Dr. Joachim T. war ein beliebter Allgemeinmediziner in Offenburg am Oberrhein, der sich auch um Zuwanderer kümmerte. Ein solcher dringt frühmorgens mit einem Messer in die Praxis in der Anne-Burda-Allee in der Nähe des Burda-Verlages und sticht so heftig auf den Arzt ein, dass dieser noch an Ort und Stelle verblutete.
Die Polizei fahndete mit einem Großaufgebot nach dem Täter; die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Türen zu schließen, damit er sich nicht verstecken könne. Zeugen sagen, der dunkelhäutige Tatverdächtige sei »aus dem Stadtbild bekannt«. Die Polizei hat keine großen Probleme ihn nach zwei Stunden zu finden. Der dringend Tatverdächtige: Ein 26-jähriger Mann aus Somalia, der 2015 als Asylbewerber nach Deutschland gekommen ist und einen festen Wohnsitz in Offenburg hat.
Offenburg – eine sehr wohlhabende und willkommensfreudige Stadt unter der Oberbürgermeisterin Edith Schreiner (CDU), die stets betont: »Offenburg hilft«:
»Liebe Offenburgerinnen und Offenburger«, schreibt sie an die Bürger, »in den vergangenen Monaten sind viele Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten zu uns gekommen. Wir benötigen kreative Lösungen, um Kinder, Frauen und Männer unterzubringen, sie zu versorgen, ihnen Rat und Anleitung zu geben und ihnen unser Verständnis von Recht und Freiheit zu vermitteln.
Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger haben sich bereit erklärt, ehrenamtlich oder auch hauptberuflich ihren Teil dazu zu tun, dass sich die Neuankömmlinge so rasch wie möglich zurechtfinden und unsere Sprache lernen, dass sie unsere Sitten und Gebräuche verstehen – kurz: dass sie sich integrieren.
Als Stadtverwaltung wollen wir unseren Beitrag dazu leisten, dass angebotene Hilfe auch ankommt. Wir haben deshalb eine Vollzeitstelle für unsere Flüchtlingsbeauftragte Regina Wolf geschaffen. Und wir möchten Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Möglichkeit geben, Ihre Qualifikationen und Fähigkeiten einzubringen.«
Nach der brutalen Tat, die in der von ihr verantworteten Stadt so grausam zugetragen hat, mahnt sie zur Besonnenheit. Sie tritt im Herbst, nach 16 Jahren nicht mehr zu ihrer dritten Amtszeit als Bürgermeisterin an. SPD und Grüne bemühen sich, der CDU den Posten abzunehmen. Das reiche Offenburg gegenüber von Straßburg schickt sich an, der Nachbarstadt Freiburg den Rang als kriminellste Stadt streitig zu machen. Der öffentliche Pfählerpark ist Kriminalitätsschwerpunkt; die Mehrheit der Drogendealer dort kommt aus Gambia, die Polizei versucht, mit massivem Aufgebot dagegenzuhalten. 620 Kontrollen in nur vier Wochen mit 451 Durchsuchungen und 114 eingeleiteten Strafverfahren meldet sie und immer wieder Attacken.
Wolfgang Schäuble (»Die Abschottung ist doch das, was uns kaputt machen würde, was uns in Inzucht degenerieren ließe.«) wohnt in Offenburg. Er hat hier seinen Wahlkreis 284 und holte zuletzt 73.925 Stimmen. Bei der letzten Bundestagswahl verlor er viele Wähler vor allem unter zahlreichen Russlanddeutschen an die AfD und wurde vor kurzem von der Badischen Zeitung interviewt – im benachbarten Bürgerpark. Doch kein Wort zu der kritischen Situation in der Stadt, mit der die Bewohner täglich umgehen müssen.
Die Badische Zeitung hat kaum Mühe, die Kurve zu einem völlig normalen Fall zu bekommen:
»Noch am Donnerstagnachmittag wurde der mutmaßliche Tatverdächtige verhört und sollte dem Haftrichter vorgeführt werden. Dass er aus Somalia stammt, heizte in den sozialen Netzwerken mit unsäglichen Kommentaren zugleich auch wieder die Debatte um gewalttätige Flüchtlinge an.
Laut Herwig Schäfer, dem Chef der Staatsanwaltschaft Offenburg, sind Migranten in der Region allerdings nicht durch eine Häufung schwerer Straftaten aufgefallen. Zuletzt im April hatte ein Asylbewerber im Bereich des Freiburger Platzes eine Frau vergewaltigt. Anklage wurde bereits erhoben.«
Alles normal also, vermitteln Artikel unter anderem von der dpa. Über die Tat von Offenburg enden sie polemisch mit ausgesuchten Fällen, bei denen deutsche Rentner Gewalt gegen Ärzte ausübten: »Gewalttaten in Arztpraxen hat es in Deutschland in den vergangenen Jahren mehrfach gegeben. So erschoss 2016 ein Rentner in einer Berliner Klinik einen Kieferorthopäden. 2015 tötete ein 44-Jähriger in einer Saarbrücker Praxis seine langjährige Psychiaterin mit acht Schüssen. 2012 erschoss ein Rentner zwei Ärzte in deren Praxis im rheinland-pfälzischen Weilerbach. Auf der Flucht schoss der 78-Jährige einen Polizisten an und tötete sich dann selbst.«
Auf Zetteln neben Kerzen vor der Praxis von Dr. Joachim T. steht eilig geschrieben: »Es ist unfassbar und unendlich traurig. Es bleibt die Frage: WARUM!«
Ja, warum?
Ärzte und Klinikpersonal sind immer häufiger Angriffsziele. Ärzte werden in ihrer Praxis angegriffen, bedroht, attackiert. Eine Notärztin in Ottobrunn wurde von einem Eritreer angegriffen und schwer verletzt. In Dortmund wurde Ende Juni ein Arzt niedergeschossen und schwer verletzt. Immer häufiger bedrohen Großfamilien von bis zu 200 Personen wie bei diesem Fall in Köln oder wie in diesem Fall Ärzte und Krankenhauspersonal, greifen Rettungssanitäter an wie gerade aktuell in Korbach oder in Düsseldorf, in Berlin. BILD veröffentlichte unter Berufung auf den »Ärztemonitor 2018« exklusive Zahlen und schrieb, dass jeder vierte Arzt schon Opfer von Gewalt wurde. Sie werden angegriffen, angepöbelt und geschlagen.
Die tatsächliche Situation erfährt man im direkten Gespräch mit Ärzten und Klinikpersonal. Immer mehr Ärzte, vor allem in Kliniken, berichten von erschreckenden Szenen, wenn sie vor allem auf kürzlich Zugewanderte treffen. Sie werden kostenlos fast wie Privatpatienten behandelt. Mit Wutausbrüchen und rabiatem Vorgehen hat man bereits in zahlreichen Arztpraxen Bekanntschaft machen müssen. Arzthelferinnen berichten, dass wenigstens Schere oder Brieföffner in Schubladen für ein halbwegs gutes Gefühl sorgen, obwohl sie im Ernstfall vermutlich nicht viel damit ausrichten könnten.
Dem Autor hat eine erfahrene Stationsschwester auf einer Frühchenstation berichtet, dass schon mehrmals türkische Angehörige kranker Kinder auf der Intensivstation lautstarke Auseinandersetzungen mit dem Personal anfingen, in Folge Stecker aus den Apparaten rissen und Schalter verdrehten, sodass die Geräte Alarm schlugen. So entstanden lebensbedrohliche Situationen für die Frühchen. Häufiger ruft sie ihren Lebensgefährten an, der sie vom Nachtdienst abholen soll; allein traue sie sich nicht mehr aus dem Krankenhaus. Eine Ärztin aus Günzburg in Bayern berichtet, dass Iraker sie zwingen wollten, das Kreuz in der Praxis abzuhängen: Es führe zu Fehlgeburten.
Auf vielen normalen Stationen sind die Krankenschwestern am Ende. Sie stehen an vorderster Front und sind direkt den häufig äußerst aggressiv auftretenden Personen ausgeliefert.
Ärzte kündigen, weil sie den Irrsinn nicht mehr mitmachen können. In Leserzuschriften machen sie sich Luft: »Ich bin Arzt in eigener Praxis und habe erst ein Angebot aus Neuseeland bekommen. … Glückwunsch, ich bin auch bald weg! … bin selber gerade in die Schweiz umgezogen.«
Es sind keine Einzelfälle mehr. Nur: Keiner redet darüber, zumindest nicht öffentlich. Wo bleiben die Ärzteverbände, die sonst immer so laut rufen? Es ist massiv die Sicherheit des Personals in Kliniken und Praxen bedroht, die Gesundheit von Patienten ist in Gefahr – aber kaum ein vernehmbarer Ton dringt nach außen. Die Ärztekammern haben lange stillgehalten und tun praktisch nichts, um ihre Kollegen zu schützen. Ärzte können sogar ausgeschlossen werden, wenn sie den Ruf der Ärzteschaft beschädigen. Das kann schon bei einem kritischen oder mahnenden Wort gegenüber einem aggressiv auftretenden Zuwanderer passieren. Vom sonst so lauten Verein »Ärzte ohne Grenzen«, der sich bedauerlicherweise immer wieder mit Gewalt gegen Ärzte und Helfer in anderen Ländern der Welt gegenüber gesehen hat und sieht, ist bisher auch kein vernehmbares Wort nach außen gedrungen.
Nach der Tat in Offenburg fordert Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer, heute nun Konsequenzen. Ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen.