Kaum ein Tag mehr ohne düstere Meldungen aus der Autoindustrie. So muß Audi mal eben 800 Millionen Euro Bußgeld für »Abweichungen von den regulatorischen Vorgaben« bei bestimmten Dieselmotoren abdrücken. Im Sommer hatte Volkswagen eine Milliarde Euro in Braunschweig bezahlt.
Das bedeutet auch Alarmstufe eins für die betroffenen Städte und Länder. Die Gewerbesteuerzahlungen brechen dramatisch ein, vielen Autostädten drohen Mindereinnahmen in Millionenhöhe.
Auch Opel, bisher nicht so sehr im Blickfeld der Dieselaffäre, soll jetzt 100.000 Dieselfahrzeuge zurückrufen und mit einem Software-Update versehen. Das will das Kraftfahrtbundesamt (KBA) anordnen. Ermittler hatten am Montag eine Razzia in Geschäftsräumen Opels in Rüsselsheim und Kaiserslautern veranstaltet. Der Autohersteller wurde im vergangenen Jahr vom französischen PSA-Konzern übernommenen.
Eine der wichtigsten Industrien Deutschlands ist unter Dauerbeschuss. Die Autoindustrie wird politisch zerstört. Über Normen kann man Industrien aufbauen, vor lästiger Konkurrenz schützen, aber auch zerstören. Neu und bisher wohl noch nie dagewesen ist, dass dies ein Land aus eigenem Antrieb tut. Die Hatz auf das Auto fundiert auf willkürlich festgelegten Grenzwerten ohne wissenschaftliche begründete Grundlagen und manipulierten Messungen.
Die geplanten neuen EU-Vorgaben für Autoabgase stoßen langsam auch auf öffentliche Kritik der Autohersteller. Die EU will, dass die CO2-Abgaswerte bis 2030 um 35 Prozent reduziert werden. Das bedeutet de facto das Aus für das Automobil mit Verbrennungsmotor. Denn solche Werte sind mit den bisherigen Benzin- oder Dieselmotoren nicht mehr zu erreichen. Sie bedeuten umgerechnet einen Verbrauch von ungefähr einem bis zwei Liter auf 100 Kilometer – eine Illusion.
Die geplanten neuen EU-Abgasvorschriften für Automobile bedeuten für VW zum Beispiel, dass der Anteil an Elektrofahrzeugen auf 30 Prozent erhört werden muss. Eine Reduzierung um 40 Prozent würde bedeuten, daß die Hälfte aller verkauften Neuwagen Elektroautos sein müssen. Elektroautos jedoch bieten nicht dieselben Leistungen wie Benziner oder Dieselfahrzeuge, kaum jemand will sie freiwillig kaufen. Keiner weiß überdies, wo eigentlich die elektrische Energie für Millionen neuer Fahrzeuge herkommen soll.
Immerhin melden sich jetzt auch Autohersteller öffentlich zu Wort und kritisieren neue Vorschriften sowie die Verbote in Innenstädten ab 2030 für ältere Dieselfahrzeuge. Das gefährde laut Verband der Automobilindustrie (VDA) mehr als 600.000 Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie. Strengere Regeln können einige Automobilhersteller aufgrund des Tempos der Reformen auch vollständig aus dem Geschäft werfen.
VW-Vorstandsvorsitzender Herbert Diess warnte auf einer Konferenz für Autozulieferer in Wolfsburg: »Wenn man sich die ehemaligen Bastionen der Automobilindustrie wie Detroit, Oxford-Cowley oder Turin ansieht, versteht man, was mit Städten passiert, wenn einst mächtige Konzerne und führende Industrien in Stock geraten.«
Und weiter: »Wir alle sind es gewohnt, dass wir blühende Industriemetropolen rund um die zentralen Autofabriken und ihrer Zulieferer haben, Orte, an denen die Menschen gerne leben und arbeiten. Aber das ist nicht für die Ewigkeit garantiert!«
Die Autoindustrie, wohlgemerkt, galt bisher als einer der Schlüsselindustrien Deutschlands. Vorwärts, lasst Detroits Autoruinen uns ein Vorbild sein!?!