Erstaunlich resistent zeigt sich der Markt angesichts der politischen Erschütterungen. Statt eines Kursabsturzes tendierten die Märkte fester. An der Wall Street überwand der breite S & P 500 die Marke bei 2.700 Punkten. Der DAX kletterte im Wochenverlauf zum ersten Mal seit dem Absturz Anfang Februar über die psychologisch wichtige Hürde von 13.000 Punkten. Technisch deutet bei den Leitindizes wenig darauf hin, dass es demnächst richtig krachen könnte. Beide Barometer notieren über ihren mittelfristigen Durchschnittslinien. Die Schwankungen dürften in diesem Umfeld aber hoch bleiben, was die Nerven der Aktionäre strapaziert und Neueinsteigern oder Investoren mit zu viel Kasse einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte, wo das Geld am besten anzulegen ist.
Der Dow Jones Industrial bewegte sich am Freitag so gut wie nicht von der Stelle. Konfusion in puncto Handelskonflikt mit China bremste vor dem Wochenende das Interesse der Anleger Am Ende ging der Leitindex prozentual unverändert bei 24.715 Punkten aus dem Handel – und blieb damit in seiner engen Handelsspanne der vergangenen Tage. Auf Wochensicht erlitt er einen Abschlag von knapp einem halben Prozent.
Boeing-Aktien waren im Leitindex mit einem Anstieg um etwa zwei Prozent der Spitzenreiter. Börsianern zufolge erhielten sie Rückenwind von Medienberichten, wonach der Flugzeugbauer im Kampf um einen Großauftrag von United Airlines die Nase im Rennen mit seinem europäischen Widersacher Airbus vorn hat. Der Absturz einer Boeing-Maschine in Kuba trübte das Bild nicht. Intel-Aktien waren mit einem 2,4-prozentigen Abschlag der größte Verlierer im Dow.
Schlechte Stimmung herrschte am Freitag auch bei den Aktionären von Baidu: Die Aktien des in den USA gelisteten chinesischen Suchmaschinenbetreibers sackten nach dem überraschenden Abschied des als wichtig erachteten Managers Qi Lu um 9,5 Prozent ab. Paypal dagegen waren an der Nasdaq mit zwei Prozent Plus ein Lichtblick. Der Online-Bezahldienst baut sein Geschäft mit dem Kauf von iZettle aus. Der schwedische Mobil-Bezahldienst, der auf Lesegeräte für Smartphones und Tablets spezialisiert ist, soll für 2,2 Milliarden Dollar übernommen werden. Bei einigen Nebenwerten gab es Licht und Schatten. Die Aktien des Landmaschinenherstellers Deere & Co rückten trotz eines enttäuschenden zweiten Geschäftsquartals um fast sechs Prozent vor. Experten zeigten sich zufrieden mit geplanten Preiserhöhungen und einem angehobenen Gewinnausblick. Bei Campbell Soup war genau das Gegenteil der Fall: Wegen einer gekürzten Jahresprognose und dem Abschied der bisherigen Konzernchefin Denise Morrison gingen die Papiere um über zwölf Prozent.
Anleihen aus Schwellenländern haben lange dank guter fundamentaler Wachstumsdaten, aber auch hoher Zinsen ordentliche Gewinne abgeworfen. Starke Zuflüsse aus den Industrieländern in die Bond-Fonds waren die Folge. Doch nun hat der Wind gedreht, vor allem seit der US-Dollar gegenüber den Währungen der Emerging Markets gewonnen hat. Seither werden Milliarden an Anlagegeldern abgezogen, Bonds sowohl in Hart- als auch in heimischer Währung sind unter Druck, die Kurse fallen, spiegelbildlich steigen die Renditen. Erschwerend kommen hausgemachte wirtschaftliche und politische Probleme in Argentinien, der Türkei und Malaysia hinzu. Schon wird über einen breiten Einbruch bei den Emerging Markets spekuliert, der letztlich auch die Entwicklung der Börsen der Industriestaaten schädigen könnte. Doch Vermögensverwalter wie JP Morgan geben Entwarnung. Sie sehen „in den Schwierigkeiten an den einzelnen Märkten keine Bedrohung für die Fundamentaldaten der Schwellenländer insgesamt“. Ins gleiche Horn bläst NN Investment Partners. In einer kürzlich vorgelegten Studie zur Stimmung institutioneller Investoren gegenüber Schwellenländeranleihen zeigt sich, dass 75 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass sich die fundamentalen Wirtschaftstreiber in den kommenden zwei bis drei Jahren verbessern. Fast ein Fünftel erwartet sogar eine deutliche Verbesserung.
Die globale Gilde der Fondsmanager ist zuletzt indes etwas pessimistischer geworden. Das zeigen die Daten der neuesten Fondsmanager-Umfrage der Bank of America Merrill Lynch. Demnach setzen die Profis, die zusammen mehr als 500 Milliarden US-Dollar verwalten, zwar wieder stärker auf Aktien und etwas weniger auf Cash. Aber der Anteil jener professionellen Anleger, die in den kommenden zwölf Monaten ein Wachstumsplus erwarten, und jenen, die mit einer Verschlechterung der Konjunktur rechnen, hält sich gerade die Waage. So tief waren die Konjunkturerwartungen zuletzt 2016. Die beliebteste Aktienwette bleiben weiter die sogenannten FAANG-Aktien, die Titel von Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google. Telekom-und Versorgerwerte bleiben dagegen weiter out.
Vor einem Jahr feierte Emmanuel Macron seinen triumphalen Einzug in den Élysée-Palast. Das Resümee zwölf Monate später fällt überwiegend positiv aus. „Eines hat sich im Lauf des letzten Jahres verändert“, sagt Philippe Waechter, Chefvolkswirt bei Ostrum Asset Management: „Die Art und Weise, wie die internationale Gemeinschaft, sowohl Investoren als auch andere Experten, über Frankreich und seinen Präsidenten spricht.“ Aber auch die Fakten stimmen. Die Wirtschaft wächst, und Frankreichs Haushaltsdefizit sinkt im Jahr 2017 mit 2,6 Prozent zum ersten Mal seit 2007 unter die in den Maastricht-Kriterien geforderte Drei-Prozent-Marke. Für Investoren hat sich eine Wette auf das Comeback Frankreichs allemal gelohnt. Seit Macrons Amtsantritt hat der Auswahlindex CAC 40 um rund fünf Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Der Euro Stoxx 50 hat sich in diesem Zeitraum kaum bewegt.