Tichys Einblick
Der Staat lässt der Gesellschaft zu wenig Platz

Marktwirtschaft oder Krieg

Zombies, Hacker und legale Drogen. Zwei Dutzend Denkanstöße zum Diskutieren, Weiterdenken und Weitersagen.

Die Meisten wissen nicht, was das ist: „libertär“. Aber im Unterschied zu 1995, als ich das Liberale Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung gründete, gibt es inzwischen eine libertäre Gemeinde in den deutschsprachigen Ländern. Wie es sich für politisch sehr grundlegend Denkende gehört, stecken sie immer in der Gefahr des Sektierertums. Wem die reine Idee und Lehre wichtiger ist als die Verwirklichung von Teilen in der Politik, steht wohl auf immer nicht nur auf Kriegsfuß mit Pragmatikern, sondern oft noch mehr untereinander. Und eine libertäre Partei kann es schon wegen der bürokratischen Vorschriften des Parteiengesetzes nicht geben.

Das Pareto-Prinzip

Wohin Henning Lindhoff zählt, können Sie nach Lektüre seines Buches entscheiden. Der Titel „Zocker, Hacker und legale Drogen“ sollte keine vorschnelle Antwort auslösen. Der Untertitel ist jedenfalls nicht apologetisch: „Zwei Dutzend Denkanstöße zum Diskutieren, Weiterdenken und Weitersagen.“ In seinem Resümee referiert Lindhoff den italienischen Ingenieur und Soziologen  Vilfredo Federico Pareto und sein Prinzip:

Die Lektüre zwischen den Tagen
Schweizer Monat: Richtungsweisendes
„Pareto fand heraus, dass zirka 20 Prozent der italienischen Bürger 80 Prozent des italienischen Landes besaßen. Ähnliche Verteilungsverhältnisse fand er in anderen ökonomischen und soziologischen Zusammenhängen und folgerte daraus, dass zirka 20 Prozent Input ausreichen würden, um 80 Prozent Output zu erreichen. Für die restlichen 20 Prozent in Richtung eines optimalen Resultats benötige man 80 Prozent Arbeits- und Ressourcenaufwand. Das Pareto-Prinzip gilt heute für einige Menschen als Faustformel für effizientes Arbeiten.“

„Warum“ schließt der Autor an, „sollte sich nicht auch der Staat dieses Prinzip zu eigen machen? Warum beschränkt er sich nicht darauf, nur noch auf 20 Prozent aller Tätigkeiten seiner Bürger einwirken zu wollen? Warum beschränkt er sich nicht darauf, nur noch 20 Prozent Steuern zu erheben? Warum beschränkt er sich nicht darauf, nur noch 20 Prozent der Welt zu verändern? Vielleicht gelänge es ihm ja dann, die Welt wenigstens zu 80 Prozent besser zu machen.“

20 Prozent sind optimal

Ein radikal Libertärer ist Lindhoff nicht, für diese tritt an die Stelle des Staates die Privatrechts-Gesellschaft, wie David Dürr im Schweizer Monat erläutert. 20 Prozent Steuern lässt mich gleich an den Umstieg von Einkommens-Besteuerung auf Ausgaben-Besteuerung denken. Aber das ist eine eigene Geschichte wert. Bei Lindhoff finden Denk- und Diskutier-Freudige jedenfalls genug Anstöße, hier ein paar Titel davon:

Langweilig wird dem politisch Interessierten nicht bei diesem Buch. Der Vorteil, den viele schätzen, mann muss es nicht in einem durchlesen, sondern kann das mit jedem Kapitel für sich tun. Ob Sie danach Lindhoffs Aufforderung folgen, alles über Bord zu werfen, „was Sie bislang über den ‚Kapitalismus‘, den ‚Neoliberalismus‘ und das ‚böse Geld‘ gehört haben“, beantworte ich mit Beckenbauers Klassiker: Schaunmermal. Dannsegnmersscho.

Henning Lindhoff: Zombies, Hacker und legale Drogen. Zwei Dutzend Denkanstöße zum Diskutieren, Weiterdenken und Weitersagen. FinanzBuch Verlag, München, 240 Seiten.

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