Der Polizeiruf 110 aus Rostock hat das Triple nun voll gemacht. Der wahre Tatort ist jedes Mal der Öffentlich Rechtliche Rundfunk. Sie werden sicher Verständnis dafür haben, dass hier nur ganz rudimentär über diese neuerlichen 90 Minuten mit dem Titel „In Flammen“ berichtet wird. Machen wir es kurz: Eine Politikerin einer bis hin zum Logo und der Farbgebung AfD-ähnlichen Partei wird bei lebendigem Leibe verbrannt. Vom Auftreten her ist die Rolle irgendwo zwischen Frauke Petry und Alice Weidel angelegt. Fast über die gesamten 90 Minuten geht es im Wesentlichen darum, das Umfeld und die Vergangenheit der Verbrannten zu beleuchten.
Sie war früher einmal zusammen mit einem völkischen Siedler, der mit seiner Frau und vielen Kindern einen Bauernhof bewirtschaftet, mit Reichskriegsflagge auf dem Hof und Hitlerbild in der guten Stube. Dunkles Geheimnis der Politikerin: Sie schläft heimlich mit einem syrischen Flüchtling mit zwei Staatsexamen, der so etwas wie ihr persönlicher Referent ist. Ach je, man will das alles kaum nacherzählen wollen, so schäbig, so durchsichtig und so dümmlich ist das alles konstruiert, mit offensichtlich nur einem Ziel: Als politischer Tatort – Polizeiruf 110 – der AfD am Zeug zu flicken.
Nun, wo es die Talkshows nicht mehr zu schaffen scheinen die politischen Sprachregelung zu verbreiten, macht es dann eben der politische Tatort der öffentlich-rechtlichen Krimis, auf den zu allem Überfluss das nächste Triple folgt: Anne Will als Kanzel der Bundeskanzlerin IV. Zum Schmunzeln gibt es übrigens auch etwas, wenn Pro7 parallel zum Tatort Polizeiruf 110 die Verfilmung von „Er ist wieder da“ ausstrahlt. Machen die das absichtlich? Dann hätten die Programmmacher wenigstens schwarzen Humor.
Also, die AfD-ähnliche Politikerin wurde verbrannt, es folgen Besuche auf einem völkischen Hof, der irgendwie an Kubitscheks Schnellroda erinnern soll – der Vordenker der neuen Rechten muss sich wirklich tief in die verdrehten Köpfe des Feuilletons hineingebohrt haben. Eine Obsession? Dann taucht noch ein weiterer Politiker der Partei auf, der wohl an Höcke und Gauland erinnern soll. Am Ende war die Mörderin aber doch eine ältere Dame – halten Sie sich fest – , die in einem Flüchtlingslager irgendwas als Helferin machte und schwerste Verbrennungen erlitt, als Neo-Nazis einen Molotow-Cocktail warfen. Angeblich waren es nur zwei Täter, aber die Alte hatte die Politikerin als wahre Werferin des Brandsatzes erkannt auf den vielen Wahlplakaten zur Oberbürgermeisterin von Rostock und schritt also zur Tat.
Nun könnte man immer noch sagen, ein Krimi ist eben ein Krimi, ist Fiktion. Wenn man Abstand davon nähme, dieses Krimi-Triple nicht als Ganzes zu betrachten: Der Schwarzwald-Tatort spielte schon auf einem Nazi-Hof, der nächste bewegte sich in der Reichsbürgerszene, Polizeiruf 110 hier vollendet den finalen Schritt hin zur AfD, der Teufel ist also aus der Kiste. Öffentlich-Rechtliches Propagandafernsehen vollzogen.
Sie finden das zu spekulativ? Sie glauben nicht, dass da ein politischer Propaganda-Auftrag dahinter steckt oder mindestens vorauseilender Gehorsam der so fürstlich gebührenfinanzierten Programmmacher? Immerhin der Spiegel hat hier schon ziemlich genau verstanden, als er zum Reichsbürgertatort schrieb: „Das schärft den Blick aufs Reichsbürgerbiotop und seine Gefährlichkeit.“ Dem deutschen Bürger soll also via politischer Tatort der ÖR-Krimis der Blick geschärft werden für die Feinde der Demokratie.
Vom Spiegel zur Bundesregierung und der Frage, wie viel Einfluss sie nun eigentlich hat auf die öffentlich-rechtlichen Programmmacher. Und inwieweit sie ihn tatsächlich wahrnimmt. Auch hierfür gibt es einen beachtlichen Kronzeugen, der dankenswerterweise gerade erst in einer Dokumentation auf 3Sat Klartext dazu geredet hat. Nikolaus Brender war zehn Jahre lang Programmchef des ZDF. Brender erzählte auf 3sat etwas aus dem Nähkästchen über die politische Einflussnahme auf die Programmgestaltung der Öffentlich-Rechtlichen:
Und der Zuschauer darf nun abwarten, was ihm als nächstes in seinem politischen Tatort ÖR-Krimi blüht. Wenn er nicht längst die Fernbedienung aus der Hand gelegt hat, weil er es nicht mehr ertragen will, in diesem belehrenden Ton auf diese läppische Art und Weise politisch penetriert zu werden.