zu rückzuführen ebenso, wie dieses zwanghafte Vorgarten gestalten, auch wenn meiner absichtlich immer ganz anders gerät, als der meines Nachbarn, so möchte er doch gefallen.

Ich erinnere mich an staksig-unbeholfene Umarmungen ebenso wie an unüberbrückbare Distanzen, an Abende mit Vater im Sinfoniekonzert, an das bedrohliche Klavier (Unterricht mit dieser strengen alten Frau aus Weißrussland) im Wohnzimmer, Opas russische Lieder ab 1,0 Promille aus der Kriegsgefangenschaft.

Dieses Netz aus Erinnerungen und eigenem Erleben hat ja unendlich viele feine Maschen, manches fällt durch, kommt hinzu, anderes bleibt über Generationen hängen. Wer weiß, vielleicht war das „herzallerliebst“ als Ausdruck großer Freude meiner Großmutter schon das ihrer Großmutter, die morgendliche „Weisheit“ vor dem Frühstück vorgelesen von der Rückseite des Zettelchens vom Abreißkalender, die karierten steifen Küchentücher, der Schleifstein für die Messer im Schuppen – Es ist doch ein unendliches Kaleidoskop inkl. der Geschichten des Opas am Morgen im Bett von seiner Chinafahrt als Schiffskoch zwischen den beiden Kriegen, von der Kaffeeplantage in Südwest.

Deutsch sein erklären, das ist wohl so, als müsse man mit dem einzelnen Fisch in der Hand das Phänomen dieser artspezifischen großen Schwarmbewegungen im Ozean erklären. Und natürlich gibt es auch eine wie auch immer gewichtete genetische Disposition, wer vier Kinder hat, kommt um diese Erkenntnis nicht herum – aber das ist aus gutem Grunde tabu, also müssen wir den Geschmack des Kuchens anhand der Beschaffenheit und Herkunft des Weizenskorns und jeder weiteren einzelnen Zutat erklären. Aber noch wichtiger: Wir müssen Neubürgern die Chance geben, zu verstehen, wie Deutschland codiert ist – wie die DNA aufgebaut ist. Nur dann können wir synchron schwimmen lernen.

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Über das Deutsch-sein lässt sich endlos theoretisieren. Doch theoretisch wollen wir es von Ihnen gar nicht wissen. Sondern was macht für Sie ganz praktisch Deutsch-sein aus? Wohin sollen sich denn Migranten integrieren? Ist es nur die Sprache und die Gesetze der Mülltrennung? Was sind deutsche Werte, was macht die Leitkultur dieses Landes aus? Die Forderung nach Integration ist schnell hingesagt, und schwer realisiert. Was ist Ihr Deutschlandbild?

Dazu bitten wir um Ihren Beitrag, um Ihr Hier und Jetzt mitten in Deutschland, warum nicht auch um die Erzählung Ihrer Großmutter, um Fotos, die für Sie typisch Deutsches darstellen. Was immer Ihnen dazu in den Sinn kommt. Das ist kein Aufsatz-Wettbewerb, sondern die Bitte um Spontanes, so ernst und so witzig, wie Sie wollen. Zu dieser Lockerungsübung von Volksbefragung im oft viel zu tierisch ernsten öffentlichen Schlagabtausch laden wir Sie herzlich ein.

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