Tichys Einblick
Streit um Maaßen

Bei Anne Will: Der schmutzige Teil des Wahlkampfs hat begonnen

Die Demoskopie-Zahlen für die AfD lassen die letzten Hemmungen fallen.

Screenprint: ARD/Anne Will

In der Politik gelten die gleichen Regeln wie im Karneval: einmal auf ‘nem Wagen, immer auf ’nem Wagen, auch wenn der eine oder andere Jeck zwischendurch mal von einem der Narrenschiffe stolpert. So ist es auch keine Überraschung, dass wir Martin Schulz wieder oben auf dem SPD-Wagen sehen können, nicht mehr mit der Narrenkrone als 100%-Schulz, sondern wieder mit der ganz gewöhnlichen Narrenkappe als Genosse Abgeordneter.

Wie üblich alle gegen einen
Bei Illner: Jagd auf Maaßen
Nachdem bereits bei Illner am vergangenen Donnerstag einstimmig beschlossen wurde, dass Verfassungsschutzpräsident Maaßen zurücktreten muss, ist es schwer verständlich, dass Anne Will den gleichen Prozess noch einmal führt. Mit der gleichen ideologischen Besetzung. Wenn es als Berufung gedacht war, so hat Hans-Georg Maaßen Pech gehabt. Aber natürlich war der Maaßen-Teil nur Camouflage oder Ablenkungs-CanCan, in Wahrheit war Anne Wills Agitationsaufgabe eine ganz andere, wie wir später noch sehen werden. Zunächst haken wir schnell die Gäste ab. Robert Habeck haben offensichtlich seine Wahlkampfreisen, bei der er angeblich Teile der Nationalhymne („Blüh im Glanze grünen Glückes“) als Motto gewählt hatte, derart zugesetzt, dass er die Will-Sendung als willkommene Ruhepause nutzte und vor sich hindöste. Es reicht ja inzwischen auch, dem Wähler sein Konterfei wie ein stummes Wahlplakat ins Wohnzimmer zu beamen. Die grünen Themen Waldsterben (Hambacher Forst) bis Innere Sicherheit sind hinlänglich kommuniziert.

Braune Soße links angerührt
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Georg Mascolo, ehemaliger Chefredakteur des „Spiegel“, derzeit auf der gemeinsamen Gehaltsliste von ARD und SüZ als Chefrechercheur, hatte leider nichts zu diesem recherchiert gefunden und daher wenig zu sagen, aber immerhin sehr mutig und klar und vielleicht reicht das auch: „Niemand würde auf die Idee kommen, dass Deutschland in den vergangenen zwanzig Jahren nach rechts gerückt sei“. Dafür durfte uns Petra Pau von der ehemaligen Regierungspartei der so deutschen wie demokratischen Republik (heute „Die Linke“) erklären, wie Demokratie geht. Und dass es unsere „tägliche Aufgabe“ sei, die „Demokratiebildung“ voranzutreiben, mit „dauerhafter Förderung“ der Antifaschisten. Denn wir müssen uns gemeinsam um „unsere Demokratie sorgen“. Was mit „unserer“ Demokratie gemeint ist, das versuchte bis 2012 der Verfassungsschutz vergeblich zu klären. Jetzt will die Pau-Partei diesen auflösen und durch was anderes ersetzen. Nein, Staatsicherheit hat sie nicht gesagt.

Sage und schreibe 29 Minuten tat das Publikum keinen Mucks. Erst um 22.29 Uhr brach der Sturm los, was wir dem Abgeordneten Schulz verdanken. Nicht, dass der vorher nichts gesagt hätte. Maaßen muss weg. SPD lässt vielleicht Regierung platzen, aber eher nicht, ein bisschen Lari, ein bisschen Fari. Und fast hätte Schulz seinen Auftritt sogar verschlafen! Das Anne-Will-Stichwort war: Jüdisches Restaurant in Chemnitz. Dessen Betreiber hatte von 100 Vermummten erzählt, die sein Lokal überfallen und Steine geworfen hätten. Ein Kamerateam der ARD zeigte dann ein Loch in der Restaurantscheibe, das an den Steinschlag-Werbespot von Carglass erinnerte, und der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung wurde zitiert mit „… sollten diese Darstellungen zutreffen, dann …“

Und Schulz applaudiert
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Mit „Herr Schulz!“ erinnerte die Souffleuse, dass nun sein Monolog eingeplant sei. Und er gab seinen Hamlet: „Zutiefst erschüttert“ sei er, „eine Minderheit wird immer frecher“, und dann folgte der Kernsatz „ und ein Teil davon sitzt im Bundestag“. Ein schamloses Meinungskartell, das offensichtlich eine Gürtellinie nicht mehr kennt, verkauft die neue Botschaft „Antisemitismus …Rechtsextreme … AfD“ – und übersieht dabei gerne den Antisemitismus-Balken im eigenen Auge – angefangen beim eigenen frenetischen Applaus und stehenden Ovationen zur von Mahmud Abbas im EU Parlament vorgetragenen Propaganda-Lüge über Brunnen vergiftende Juden. Ab jetzt wird’s also richtig hässlich beim Kampf um Stimmen und Pfründe, aber das soll hier nicht unser Thema sein. Und dank Schulz, bei dem dann doch immer wieder die eine oder andere Weiche falsch gestellt ist, können wir schnell zum Humorigen zurückkehren.

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Denn der drehte richtig auf und deklamierte am Ende die herrlichen Sätze „Ich stehe zu diesem Wirt! Ich bin auch bereit eine Kippa aufzusetzen!“ (Hoffentlich nicht in Duisburg, Dortmund, Essen, Berlin-Neukölln, oder wo sonst der Islamist zu Hause ist.) Und es hörte gar nicht auf! „Im Bundestag, am Arbeitsplatz, im Bus“ müssten wir energischer sein. „Im Bus“ hat er tatsächlich gesagt! Spesen-Schulz im Bus! Und während wir uns schon freuten, das kann ja heiter werden, kam er leider auf seine „Erfahrungen auf europäischer Ebene“ zu sprechen, und die Stimmung war im Eimer.

Aber, nach einer halben Stunde gespenstigen Schweigens, erwachte auch das Publikum. Dann folgte noch der Schulterschluss mit Paul Ziemiak, dem Nachwuchs aus der Merkelpartei „Ich finde das toll, dass Sie in dem Restaurant gegessen haben“.

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Paul Zimiak war nämlich dagewesen, weil es das einzige jüdische Restaurant in Ostdeutschland sein soll. Und das ausgerechnet in Chemnitz, der Nazihochburg? Irgendwie passt da nichts zusammen. So wie bei Ziemiaks Bericht von einem Schulbesuch, wo die Schüler wohl in großer Zahl der Ansicht sind, der Jude sei an allem schuld. Namen und Ort der Schule wollte er nicht nennen, auch „woher die Schüler kommen sei ganz egal“. Nein, Paul, das ist es eben nicht! Denn das werden wohl kaum Kinder von AfD-Mitgliedern sein, bei denen die Lehrer feststellen: „Israel ist bei uns immer ein schwieriges Thema“. Und so blieb es am Ende eine typische Anne-Will-Show. Falsch wie dritte Zähne.
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