Man hätte Wetten darauf abschließen können: Kaum neigt sich Merkels Regentschaft in Partei bzw. Kanzleramt sofort bzw. prolongiert dem Ende zu, da tritt sofort einer auf, um vor einem Rechtsruck der CDU und der Republik überhaupt zu warnen. Wer wohl? Armin Laschet (CDU-Bundesvize). Auf welchem Weg wohl? Via Süddeutsche Zeitung.
Und die Leitmedien inklusive ÖR hecheln hinterher und positionieren diese sogenannte Nachricht nach ganz vorne. Was hat er denn nun gesagt, der Merkel-Vize? Mit Blick auf einen möglichen Rechtsruck seiner Partei meinte er: „Ich bin überzeugt, dass eine solche Achsenverschiebung falsch wäre.“ Er wolle sich vielmehr dafür einsetzen, dass die CDU einen „Kurs der Mitte“ nicht verlasse. Und noch etwas gab er zum besten: „Ich halte es jedenfalls für einen Fehler, auch aktuell wieder den Eindruck zu erwecken, die Migration sei das größte aller Probleme. Diese Analyse ist sachlich und politisch falsch und schadet.“
Aber so kennt man Laschet, der immer noch meint, er habe den Posten des Ministerpräsidenten in NRW am 14. Mai 2017 mit seinem Wischiwaschi-Kurs erobert. Dabei gelang ihm das nur, weil die rot-grüne Regierung Kraft/Löhrmann noch grottenschlechter war. Tatsächlich scheint den nordrhein-westfälischen CDU-Vorsitzenden Laschet umzutreiben, dass dort mindestens drei andere CDUler aus NRW weit vor ihm im Rampenlicht stehen: Kandidat Friedrich Merz, Kandidat Jens Spahn und der gegen Merkels Willen gewählte Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ralph Brinkhaus.
Und dass die Polen, die Tschechen, die Österreicher, die Ungarn neben den USA und Australien das Migrationsproblem nach wie vor als riesiges Problem sehen, will Laschet mit seinem real existierenden Knick in der Optik auch nicht gelten lassen. Die sind eben „rechts“ und lehnen nur deshalb den UN-Migrationspakt ab, meint Laschet wohl.
Interessant ist ja auch, von welchem Riesenstaatsmann auf EU-Ebene Armin Laschet Flankenschutz erhält: vom Außenminister der Supermacht Luxemburg, Jean Asselborn, der auch sonst keine Gelegenheit auslässt, sich abfällig über Sebastian Kurz, den er übellaunig mit Donald Trump verglich, und Viktor Orbán, dessen „Wertetumor“ man „neutralisieren” müsse, zu äußern.
Ob das hilft, Annegret Kramp-Karrenbauer aus Merkels Matroschka-Puppe hervorzuholen und in den CDU-Chefsessel zu hieven? Wohl kaum. Und die AfD wird sich doch wieder ins Fäustchen lachen können. Hatte Merkels angekündigter Rückzug als Parteichefin der AfD doch nur vorübergehend ein Feindbild zerschlagen.