Tichys Einblick
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CDU-Parteivorsitzkandidat Andreas Ritzenhoff – Am Anfang war sein Wort

Lange bevor Angela Merkel ihren Verzicht auf den Parteivorsitz erklärt hatte, meldeten sich erste Herausforderer für eine Kandidatur. Nach Volker Kauders Sturz schien plötzlich alles möglich. Marie Kellner sprach mit Andreas Ritzenhoff, Unternehmer und Arzt, über seinen Weg in die CDU.

Tichys Einblick: Herr Ritzenhoff, Sie gehen ohne politische Erfahrung ins Rennen …

Andreas Ritzenhoff: Ich habe politische Erfahrungen als Anwender von Gesetzen aus Berlin und Brüssel. Es ist sehr nützlich, wenn man die Auswirkungen dessen kennt, was im Bundestag beschlossen wird.

Hatten Sie keine Sorge, dass Ihre Kandidatur belächelt wird?

Viele Menschen, auch von der Parteibasis, nehmen meine Kandidatur sehr ernst und senden mir überwältigende Zustimmung.

Was genau treibt Sie in die Politik?

Viele Menschen fürchten, dass es ihren Kindern in Zukunft schlechter gehen wird als ihnen. Über Jahre habe ich eine Reihe von Themen bei führenden Politikern angesprochen und dringend gebeten, dass gehandelt wird. Ohne Erfolg. Deshalb habe ich beschlossen, selber dafür zu sorgen, dass aus der CDU heraus klare Ziele formuliert und Zusammenhänge erklärt werden, die den Menschen wieder Vertrauen in die Zukunft geben. Es reicht nicht zu sagen: „Wir schaffen das“, wenn die Menschen Angst vor Überfremdung haben und Gerüchte kursieren, dass die Bundesregierung einen UN-Migrationspakt unterschreiben will, der möglicherweise erneut einen großen Zustrom an Migranten nach Europa auslösen wird. Einen weiteren unkontrollierten Zustrom aus Nordafrika kann unser Land kaum verkraften.

Sie sind erst im Januar in die CDU eingetreten. Warum nicht früher?

Als Inhaber eines Familienunternehmens war es nicht in meiner Lebensplanung, in die Politik zu gehen. Aber zurzeit werden fatale Fehler gemacht. Seit Jahren schaut die Bundesregierung zu, wie chinesische Unternehmen mit Subventionen deutsche Firmen über Niedrigpreise aus dem Markt drängen. Ich mache mir auch Sorgen, wenn Teile unseres Mobilfunknetzes an die Chinesen verkauft werden und damit Tür und Tor offen steht für jede Form von Datenklau und Spionage.

Warum haben Sie sich für die CDU entschieden und nicht etwa für die FDP?

Weil ich katholischer Christ bin. Eine christliche Partei wie die CDU bekennt sich zu dem christlichen Menschenbild. Auch das Thema Europa treibt sie um. Ich liebe unser Land, und ich liebe Europa. Wir müssen Europa zügig zu einem starken Staatsgefüge entwickeln, das von den Großmächten ernst genommen wird und für Freiheit, Menschenrechte und Frieden steht. Seit der große Europapolitiker Helmut Kohl die Bühne verlassen hat, ist die Europäische Union kaum weiterentwickelt worden.

Welche Anliegen haben Sie noch?

Wir sind uns alle einig, dass wir politisch verfolgten Menschen Asyl gewähren. Es ist ein schweres Versäumnis, dass wir immer noch kein Einwanderungsgesetz haben, das die Migration klar regelt.

Sie halten nicht viel von übermäßigem Fleischkonsum. Sind Sie im Herzen grün?

Mein Herz schlägt – nicht nur weil ich auch Arzt bin – für einen gesunden Planeten, auf dem Menschen in Einklang mit der Natur leben. Dazu gehören Klima-, Natur- und Umweltschutz. Das größte Klimagift ist unser Fleischkonsum. Pro Minute werden im Amazonas-Gebiet zwei Fußballfelder große Flächen gerodet – in der Klimaanlage des Planeten. Warum? Um weitere Weideflächen für Tierfutter zu schaffen.

Soll der Staat die Bürger erziehen?

Bitte nicht immer gleich ein Gesetz. Viele Menschen kennen die Zusammenhänge nicht, sonst würden sie verantwortlich handeln.

Wo sehen Sie Erneuerungsbedarf in der Partei?

Indem wir hohe Ansprüche formulieren, vor denen wir nicht einknicken, moralisch, ökonomisch und ökologisch: Schöpfung bewahren, starkes Europa, bestes Internet, die beste Bildung.

Was hat Angela Merkel falsch gemacht?

Ihr Glaube, mit Chinas Präsident den freien Welthandel gegen Amerika durchsetzen zu können, ist fatal. Präsident Macron musste auch zu lange auf Antworten aus Berlin warten, um kleine Schritte nach vorn zu machen.

Was haben Sie als CDU-Neuling über die Mechanismen der Partei gelernt?

Willkommenskultur und Diskussionsbereitschaft in der Partei müssen dringend verbessert werden. Viele Mitglieder trauen sich nicht, offen ihre Meinung zu formulieren, wenn sie von der Parteiführung abweicht.

Mit welchem Ergebnis für Ihre Kandidatur wären Sie zufrieden?

Natürlich will ich die Wahl gewinnen. Ich brenne für eine Reihe von Themen, die in die Politik einfließen sollen. Ich kämpfe dafür, dass daraus eine politische Realität wird.

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