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Boris Palmer als Rassist beschimpft, weil der die Wahrheit ausspricht

Boris Palmer wird auf einer Demonstration gegen Seehofer und für die Seenotrettung im Mittelmeer übel beschimpft. Für den Tübinger Bürgermeister das Ergebnis einer deutschen Hypermoral, einer angeblich human begründeten moralischen Überlegenheit als Immunisierung gegen Argumente.

© Thomas Niedermueller/Getty Images

Boris Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister von Tübingen. Palmer ist ein Politiker der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Und Palmer muss gerade wieder am eigenen Leibe erfahren, was es heißt, sich den Zorn jener auf sich zu ziehen, die, wie Palmer selbst befindet: „nicht wissen, was sie tun.“ Er meint grüne Parteigenossen und sich mit diesen solidarisierende Linke und Linksradikale.

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Konkret besuchte Palmer in Berlin eine (von mehreren) Demonstration, die unter dem Motto stand: „Seenothilfe gegen Seehofer“. Und er berichtete darüber in einem längeren Text auf Facebook. Darüber, das er als „Boris Palmer“ erkannt und „dann sofort beschimpft“ wurde: „Palmer verpiss dich!“ „Hau ab, du scheiß Rassist!“ „Verschwinde, du rassistisches Arschloch!“

„Da kann man nur Tucholsky zitieren:“, schreibt Palmer, „Denn Sie wissen nicht, was sie tun. Sofort-Beschimpfung mit anschließender Gesprächsverweigerung. Angeblich human begründete moralische Überlegenheit als Immunisierung gegen Argumente.“

Für den grünen Bürgermeister ein Phänomen, dass in ganz Europa gleich ist: „Links meint man im Besitz der Wahrheit über Humanität und Flucht zu sein und treibt damit die Leute den Rechten so lange zu, bis sie die Macht haben.“

Und diese Klientel, aus der heraus sich Palmer ja selbst politisiert hat, ist ihm offensichtlich zusehends ein Graus. Für Palmer gibt es „einen direkten Zusammenhang zwischen der deutschen Hypermoral, die Boote im Mittelmeer finanziert, und dem Sieg der Rechten in Siena und der Toskana.“

Für den Tübinger Grünen ist die Arbeit der „so genannten Rettungsschiffe (…) bewusst geschaffene Seenot, keine Rettung.“ Die Schiffe würden kurz vor der libyschen Küste kreuzen und dort die Migranten aufnehmen, die von Schleppern in Boote gesetzt werden, die keine 20 km fahren können. Palmer ist sich sicher:

„Es soll eine Situation geschaffen werden, die dazu zwingt, die Überfahrt nach Europa zu gestatten. Deshalb fahren diese Boote nach Italien, berufen sich auf internationales Recht und überlassen die Migranten den Marktplätzen und Parks Italiens.“

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Der Wahlsieg der Rechten in Italien ist für Palmer ursächlich damit zu erklären: „Nichts anderes ist die Ursache. Wer es nicht glauben will: Der Wahlkampf in Italien drehte sich nur um Flüchtlinge. Seit Salvini die Häfen sperrt, explodiert die Zustimmung zur Lega.“ Und der grün-sozialisierte Politiker hat auch eine Ahnung, wer ihn da so ansatzlos in Berlin beschimpft: Zeitgenossen, die sich moralisch erhöhen und als Resultat ein Desaster abliefern, das Palmer so beschreibt:

„Seenotrettung statt Seehofer ist also in Wahrheit ein Plädoyer, so lange auf dem moralischen Ross weiter zu reiten, bis so viele Staaten und Städte in die Hände der Rechten gefallen sind, dass Europa nicht mehr wieder zu erkennen ist.“

Und er fühlt sich genötigt, seine Brandrede auf Facebook mit einem Verweis an die böse Rechte abzuschließen, „weil es sonst hier wieder ausartet.“  Die würden den gleichen Fehler machen, wie die Linken, wenn sie jeden Flüchtling für einen Vergewaltiger halten und von „Umvolkung“ sprechen würden.

Linken wie rechten Radikalen wäre gemein, dass sie die Diskussion und die Wahrnehmung der komplexen Wirklichkeit verweigern und damit das Geschäft ihrer Gegner betreiben würden: „Die Extreme rechts und links schaukeln sich gegenseitig immer weiter auf, ohne Rücksicht auf Verluste und eigene Ziele.“

Noch im Angesicht der Beschimpfungen aus den eigenen Reihen – also unter friendly-fire-Beschuss – lautet der Appell von Boris Palmer an seine eigene Klientel:

„Lasst uns endlich zur Vernunft kommen und nüchtern über Probleme und Lösungen diskutieren! Wir können uns diese Auseinandersetzungen nicht mehr leisten.“

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