Am Sonntag, den 14. Oktober wird es spannend: Dann schließen um 18.00 Uhr die Wahllokale in Bayern. Es ist „nur“ eine Landtagswahl – aber zusammen mit der hessischen Landtagswahl genau zwei Wochen später ein Ereignis von bundespolitischer Bedeutung.
Verlust für die GroKo-Parteien
Denn die Zeichen stehen auf Sturm: CDU und SPD verlieren in allen Umfragen dramatisch. Sowohl bei Landtagswahlen wie bei der Frage: „Was würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären.“ In Ostdeutschland hat die AfD nicht nur die Linke deklassiert und die SPD weit hinter sich gelassen; sie stabilisiert sich vielfach als zweitstärkste Partei und ist dabei, die Union zu überholen. Die Grünen gibt es praktisch nicht mehr; die FDP ist unbedeutend, und die LINKE nicht mehr die Stimme des Ostens, sondern die Stimme von gestern.
Auf Bundesebene ist die Union noch stärkste Partei. Zusammen mit den Stimmen der CSU käme sie auf rund 26-27 Prozent. Wir lassen scheinbar präzisere Vorhersagen links liegen: Diese Genauigkeit täuscht eine Präzision vor, die Umfragen nicht haben können – schon gar nicht in Zeiten politischer Umbrüche.
In Bayern ist die Situation noch einmal anders: Dort geben die Wahlforscher der CSU 35, ach was: 33 Prozent – das sind zwar 8 bis 10 Prozent mehr, als die diversen Landesverbände der CDU in die Scheuer holen. Allerdings kam 2013 die CSU auf stolze 47,7 Prozent. Wer viel hat, kann eben auch viel verlieren.
Die AfD ist in Bayern schwächer als auf Bundesebene oder in Ostdeutschland. Das rührt daher, dass es in Bayern „Freie Wähler“ gibt – ein Zusammenschluss bodenständiger Lokalmatadore. Diese Vereinigung gewinnt neues Leben, weil sie Wähler anzieht, die den Schritt bis zur AfD nicht wagen. Prognosen geben ihr 10 Prozent. Schwer zu schätzen sind die Stimmen für die AfD: viele Bürger verbergen nach der öffentlichen Verteufelung ihre Sympathie. Ein Dutzend Prozentpunkte werden es wohl werden; vielleicht auch mehr?
Die Grünen könnten mit 16 % die zweitstärkste Partei werden; sie saugen die Reste der SPD auf, die 2013 mickrige 20,6 Prozent holte und vermutlich auf die 10-Prozent-Grenze hin pendelt. Schon 12 Prozent werden als Erfolg gefeiert – im Abstieg stark – SPD! Aber auch hier gibt es Unbekannte: Die Grünen sind die Lieblinge der Medien. In früheren Wahlen wurden sie demoskopisch hochgeredet, um Siegeszuversicht zu verbreiten. Es kann also auch weniger werden.
Damit hat Bayern die Wahl:
Ein starker Verlust der CSU gilt als Bestätigung der Politik der Kanzlerin, die die Einwanderung weiter fortsetzen will und sich gegen das Maßnahmepaket von Innenminister und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer zur Zuwanderungsbegrenzung trickreich wehrt.
Uns sagen viele Wähler: Auch wenn sie die CSU nicht mögen – aus gerade diesem Grund werden sie CSU wählen, um ein stabiles Bayern zu erhalten. Das sehen sie durch den Erfolg der Grünen in den Umfragen gefährdet. Ein grüner Ministerpräsident ist für viele undenkbar – der Abstieg von Baden-Württemberg steht als Warnschild herum.
Eine schwache CSU könnte auch mit der SPD und den Freien Wählern koalieren müssen – keine gute Perspektive, wenn man die gegenseitige Blockade aus Berlin auf Bayern überträgt. Und mit der AfD will sie auf gar keinen Fall. Aber wenn Politik versagt, entscheiden eben die Wähler.
In jedem Fall wird es spannend.
Hiermit starten wir heute eine Wahlwette:
Die Chancen von Experten, Demoskopen und Journalisten, mit ihren Prognosen mehr daneben zu liegen als üblich, sind schwer gestiegen.
Wie immer ist es auch ein Test: sind die Bürger vielleicht schlauer als Politiker und Journalisten ihnen zutrauen? Liegen sie mit ihren Erwartungen über den Prognosen?
Geben Sie also nicht Ihrer Hoffnung Ausdruck, sondern dem, was Sie wirklich erwarten.
Wir laden unsere Leser ein, es „besser zu wissen oder spüren“. Geben Sie uns bitte ihre Tipps, zum Verfahren das Nötige am Ende dieses Textes.
Und natürlich gibt es Preise und Erwähnung für den Sieger der Wahlwette.
Unter unseren Lesern wollen immer wieder Wahlempfehlungen von uns Autoren. Nicht wenige andere Leser antworten ihnen dann, dass Tichys Einblick das nicht darf, weil Journalismus und Aktivismus zwei verschiedene Dinge sind. Weil wir sagen sollen, was ist. Und nicht, was wer wählen soll. Weder direkt noch indirekt. Welche Wahlneigungen was bewirken können und was nicht, gehört hingegen sicher wie andere Fragen zum Beleuchtenswerten.
Hier allerdings die Erwartungen unserer Autoren, die wir in den nächsten Tagen ergänzen:
Oswald Metzger:
Bayern-Wahl (in Klammern: Wahlergebnis LTW 2013):
CSU:
37,5 % (47,7%)
Grüne:
14,5 % ( 8,6%)
AfD:
13,2 % ( —- )
SPD:
12,5% (20,6%)
FW:
10,0% ( 9,0%)
FDP:
5,5% ( 3,3%)
Linke:
4,8 % ( 2,1%)
Andere:
2,0 % ( 8,7%)
Konsequenzen:
Markus Söder bleibt trotz eines miserablen CSU-Ergebnisses (minus 10%) Ministerpräsident in einer Koalition mit den Freien Wählern. Mandatsmäßig dürfte diese Zweier-Koalition nach meiner Prognose über die absolute Mehrheit verfügen. Schwarz-Grün ist für mich in Bayern die unwahrscheinlichere Option, obwohl sie über eine deutlich größere Mandatszahl verfügen würde. Die SPD hat den Status einer Volkspartei jetzt auch im Westen (mit Platz 4 und einem Minus von 8%) endgültig abgegeben.
Horst Seehofer wird der Sündenbock für das schlechte CSU-Ergebnis und als Parteivorsitzender und als Bundesinnenminister abgelöst.
Wolfgang Herles:
Die CSU, reduziert auf ein glattes Drittel der abgegebenen Stimmen, ist nicht mehr die Partei des Miasanmia. Bayern wird zum gewöhnlichen Gau(land) (18%). Fotofinish mit der weißblauen SPD (18%). Grün angestrichene Preußen (15 %) helfen einem opportunistischen Franken beim Regieren. Servus Liberalitas. Die FDP taumelt mit weniger als 6 % ins Ziel, Kopf an Kopf mit den Linken. Finis Bavariae steht an der Wand, was Merkel egal ist.
Klaus-Rüdiger Mai:
In Bayern wird die CSU ca. 34 % , die Grünen 16 %, die AfD 15 %, die Freien Wähler 10 %, die SPD 10 % bekommen und die FDP kann froh sein, wenn sie in den Landtag einzieht. Sollten die Grünen aus irgendeinem Grund noch schwächeln, was durch den Zustrom von SPD Wählern eher unwahrscheinlich ist, wird es in Bayern zu einer CSU-Grünen- Regierung kommen. Die einzige Alternative bestünde in einem Bündnis zwischen CSU und Freien Wählern, setzt voraus, dass die CSU nicht weiter schwächelt und die Freien Wähler noch etwas zugewinnen. Letztere könnten ihre Wähler nur von der FDP holen. Könnte aber sein, dass FDP-Wähler ihr Kreuz bei den freien Wählern machen, um Schwarz-grün zu verhindern.
Tomas Spahn:
Das mit dem Blick in die Kristallkugel gestaltet sich immer dann schwierig, wenn der Raum von Nebel erfüllt ist. Sei es drum – und gewagt und ohne Nachkommastellen.
In Hessen werden CDU und SPD deutlich Federn lassen. Bundespolitische Asspekte und nicht überzeugendes Personalangebot auf beiden Seiten. Prognose: CDU 30 %, SPD 20 %. Die Grünen profitieren von unaufgeregter Regierungsbeteiligung und SPD-Selbstauflösung: 16 %. Die AfD wird ihren Trend fortsetzen: 15 %. Die FDP zieht von der Union, aber mangels eigener Akzente höchstens 8 %. Die Kommunisten zweigen ein wenig von der SPD ab – aber nicht viel, da TSS den linksradikalen Flügel perfekt bedient: 7 %.
In Bayern stellt sie die Situation ähnlich dar – jedoch mit einer SPD, die schon immer bedeutungslos gewesen ist und mit ihrer Spitzenkandidatin die letzten Gutwilligen vergrault hat. Söder hat den Fehler gemacht, seine anfängliche Konsequenz nicht durchzuhalten – und sich die AfD zum Hauptgegner auszusuchen, die er dadurch erst stark gemacht hat: CSU 36 %, SPD 11 %. Die Grünen haben mit ihrer Spitzenkandidatin, die einer Zalando-Werbung entsprungen zu sein scheint, nun abschließend den Durchbruch zur postfaktischen Wählerklientel geschafft und werden stolze 17 % einfahren. Die AfD wird an der SPD vorbeiziehen: 13 %. Freie Wähler sind stabil bei 10 %, die FDP läuft weiterhin nur hart über der Wahrnehmungsschwelle mit 5 Prozent, und die Kommunisten, die in Bayern seit 100 Jahren nie ein Bein an den Boden bekommen konnten.
Und so geht’s:
Wer über alle genannten Parteien hinweg am nächsten an den Ergebnissen landet, gewinnt.
Ihre Wetten nehmen wir ab sofort entgegen.
Annahmeschluss ist der Wahlsonntag (14.10.2018 ) um 16:30 Uhr. Das Wettergebnis wird am Wahlsonntag um 17.45 Uhr veröffentlicht.
Auf die Gewinner wartet:
1. Platz: eine Flasche Champagner von Tante Mizzi
2. Platz: zwei Bücher aus dem Shop nach Wahl
3. Platz: ein Buch aus dem Shop nach Wahl