Alexander Gauland dachte wohl lange Zeit, es ginge in der Sendung wirklich um das, was auf Merkel folge. Da kamen zwei Berater zu Wort, die eigentlich jedem außer den sie beauftragenden Parteien CDU und SPD deutlich machten, warum mit diesen Beratern kein Blumentopf zu gewinnen ist. Da durfte der Unionsfrischling Paul Ziemiak zum wiederholten Male vom Aufbruch in der CDU schwärmen, und Kathrin Göring-Eckardt behauptete wie immer unwidersprochen, ihre Partei stehe für Bürgerlichkeit, Leidenschaft und einen Schuss Rechtsstaat. Franziska Giffey (SPD) musste schweren Herzens erkennen, dass sie zwei Apparatschiks gegenüber saß, die bereits an der Zeit nach der amtierenden Koalition arbeiteten. Wenigstens bleibt von ihr das Gute-Kita-Gesetz, das so heißt, damit es jeder versteht, wie sie stolz verkündete. Natürlich war der Alexander Gauland auf dem Quivive. Nein, er werde seinen Lieblingskandidaten bei den drei Unionsfragezeichen nicht nennen, „sonst wäre der ja gleich verbrannt“.
So plätscherte die Runde zunächst harmlos in allerlei kleinen Pfützen der Erkenntnis (Wahlsiege durch Mobilisierung, SPD kein Konzept, AfD und Grüne erfolgreich zwischen Flüchtlingen und Klimaschutz). Angstmache, Frau Göring-Eckhardt? Realität! Jeder kann sich doch noch an die Sommerhitze erinnern.
Kein Diesel illegal, Herr Gauland? Haha, freut sich der alte Herr, den Spruch kannte er noch gar nicht. Mit dem Argument, Deutschland sei für maximal zwei Prozent (2%!) des CO2-Ausstoßes verantwortlich, da können wir das Klima gar nicht retten, half ihm so wenig wie ein katholisches Glaubensbekenntnis in einer Moschee.
Selbst Ziemiak war wohl erschrocken, denn schnell wechselte er zu Abschiebungen und Maghreb-Staaten, und die verwirrte Franziska Giffey sprach sanft von Herz und Bauch in der Politik, und dass wir Einwanderung brauchen wegen der Facharbeiter, die nicht „aus der eigenen Wasser-Suppe“ kommen würden. Selbst Illner mögen Bedenken gekommen sein und zitierte in Richtung Göring-Eckhardt Winfried Kretschmann und dessen Zitat von den „jungen Männerhorden“. Von dem Angriff zeugte nun nur noch ein böser Blick, die Stimme war auf Kirchentag-Singsang zurückgekehrt. „Was passiert ist“ sei das „Schlimmste“ für „Frauen, jung und alt“, hart bestrafen“, „müssen weggeschickt werden können“. Aber eigentlich ist die Gesellschaft schuld, weil die armen Burschen nicht arbeiten könnten. „Die müssen eine Zukunft haben!“
Komisch, dachten wir. Nichts von der Parteispendenaffäre der Alice Weidel? Da trat auch schon Georg Mascolo zur Offensive an. Mascolo war für den „Spiegel“ als Chefredakteur, was Martin Schulz für die SPD als Kanzlerkandidat war (der Anfang vom Ende), jetzt ist er Investigativ-Journalist bei NDR, WDR und Prantls SüZ (gemeinsam ist billiger), und der durfte jetzt ein buntes Bild malen aus Fakten und Fiktion, das am Ende aber dem „Schrei“ von Edvard Munch ähneln musste. (Die Fakten lesen sie besser hier.)
Für KGE und Ziemiak braucht es keinen Verfassungsschutz, um zu sehen, dass die AfD rechtsradikal sei, da reiche der Blick auf youtube. Wobei uns als erstes die aktuelle mediale Aufregung um den Liedbeitrag der Jungen Union zum 9. November (Oh, du schöner Westerwald) ins Gedächtnis springt, aber geschenkt.
„Jedenfalls erkennen die Menschen jetzt“, so Paul Ziemiak, was für Unmenschen in der AfD sitzen, und „wenn wir jetzt noch vernünftige Politik machen…“ – dann ist wohl Weihnachten. Soll der Verfassungsschutz beobachten, wen oder was er will, wer aber beobachtet Kathrin Göring-Eckardt?