Anlass für den Protest der 2006 vom früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan gegründeten Organisation ist der Rauswurf des SZ-Karikaturisten Dieter Hanitzsch: „Cartooning for Peace hält es für höchst bedauerlich und bedenklich, dass die Süddeutsche Zeitung aufgrund öffentlichen Drucks wegen dieser Karikatur ihren Zeichner entlässt. Ebenso bedauerlich ist es für Cartooning for Peace, dass sich die Zeitung nicht stärker zu ihrer redaktionellen Verantwortung bekennt, sondern stattdessen nach Entstehen einer Protestwelle sich von ihrem Zeichner distanziert, um dann eine Überprüfung und gegebenenfalls Änderung der redaktionellen Abläufe bei der Abnahme von Karikaturen anzukündigen. Das läuft auf eine Einschränkung der Meinungsfreiheit hinaus, gegen die sich Cartooning for Peace umso mehr wendet, als derartige Kontrollen ihre Nachahmer finden werden.“
Dieter Hanitzsch nimmt erstmals umfassend zu dem Vorgang öffentlich Stellung. „Dass Karikaturisten verzerren, ist ihr Beruf. Da kann man nicht sagen, es sind Stereotypen und Klischees. Man verzerrt jeweils den Kopf des Politikers, den man karikieren möchte. Und Klischees sind beispielsweise auch der deutsche Michel, Uncle Sam, der gallische Hahn, der russische Bär, die Lederhose, der Trachtenhut mit Gamsbart. Letzteres wird zum Beispiel von US-Cartoonisten als Klischee für die Deutschen verwendet,“ sagt er in einem Interview, das Wolfgang Herles mit Dieter Hanitzsch für das Politik-Magazin „Tichys Einblick“ (Ausgabe 7/2018) führte.
„Eine Karikatur ist an sich nicht politisch korrekt. Sonst ist es keine Karikatur.“ Er habe bereits früher den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu in ähnlicher Weise dargestellt.
„Cartooning for Peace“ kritisiert insbesondere das Vorgehen der SZ-Chefredaktion, die einräumt, dass Hanitzsch keinesfalls ein Antisemit sei – trotzdem reagierte die SZ mit dem Rauswurf des seit 1959 für die SZ arbeitenden Künstlers.
„Kurt Kister, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, räumt in einer Stellungnahme zu dieser Kündigung ohne Umschweife ein, dass der Zeichner in seinen Augen weder ein Rassist noch ein Antisemit sei. Auch die Zeichnung hält er nicht für antisemitisch, schließt sich aber den zahlreichen Kritiken und Angriffen an, die in ihr eine Reihe von antisemitischen Stereotypen und Klischees erkennen,“analysiert die Organisation in einer mehrsprachig erschienenen Pressemitteilung.
So werde ein Zeichner, den eigentlich niemand als Antisemiten betrachtet, gleichwohl in ehrenrühriger Art und Weise entlassen.
Die Organisation „Cartooning for Peace“, die seit ihrer Entstehung gegen Antisemitismus, Islamophobie und jede Form von Rassismus eintritt, „verurteilt diesen Angriff auf die Meinungsfreiheit und die ungerechtfertigte Entlassung des Zeichners nach jahrzehntelanger Mitarbeit bei der Süddeutschen Zeitung.“
Das vollständige Interview mit Dieter Hanitzsch >> finden Sie hier <<