Tichys Einblick
Demokratie am Sandstrand

Burkini und Vollverschleierung gehören nicht in unsere Gesellschaft

Burkini und Vollverschleierung gehören in unserer westlichen Welt an keinen Strand, in kein Schwimmbad und in keine Einkaufsstraße – sie sind schlichtweg kein Teil unserer Gesellschaft, unserer Kultur und unserer Werte.

Sommer, Sonnenschein, ein feiner Sandstrand und das blaue Meer – so stellt man sich doch den perfekten und sicher auch wohlverdienten Sommerurlaub vor. Wer würde da auf die Idee kommen, dass unsere Demokratie, unsere Werte und unsere Rechtstaatlichkeit gerade auch am weißen Sandstrand gefordert werden und auch gerade dort verteidigt werden muss?

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In der Tat ist es aber so, dass auch an den Stränden und in den Schwimmbädern, beim Bummeln in den Einkaufsstraßen und beim Abendessen unsere Demokratie und unsere westlichen Werte herausgefordert werden. Wir erleben heutzutage immer häufiger Frauen, aber auch schon junge Mädchen, die nur mit einer Burkini ins Wasser gehen oder sich beim Spazieren gehen bis zur absoluten Unkenntlichkeit verschleiern. Diese Bilder sind inzwischen nicht nur in fernen Ländern, sondern auch bei uns an heimischen Badeseen und Schwimmbädern zu sehen, in unseren Straßen und Plätzen. Ein Zustand, vor dem ich schon seit langem immer und immer wieder gewarnt habe und der für mich nach wie vor keine bloße Lappalie, sondern eine ernste Gefährdung unserer Werte und unserer Demokratie ist.

Burkini und Vollverschleierung gehören in unserer westlichen, modernen und progressiven Welt an keinen Strand, in kein Schwimmbad und in keine Einkaufsstraße – sie sind schlichtweg kein Teil unserer Gesellschaft, unserer Kultur und unserer Werte. Für mich ist absolut klar, dass die Vollverschleierung, die auch nach Aussagen führender Islamschulen keine religiöse Legitimation besitzt, ebenso wenig wie das Tragen von Burkinis toleriert werden muss und darf. Ganz im Gegenteil müssen wir uns aktiv gegen die Geringschätzung der Würde der Frau durch diese mobilen Stoffgefängnisse stellen. Außerdem ist die Vollverschleierung auch ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko, denn man kann nicht erkennen, wer einem tatsächlich gegenübersteht, was die- oder derjenige vielleicht auch unter seiner Verschleierung trägt und damit vorhat. Weiter noch muss festgestellt werden, dass der Burkini oder eine Vollverschleierung durch Niqab oder Burka in unserer Gesellschaft Befremdung auslöst, teilweise sogar Ängste schürt. Damit stellen diese Formen der Körperverhüllung ein immenses Integrationshemmnis dar.

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Diese Hemmnisse und Risiken aus einer falsch verstandenen Toleranz hinzunehmen oder sich auf die Religionsfreiheit zu berufen, ist hier der falsche Weg. Zur individuellen Freiheit des einzelnen gehört es, alles tun zu dürfen, was im Rahmen von Recht und Gesetz erlaubt ist und gleichzeitig die individuelle Freiheit des anderen nicht einschränkt. Wenn nun aber Niqab, Burka oder Burkini westlichen Bürgern in ihrer Heimat Angst machen, dann geht es nicht länger um die Freiheit des einzelnen, sondern um die Werte und die Freiheit einer ganzen Gesellschaft.

Für mich ist völlig klar, dass Muslime in unserem Land ebenso zur Gesellschaft gehören wie Christen oder Juden. Nichts desto trotz muss anerkannt werden, dass der Westen in der Tradition dieser abendländischen Religionen steht und sich deren Einfluss tief in unserem Wertesystem verankert hat. Es ist in meinen Augen also durchaus legitim, eine Integrationsbereitschaft von den Muslimen zu fordern, die in unserem Kulturkreis ihre Heimat finden wollen. Entsprechend ist es konsequent zu fordern, auf Integrationshemmnisse wie Vollverschleierung oder Burkini zum Wohle der Gesellschaft zu verzichten und so die Werte und Gepflogenheiten der neuen Heimat offen anzunehmen.

Ich bin sehr betrübt darüber, wenn ich von einem Gymnasium aus dem nordrhein-westfälischen Herne lese, das eigens für seine muslimischen Schülerinnen Burkinis zur Verfügung stellt, damit diese am Schwimmunterricht teilnehmen können, während wir auf der anderen Seite schon seit längerem und durchaus kontrovers Kopftuchverbote für Schülerinnen unter 14 Jahren diskutieren, wofür ich auch mit meiner Onlinepetition werbe.

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Ich kann mich nur wiederholen und betonen: Das ist der falsche Weg. Wir dürfen die Vollverschleierung nicht auch noch durch falsch verstandene Toleranz und angebliche Rücksichtnahme auf religiöse Eigenheiten hoffähig machen. Erst recht nicht in unseren Schulen, in denen gegenseitiger Respekt aber auch unsere westlichen Werte und deren Konsequenzen gelehrt werden sollen. Auf die Gefahren, die ein solches Verhalten in Schulen haben kann, habe ich bereits mehrfach hingewiesen: Das Kopftuch oder der Turban, die ja nur eine Vorstufe zur Vollverschleierung oder dem Burkini sind, wirken als Spaltkeil zwischen westlich gesinnten und fundamentalistisch orientierten Schülerinnen, führen zu Mobbing, Ausgrenzung und stören den Klassenfrieden.

Zum Sommerurlaub gehören häufig auch Reisen, gerne auch in andere europäische Länder. Hierbei müssen wir anerkennen, und das durchaus auch bewundernd, dass einige unserer europäischen Nachbarn in der Debatte um Vollverschleierung und Burkinis ein ganzes Stück weiter ist, als wir in Deutschland. So verbieten Frankreich, Belgien, Dänemark und Österreich die Vollverschleierung, und auch die Niederlande ziehen mit einem eingeschränkten Verbot der Vollverschleierung nach. Dabei bekommen diese Länder den Rücken durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gestärkt. Dieser hat ausdrücklich erklärt, dass Regelungen wie sie in Frankreich und Belgien getroffen wurden, nicht im Widerspruch zu europäischem Recht oder den Menschenrechten stehen, sondern zulässig sind, sofern sie zur Sicherstellung des Zusammenlebens in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft dienen. Die individuelle Freiheit der Muslime bleibt durch derartige Regelungen gewahrt.

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Für mich ist es jetzt noch dringlicher an der Zeit in Deutschland ähnlich klare Verhältnisse zu schaffen. Es ist an der Zeit durch klare Gesetze der Vollverschleierung Einhalt zu gebieten. Ich rufe die Verantwortlichen auf, die Gefahren und Befürchtungen der Bevölkerung ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Verstecken wir uns nicht länger unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit, sondern wenden wir entschieden unsere rechtsstaatlichen Mittel zum Schutze der Demokratie und Freiheit an – nach der Sommerpause unserer Parlamente bietet sich dazu eine gute Möglichkeit, vielleicht auch durch die Eindrücke, die die Parlamentarier an den Stränden unsere Welt erhalten haben.

Eine der Fragen, die wir uns dabei stellen sollten, ist: Was kommt als nächstes? An was soll sich die Gesellschaft noch gewöhnen, dass ihnen fremd ist? Kopftuch, Turban, Vollverschleierung, Burkini…? Mit solchen uns fremden Bekleidungsstücken machen wir nur die Scharia und den Islamismus hoffähig. Damit leisten wir auch für die betroffenen Frauen nur einen Bärendienst. Anstatt die Frauen von ihren mobilen Stoffgefängnissen zu befreien, wollen wir sie sogar in den Gewässern in Gewänder zwingen, in denen sie keinen Körperkontakt mit dem Wasser haben.

Übrigens: Weder eine Vollverschleierung noch ein Burkini ist ein Schutz für die Ehre der Frauen. Es ist nur eine falsch empfundene Beruhigung der Männerwelt, die in einer kranken Ideologie aufgewachsen sind.


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