Ich habe oft vor den Gefahren einer radikalen Islamauslegung gewarnt und doch beobachte ich mit großer Sorge, wie sich eine radikal-fundamentalistische Ideologie in unserem Land breit macht. Und diese Ideologie macht auch vor unseren Schulen nicht Halt, vielmehr wütet sie dort immer umtriebiger.
Gestern begann der Ramadan. Muslime in aller Welt fasten und beten in einer Zeit, die für sie heilig ist. Das ist auch eine Zeit des Friedens, wie bei uns in den Tagen um Weihnachten. Leider ist dieser Friede in den Schulen in dieser Zeit nicht unbedingt das große Thema. Besonders konservativ eingestellte, fromme aber ganz besonders radikal-islamistisch tendierende Scharia-Anhänger versuchen es in diesem Monat, westlich gesinnten Schülerinnen und Schülern so schwer wie möglich zu machen. Schülerinnen und Schüler, die nicht fasten, werden beschimpft, gemobbt oder aus der Gemeinschaft ausgegrenzt und diskriminiert.
Dem einen oder anderen mag es so vorkommen, als ob dies frei erfunden sei. Spricht man aber mit Lehrerinnen und Lehrern, Schulleiterinnen und Schulleitern, sieht man sehr schnell, dass diese Vorgänge in unseren Schulen bundesweit alltäglich geworden sind. Die Auseinandersetzung während des Ramadans spitzt sich zwar zu, aber die restlichen Monate sind auch nicht besser, denn auch da gibt es immer häufiger Auseinandersetzungen zwischen den Schülern, die eine islamistisch tendierende und eine laizistische Gesinnung haben.
Wenn bereits Grundschulkinder nur mit einem Kopftuch das Haus verlassen dürfen, am Sportunterricht aus angeblich religiösen Gründen nicht teilnehmen wollen, während des Ramadans mit Kreislaufproblemen im Unterricht zusammenbrechen oder sich weigern in dieser Zeit Arbeiten zu schreiben, ist das ein pädagogisches Problem. Wenn Schüler nicht mit zur gemeinsamen Klassenfahrt dürfen, weil sie von den Eltern und Imamen diesen Lebensweg eingetrichtert bekommen, ist das ein große Herausforderung, die wir nicht übersehen dürfen. Noch größer wird diese, wenn die Schüler auch alle anderen muslimischen Mitschüler zu „ihrem“ konservativen Weg bekehren sollen: Das steht in keinem Verhältnis zur Religionsfreiheit, sondern eine solche Lebensweise beschneidet vielmehr die persönliche Freiheit des Kindes und bringt Unfrieden in die Schulen.
Es ist nicht hinnehmbar, dass bereits im Grundschulalter Jungen und Mädchen die Parolen der Hassprediger in die Klassenräume weitertragen und diese fundamentalistische Ideologie so in den Schulen salonfähig wird. Es darf einfach nicht sein, dass sogar Schüler in den Grundschulen den „Lies-Koran“ mitbringen und dort verteilen. Es darf nicht sein, das islamistisch gesinnte Schüler in unseren Schulen flashmobartig beten und demonstrativ rituelle Waschungen vornehmen. Wir dürfen diese Vorgänge nicht verharmlosen, wenn Schüler in unseren Schulen in ihren Wortbeiträgen „Dschihad“, „Scharia-Rechte“ und einen „Gottesstaat“ verherrlichen und die Demokratie als „Teufelswerk“ bezeichnen.
Auch wenn wohl die meisten Mädchen beteuern werden, dass sie das Kopftuch vorher selbstverständlich „freiwillig“ tragen, so ist doch die Gefahr groß, dass es sich um einen Zwang handelt. Nicht zuletzt ist das Kopftuch aber auch als äußerlich sichtbares Zeichen zum Spaltkeil zwischen westlich und fundamentalistisch gesinnten Schülern geworden: Sätze wie „Das Kopftuch ist unsere Ehre – hast du keine?“, „Willst du wirklich so aussehen wie die Deutschen?“ oder noch schlimmer „Bist du ein Kuffar? Eine Hure? Eine Nutte oder eine Schlampe?“ gehören mittlerweile scheinbar zur Tagesordnung an unseren Schulhöfen.
Kürzlich wurde politisch angeregt, ein Kopftuchverbot bei jungen Mädchen in den Schulen durchzusetzen. Noch in der gleichen Sekunde haben die Islamisten, Scharia-Anhänger und Salafisten eine bundesweite Mobilisierung gestartet. In kürzester Zeit von 34 Tagen haben sie für ihre Online-Petition 99.702 Unterstützer erreicht. Ich habe vor zwei Wochen eine Gegenpetition gestartet und diese hat seitdem 4.460 Unterstützer erreicht. Jetzt stelle ich mir die Frage: Wo liegt der Fehler?
Die Intention meiner Online-Petition lag nicht darin, mit den fundamentalistisch gesinnten Menschen einen Wettbewerb einzugehen. Ich wusste genau, dass wir in unserer Wertegesellschaft unter falsch verstandener Toleranz und vielleicht sogar Multi-Kulti-Romantik diese Unterstützung nie erreichen werden. Gleichzeitig wusste ich auch, dass die fundamentalistisch und salafistisch gesinnten Scharia-Anhänger bei uns so gut vernetzt und organisiert sind, dass sie durch eine Generalmobilisierung mehrere zehntausend Unterstützer finden würden. Gerade deshalb war es meine Intention, jedem zu zeigen, dass wir es in Deutschland nicht nur mit ein paar tausend Menschen zu tun haben, die unsere Demokratie ablehnen, nach der Scharia leben und in der Zukunft mit diesen fundamentalistisch, radikal-islamistischen Tendenzen unsere Gesellschaft bedrohen werden. Für den ein oder anderen mag es sein, dass die Online-Petition für ein Kopftuchverbot bei jungen Mädchen in den Schulen erfolglos sei, für mich ist es dennoch wichtig dadurch zu sehen, in welchem Dilemma wir uns befinden.
Damit Deutschland kein Mekka der Salafisten wird, bitte ich alle Lehrkräfte, Schulleitungen und besonders auch die politisch Verantwortlichen darum, die tickende Zeitbombe in unseren Schulen zu erkennen und diese mit demokratischen Mitteln zu entschärfen.