Der 1. September markiert eine Zeitenwende: Es gibt kaum neue Autos zu kaufen, die Hersteller können nicht liefern, und Autokäufer müssen eine der größten Schwindeleien bezahlen, die es im Automobilbereich gegeben hat. Die Kfz-Steuer wird deutlich teurer, weil mehr CO2 im Abgas gemessen wird. Es sind zwar dieselben Autos und dieselben Konstruktionen wie vorher. Der Unterschied: Der Verbrauch wird angeblich realitätsnäher gemessen. Also ehrlicher. Lacht jemand laut auf?
Um den ›liederlichen Lumpereien‹ ein Ende zu bereiten, gibt es jetzt den weltweit einheitlichen Teststandard WLTP. Vehement kritisiert wurde, daß die bisherigen Tests nach der NEFZ Norm, viel zu niedrige Verbrauchs- und damit auch CO2 – Werte ergaben. »Das ist ja Schummel und Betrug, was die da anzeigen« – so lauteten die Vorwürfe.
Das Testauto, wird vom Computer, auf dem Prüfstand über eine virtuelle Fahrstrecke gefahren, angefahren, beschleunigt, angehalten, angefahren; der Computer verstellt dabei Gas und Bremse, die Räder drehen auf Rollen und hinten werden die Abgase gemessen. Sinn der Übung: Es sollen vergleichbare Werte herauskommen, wieviel verbraucht das eine Modell gegenüber einem anderen? Daß diese Werte nicht viel mit den realen zu tun haben, weiß jeder und Interessierte nicht besonders. Bis, ja, bis der neue Realismus einkehren sollte.
Also wurde ein neuer Prüfzyklus entwickelt, der durchschnittliche Autofahrten von heute besser repräsentieren soll, also wieder Gas, beschleunigen, bergauf, bergab, bremsen, halten, anfahren. Diese neuen Tests werden natürlich auch wieder auf dem Prüfstand gefahren. Die Ersteller rühmen sich, viele Fahrten weltweit zu einer Durchschnittsstrecke zusammengefaßt zu haben, die eine repräsentative Fahrstrecke simuliert.
Erhöht wurde auch die Höchstgeschwindigkeit bei dem Test, von 120 km/h auf 131 km/h. Dieses neue Profil benachteiligt recht stark kleinere Wagen. Deren Motoren müssen bei der Testfahrt deutlich mehr leisten, also auch mehr verbrauchen. In der Realität machen die das dagegen nicht so oft. Fahrer kleinerer Wagen müssen deutlich höhere Steuern als vorher bezahlen.
Alle Tests müssen jetzt bei 23 Grad gefahren werden. Dazu benötigen Autohersteller riesige Klimatisierungshallen, in denen die Prüffahrzeuge langsam dieser Temperatur angeglichen werden.
Ergänzt werden diese Tests durch die sogenannten Real Drive Emissions (RDE) Tests. Dabei montieren die Tester ein kleines Prüflabor außen an das Heck des Wagens, leiten die Abgase aus dem Auspuff durch die Geräte, während die Prüfer das Auto durch den Verkehr bewegen. Diese Prüftechnik auf engstem Raum in einer kritischen Umgebung im bewegten Auto, gibt es noch nicht so lange.
Dabei sollen auch Straßen bis 1.300 Meter Meereshöhe passiert werden. Solche Fahrten liefern natürlich nicht mehr vergleichbare Ergebnisse, sondern hängen von Prüffahrern und vor allem vom Verkehrsfluß ab. Ein satter Stau – schon sind die Prüfbilanzen verhagelt.
Der Kunde soll im neuen Zeitalter der Ehrlichkeit genau wissen, welchen Einfluß Zusatzausrüstungen wie Alu-Felgen, Ledersitze, die das Auto schwerer machen, oder eine die Aerodynamik verändernde andere Spoilerfront haben. So muß jeder Fahrzeugtyp in allen unterschiedlichen Varianten, von Motor- und Getriebekombination bis hin zur Ausstattung, getestet werden.
Ein horrender Aufwand, der sämtliche Prüfkapazitäten Deutschlands überfordert. Die Ergebnisse dürften nicht besonders viele Kunden interessieren. Nur das Finanzministerium. Denn das eindeutige Ergebnis: ein deutlich höherer CO2 – Verbrauch. Der wiederum läßt die Kassen klingeln. Der Autobesitzer muß für genau ein und dasselbe Auto, fortan deutlich mehr Kraftfahrzeugsteuer zahlen, als bisher. Teilweise sind das bis zu 70 Prozent mehr.
Dabei hängt der Verbrauch vor allem vom Gasfuß des Fahrers ab. Der kann dasselbe Auto mit fünf oder mit neun Litern Verbrauch fahren. Die Unterschiede, die mit dem neuen Prüfzyklus gemessen werden, sind deutlich geringer. Deutsche Autos überschreiten auch im alten NEFZ-Meßverfahren die Grenzwerte, nur unwesentlich. Beim Ausstoß von Stickoxiden liegen BMW, VW und Mercedes laut einer ADAC-Auswertung mit ca 141, 146 beziehungsweise 140 mg/km NOx Ausstoß geringfügig über dem Grenzwert von 80 mg/km. Renault, Fiat und Ford liegen mit 639, 561 und 488 mg/km deutlich darüber. Selbstverständlich interessiert es diese Hersteller einen feuchten Kehricht, sie machen bei dem deutschen Irrsinn einfach nicht mit. Müssen sie auch nicht, denn Autoherstellern steht es frei, wo sie ihre Autos im EU-Raum zulassen.
Das sind die technischen Hintergründe für das Neuwagenchaos auf dem Automarkt. Da überrascht kaum noch die neueste Schwindelmeldung. Laut Bild am Sonntag soll VW auch bei Benzinmotoren geschwindelt haben. Das wurde jetzt aus Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft bekannt. Der gleiche Vorgang gilt übrigens jetzt plötzlich als gut; als Verbrechen hingegen bei jenem Justizbeamten in Sachsen, der den Haftbefehl gegen einen mutmaßlichen irakischen Mörder „leakte“.
Ferner gebe es eine »Komfortfunktion«, bei der die Gänge vorzeitig hochgeschaltet würden. Das würde zu niedrigen Drehzahlen und weniger CO2 – Ausstoß führen. Das klingt eigentlich nach einer sinnvollen Funktion. Von außen läßt sich nicht entscheiden, was dahinter steht.
Derweil ist Larry zufrieden. Larry Thompson ist amerikanischer Anwalt. Er und seine 60 Kollegen sitzen direkt im Vorstand bei VW und sollen VW zu einem »besseren Unternehmen« machen – was immer das heißt. Sie haben Zutritt zu jedem Raum, zu jedem Dokument, zu jeder Konstruktion. Drei Jahre lang sollen sie den gesamten Konzern überwachen.
Larrys letzter Zwischenbericht legte zwei Verstöße bei VW offen. Eine Liste von fünf Fragen im Zusammenhang mit der jährlichen Mitarbeiterbefragung sei »aus Versehen« nicht in die Manager-Handbücher aufgenommen worden. Zudem sei übersehen worden, vor Beginn neuer Emissionstests, die amerikanische Umweltbehörde CARB schriftlich zu informieren.
Larry zeigte sich jedoch erleichtert, daß VW von selbst diese Verstöße gemeldet habe.
Bisher nicht bekannt wurde, ob der amerikanische VW-Freund das hauptsächliche Problem VWs abstellen und den überbordenden Einfluß von Politik und Gewerkschaften auf die Geschicke des Konzerns reduzieren konnte.
Das ist der Preis, den VW zu zahlen hat, damit sie weiter in Amerika aktiv sein dürfen. Und das in dem für VW relativ kleinen Marktsegment. VW hat auf dem amerikanischen Markt nie eine große Rolle gespielt.
Mittlerweile haben Larry & Co wohl genügend Daten abgegriffen und nach Amerika geschickt, daß sie nachlässiger werden. Autoexperten wundern sich, ob VW jemals wieder ein marktfähiges Auto auf den Markt schicken kann.
Für Autokäufer dagegen besteht jetzt gute Gelegenheit, Diesel zu kaufen. Die sind günstig zu haben. Wann, wenn nicht jetzt? Denn es kommen auch viele Dieselfahrzeuge von Firmen auf den Markt, die stattdessen unsinnige Hybrid-Autos oder gar zum Leidwesen ihrer Angestellten, Elektroautos kaufen, um sich ihr Image mit einem grünen Mäntelchen aufzuhübschen. Das lässt Preise fallen.
Der normale private Autokäufer, der sein Geld hart verdienen muß, macht den grünen Schwindel nicht mit und lässt Elektroautos oder teure Hybride, links liegen. Er kauft jetzt Diesel zu sehr günstigen Preisen. Verständlicherweise: Wer will schon gutes Geld technischer Idiotie hinterherwerfen? Außer Minister und Ministerpräsidenten, die ihre Autos sowieso deutlich günstiger bekommen und zudem vom Steuerzahler finanziert werden.
Folge: Die Autohändler verkaufen wieder mehr Diesel, allerdings mit erheblichen Preiszugeständnissen und vor allem mit Rücknahmegarantie.
Dem berüchtigten Abmahnverein Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist das natürlich ein Dorn im Auge. Dessen Propagandisten setzen auf noch mehr Panik: Jetzt sind Kinder dran. Auf deren Höhe sind ja die Auspuffrohre und blasen ihre tödliche Fracht raus. Hier seien die Abgaskonzentrationen besonders hoch, da müsste gemessen werden. So kann man die gemessenen Werte noch gut nach oben schrauben und weitere Panik schüren. Die wohlfeilen unkritischen Berichte der Presse sparen viel PR-Arbeit und Kosten und sorgen für wohlige Schauer beim grünen Publikum. Wir sind gespannt, wann DUH-Chef und selbst Vielflieger Resch auf Nachbars Waldi kommt. Ein Hund auf Auspuffhöhe, aus dem die tödlichen Gase kommen – damit wäre das Modell Auto vermutlich endgültig geliefert.