Von Albert Einstein weiß die Anekdote, dass das Physik-Genie erst im Alter von vier Jahren zu sprechen begonnen hat und auch später nie als Musterschüler auffiel. Welch ein Trost für viele Schulversager, wenn der vorgeblich klügste Mensch der Welt als Schulkind zu keinen Hoffnungen Anlass bot.
Gabriel ist kein Einstein, hätten Sie es gewußt?
Vielleicht ist die Geschichte auch Sigmar Gabriel bekannt gewesen, als er seine Variante davon veröffentlichte. „Als ich 10 Jahre alt war“ schreibt der SPD-Vorsitzende auf seiner Homepage, „wollte mich eine Lehrerin zur Sonderschule schicken, weil ich angeblich zu dumm war…“.
Ist es Hybris oder Schlichtheit im Geiste, dass er nicht merkt, dass da etwas hinkt!? Der KLÜGSTE Mann der Welt kann leicht lachen, wenn er als Kind für einen Trottel gehalten wurde. Aber der SPD-Vorsitzende? Der kann mit diesem Witz nicht punkten. Die SPD ist im Umfragekeller. Im Sommer diskutierte wurde erwogen, ohne eigenen Kanzlerkandidaten in die Wahl zu gehen; das wäre wie Mercedes ohne S-Klasse und nur mit Smart. Das soll ab sofort anders werden, Auf jeden Fall kann Gabriel kein PR-Profi zur Seite gestanden haben, als er sich mit dieser Anekdote selbst zum Obst gemacht hat. Das soll nun anders werden!
Nun kommt ein Mann an seine Seite, der nicht nur zahlreiche Sangesgrößen wie Marius Müller Westernhagen oder Barbara Schöneberger bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, sondern der auch seiner eigenen Frau in schwierigsten PR-Zeiten professionell zur Seite stand.
Wann und wem beichtet Gabriel?
Götz Elbertzhagen. Unvergessen die große TV-Beichte seiner damaligen Frau Jenny Elvers-Elbertzhagen, gelernte Heide-Königin aus Amelinghausen, die nach zuviel Alkohol und den falschen Männern einen Zusammenbruch erlitten hatte und dann bei RTL die Absolution oder wenigstens Verständnis suchte – und fand. Gatte Götz hatte die Beichte Publikums- wie Konto wirksam eingefädelt.
Man kann sein Glück als Autor gar nicht fassen, dass dieses PR-Traumpaar zusammengefunden hat. Nach all den Kriegs- und Flüchtlingsthemen endlich wieder mal was Leichtes! Endlich wieder einmal Spaßberichte aus der Parallelgesellschaft von SPD und Grünen! Götz Elbertzhagen und Siggi Pop! (Ein Spitzname aus seiner Zeit als „Pop-Beauftragter“ der SPD.)
Wer seine Weltsicht hauptsächlich aus der Mainstreampresse bezieht, mag sich gewundert haben, dass plötzlich und fast gleichzeitig, und irgendwie ohne Anlass, tolle Geschichten über den noch nicht einmal Kanzlerkandidaten der SPD bei Spiegel, FAZ, Zeit und Co. erschienen, die den Mann aus Goslar so richtig sympathisch machen sollen.
Ob da schon der magische Götz seine Finger im Spiel hatte? Vielleicht hat er eine Art Package Deals verkauft: Ihr schreibt jetzt mal über Gabriel, dafür kriegt ihr etwas später die Schöneberger? Wer weiß. Wenden wir uns zunächst einmal den strategischen und inhaltlichen Überlegungen zu, die Götz und Siggi hoffentlich vorher gemacht haben.
Heulen, Saufen, Liebesgeschichten
Vielleicht dient da die Jenny-Vermarktung als Blaupause, die wir in drei Stichpunkten zusammenfassen wollen: Heulen, Saufen, Liebesgeschichten.
Zum Thema Heulen bietet sich die traurige Kindheit des Klienten durchaus an. Details entnehmen interessierte Leser bitte dem Internet (Google: Sigmar Gabriel, traurige Kindheit). Schwierig dürfte sich die weitere Fokussierung auf seinen Nazi-Vater gestalten, vor allem im Hinblick auf die jüngere Zielgruppe, die ja Nazis überall verortet bekommt, und von der mancher jetzt vielleicht denkt, der Vater war in der AfD.
Beim Saufen ist schon ein erster kleiner PR-Faux Pas eingetreten. So will Gabriel mit Peter Maffay bis zwei Uhr morgens in einer Bar abgehangen haben. Zwei Kerle an der Bar, fast bis der Morgen graut, das hätte durchaus was, wenn nicht der eine seit Jahren als trocken gilt. Also, entweder haben die zwei bis zwei Limo getrunken, was überhaupt nicht prickelnd rüberkommt, oder Siggi Pop hat Maffay wieder an die Flasche gebracht, was eine Sauerei (und definitiv nicht Kanzler tauglich) wäre!
Nun die Liebesgeschichten. Das wird schwierig! Natürlich weiß Götz, der Berater, wie beliebt der scharfe Willy und der nicht minder promiske Gerd gerade beim weiblichen Wahlvolk waren. Selbst die Nicht-SPD-Klientel mochte die richtigen Kerle im Kanzleramt. Nun haben sich die Zeiten geändert und in der medialen Wirklichkeit hat der Super-Papi Einzug gehalten. Und da ist Sigmar supersuper. Jeden Tag um drei, lässt er die Hofschreiber wissen, hole er seine Tochter vom Kindergarten ab. Gottseidank fordert ihn sein Job nicht gar so sehr. Aber leider, Siggi, eine Korrektur ist fällig. Der alte PR-Hase Götz weiß, dass es vielleicht noch besser rüber kommen würde, wäre der Groß-Politiker nur am Wochenende zu Hause. Oder er teilt sich den Kanzlerjob. Morgens Gabriel, mittags Nahles?
Man sieht schon, die Jenny-Blaupause ist nicht perfekt. Vielleicht machen die zwei erst mal kleine Schritte. Schärfen das Profil. Tränen im Flüchtlingslager. Das Pack von Dresden. Der Aspekt „Wir retten die Welt“ ist eigentlich schon perfekt repräsentiert vom großen Gabriel. Jetzt kommt’s auf das „Wir schaffen das“ an. Die politische Gegnerin und Regierungsfreundin Merkel gilt schließlich weltweit als besonders klug und raffiniert.
Mach es, mach es gut
Da könnten doch ein paar Beweise eigener Kompetenz und Schläue nicht schaden. Zwar findet sich schon mal ein Beispiel aus Schülertagen, aber das ist leider ein bisschen zweischneidig. Zitat im Cicero über den jugendlichen Schachspieler Gabriel: „Auf dem moosigen Spielplatztisch beweist das Kind, was den heutigen SPD-Vorsitzenden zum ungemütlichen Gegner macht: Er hat Eröffnungszüge und eine fertige Strategie im Kopf, Schritte des Gegenspielers scheint er vorauszusehen: ,Meistens war ich in fünf Zügen schachmatt’, sagt Schumann“.
Leider zeigt das Beispiel eher wie doof Schulfreund Schumann war, denn ein Schäfermatt gelingt nur gegen Schachanalphabeten. Oder drohten Prügel, hätte er gegen Siggi gewonnen? Auf jeden Fall ist der Text so herzallerliebst, dass sich Elbertzhagen den Namen des Cicero-Autoren gleich notieren sollte.
Es führt verdammt kein Weg daran vorbei: Siggi muss das Arbeiten anfangen. Den einen oder anderen Erfolg als Minister aufweisen. Mal einen klugen Gedanken publizieren. Irgendetwas, worauf Elbertzhagen aufbauen kann. Gabriel bei „Wer wird Millionär“ im Promispecial zu platzieren dürfte für den Kölner PR-Mann eine Kleinigkeit sein, aber kriegt er ihn auch aufs Cover von TIME?
Wobei schon die Besetzung des PR-Mannes Elbertzhagen Fragen aufwerfen. Nicht an dessen Fähigkeiten. Der Kölner Stadtanzeiger zitiert, was den Götz ausmacht: Sein „fanatischer Glaube an den Künstler“ und „sein Wille, auch unkonventionelle Wege einzuschlagen.“
Es bleibt die Frage nach Gabriels Zielsetzung. Siggi will „König“ werden. Aber König im Dschungelcamp? Das könnte sogar klappten. Dann wird Andrea Nahles Parteivorsitzende und Kanzlerkandidatin. Nahles? Da hilft nur noch – mach es gut,
Götz Elbertzhagen, bitte mach es gut.