Tichys Einblick
Es geht auch anders

Bei hart aber fair ging’s trotz Thema Trump recht gesittet zu

Einerseits alle üblichen Klischees gegen Trump, andererseits ungewohnte Töne und irgendwie selbst Ansätze von Meinungsaustausch.

Screenprint: ARD/hart aber fair

Das angekündigte Thema dürfte viele Zuseher eher abgeschreckt haben – wieder mal eine Stunde alle Vorurteile über Donald Trump, der trotz des energischen Einspruchs fast der gesamten deutschen Presse zum Präsidenten gewählt wurde und nun vor den Midterms (Wahl von Senat und einem Drittel des Repräsentantenhauses) steht. Auch die Gäste versprachen nichts Neues unter der Sonne: Ein Serienschauspieler mit Doppelpass (Walter Sittler), eine Sprachwissenschaftlerin, die im aggressiven Berkeley forscht (Elisabeth Wehling), ein CDU-Mitglied, zugleich Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit (Peter Beyer), der regelmäßige Talkshowgast Ralph Freund von den Republicans Overseas, und AfD-Mann Georg Pazderski.

Aber bevor die Abteilung von der Chor-Genossenschaft #wirsindmehr ihre Schmähgesänge anstimmen konnte, servierte Plasberg die bittere Wahrheit vom Mann, der geliefert hat. Jerusalem, China-Zölle, Klimaausstieg, Iran-Sanktionen, viele neue Jobs, Steuerreform. Der CDU-Mann hofft, der Aufschwung sei nur „Strohfeuer“, damit seine Chefin nicht ganz so dumm dasteht mit ihrem Gemurkse. Der Serienschauspieler weigert sich, irgendetwas Positives von Trump überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, und Elisabeth klagte, dass Trump dafür Geld vom „Frauenschutz weggenommen hat“.

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Dann erfuhren wir, was sie da in Berkeley so alles erforscht hat. „Politik ist Geschichten erzählen“, hat sie festgestellt, „und der Trump macht das sehr gut.“ Und sie gibt der SPD-Führung, die sich das Video vielleicht noch einmal in der Mediathek anschauen sollte, übertragbare Beispiele, warum Hillary rhetorisch untergegangen ist. Während Donald versprach, für jede neue „Regulierung“ seiner Regierung mindestens zwei alte zu streichen, hätte Hillary diese Regulierungen als „protections“ (Schutzmaßnahmen) bezeichnen wollen, mit der Frage, welchen Schutz Trump abzubauen gedenke? Den für Umwelt, Gesundheit … ?

Natürlich blieb der gefährliche Trottel nicht unerwähnt, der Briefbomben an Leute (Clinton bis Soros) schickte, die ihre Post definitiv niemals selber öffnen. Für die SüZ hat Trump quasi mitgebombt, was Pazderski konterte: Nach der Logik wäre Merkel schuld an jedem Messertoten. Außerdem würde die Bundesregierung erst jetzt, durch Trumps entsprechende Auftritte auf Trab gebracht, mehr in die Verteidigung investieren, was der CDUler leugnete und irgendetwas von Abkommen anbrachte, die noch Frank-Walter Steinm… Halt! Rief da der Obergefreite (der Reserve) Plasberg: Da hat die AfD nicht ganz unrecht und die CDU nicht ganz recht. Eins von mehreren Beispielen, bei denen man sich fragte: Gibt es eine neue Linie in der Sendezentrale?

Forscherin Elisabeth Wehling wollte die SüZ-These aber noch einmal aufnehmen, und griff damit leider in den Abort des Willy-Brandt Hauses. „Wir wissen, dass Worte“, hob die Gelehrte an, „das Gehirn aggressiv machen, und das führt unter Umständen zu physischer Gewalt.“ Oder zum Bombenlegen. Als Beispiel solch verhängnisvoller Worte führt sie den Satz mit „in die Fresse“ schlagen an, wahrscheinlich ohne in Berkeley mitbekommen zu haben, dass das der Sprachgebrauch der Spezialdemokratin Nahles ist.

Nicht einmal die seltsame Professorin, die sich nach 36 Jahren daran erinnerte, vom neuen Bundesrichter Kavanaugh vergewaltigt worden zu sein, brachte die Anti-Trump-Stimmung über Lippenbekenntnisse hinaus (dass eine Anschuldigung gegenstandslos wurde, hat sich wohl nicht rumgesprochen). Dafür sollte Trump dann am Beispiel der Zuwanderer-Karawane, die sich auf die USA zubewegt, endgültig als Unmensch entlarvt werden. „Wenn sie Steine auf euch werfen“, rief Trump auf einer Wahlkampfshow – der Donald hat seine Stadiontour seit dem Wahlkampf vor zwei Jahren bis heute nicht abgebrochen – in Richtung der zum Grenzschutz abkommandierten Soldaten, „consider a rifle“.

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Darauf hörten wir den Satz zum Grenzschutz der USA, der uns fast die Sprache verschlagen ließ: „Die müssen ihre Grenzen schließen. Das ist ein ganz normales Sicherheitsbedürfnis.“ Sagte wer? Falsch! Sagte Peter Beyer von der Merkel-CDU! Was ist da los? Grenzschutz einzufordern ist doch für CDU-Mitglieder verpönt! AfD-Pazderski (Oberst a.D.) hat in fünf Jahren USA gelernt, dass „die da eine härtere Sprache verwenden“, und Ralph Freund fand das auch nicht schlimm, in der Union würde das Thema illegale Migration überhaupt nicht angesprochen.

Nein, nein (wieder Beyer), die Aussage Trumps über Deutschland, dass Einwanderung höhere Kriminalität bedeute, sei falsch. Und wieder drückte Plasberg auf seinen roten Knopf, mit dem er einen Filmbeitrag abrief, der zwar reichlich verschwurbelt daher kam, aber doch immerhin eine zunehmende Gewaltkriminalität durch Flüchtlinge konstatierte. Irgendwie und irgendwo. Falsch (wieder Beyer) in seinem Wahlkreis …

„Hören Sie doch auf“, echauffierte sich nun doch Pazderski und steuerte den Aspekt Dunkelziffern bei. Und beklagte, dass immer noch 500 Leute pro Tag ohne Pässe (und damit illegal) ins Land reisten. (Mit den Lehren von Elisabeth Wehling wäre die Zahl über 150.000 im Jahr plakativer als 500 am Tag.)

Überhaupt überraschte uns Frau Dr. Wehling immer wieder. So hielt sie Trump mitnichten für dumm (wie wohl gefühlte 99% der deutschen Wissenschaftler und Journalisten), sondern im Gegenteil bewandert in der Neuro- und Sprachforschung. So weit würden wir denn doch nicht gehen. Der ist nur nicht verbildet und komplett angstfrei vor Sprachverboten, die es hüben wie drüben gibt.

Ein Vergleich Trump-AfD (scheinbar immer noch Programmpflicht bei den Öffentlich-Rechtlichen) kam trotz des Wortes „Machtkartell“ der Parteien, das ganz unten auf der AfD-Homepage gefunden wurde, nicht in Schwung, Selbst die Beschimpfung der Presse macht The Donald einfach geschickter als unsere Populisten, die ja nicht mal welche sind, sonst hätten sie statt 15% längst 50.

Dem Leser wollen wir nicht nicht vorenthalten, dass Peter CDU Beyer feierlich gelobte, AfD-Parlamentarier in Zukunft nicht mehr wie Andersartige zu behandeln.


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