Lajos Fischer, Leiter des Bundeszuwanderungs – und Integrationsrates macht vor, wie man maximal Aufmerksamkeit demonstriert – und damit Förderwürdigkeit maximiert: Mit einer medienwirksamen Provokation und unkritischer Berichterstattung des Oberflächenjournalismus. Beispielweise Focus, die Welt und bis hin zur Esslinger Zeitung nehmen Redaktionen ohne geringste Spur von Nachdenken den schlichten Ball von dpa sofort auf, wenn Fischer fordert, der Deutsche müsse sich nun ebenfalls integrieren. Also gemeint ist vornehmlich wohl der Deutsche, dessen Eltern und Großeltern hier auch schon verwurzelt sind. Also der gemeine Deutsche, nicht der eingebürgerte. „Viele Einheimische sind mit unserem politischen System unzufrieden oder finden ihren Platz in der deutschen Gesellschaft nicht“, sagte der aus Kempten stammende 56-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Manche fänden auch ihren Platz im Berufsleben nicht. Es gebe daher „auch viele Deutsche, die man in die Gesellschaft oder das Arbeitsleben integrieren sollte“.
Die Einheimischen sollen sich integrieren
Lajos Fischer stellt zunächst völlig richtig fest, dass viele Einheimische mit unserem politischen System unzufrieden seien. Daraus leitet er dann allerdings ab, dass diese Unzufriedenen „ihren Platz in der deutschen Gesellschaft nicht“ fänden, das sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen. Nun haben diese Menschen längst Platz genommen, nämlich dort, wo oft schon ihre Vorfahren saßen. Es geht hier also wohl eher um ein Stühle rücken und die Verweigerung, an einer neumodischen Reise nach Jerusalem teilzunehmen, einfach, weil man dort sitzen bleiben möchte, wo man nun einmal meint, angestammt sitzen bleiben zu dürfen. Fischer meint aber noch einen anderen Platz, nämlich den im Berufsleben. Noch konkreter ist also der arbeitslose Herkunftsdeutsche gemeint. Und den müsse man insbesondere, wenn man schon über Integration sprechen wolle, ebenfalls neu in die Gesellschaft oder das Arbeitsleben integrieren. Der selbst ernannte Zuwanderungsfachmann gibt also auch noch das Jobcenter.
Der Leiter des Bundeszuwanderungs – und Integrationsrates nimmt eine Zielgruppenerweiterung vor Richtung einheimische Bevölkerung. Neu ist die Forderung indes nicht, nur die medienrelevante Kaltschnäuzigkeit dahinter mag die gleiche sein, wenn schon Mitte 2016 die Soziologin Annette Treibel Integrationskurse auch für Deutsche forderte. „Es sei auch Schuld der Deutschen, wenn sich Einwanderer nicht integrieren wollen. (…) Zu viele Deutsche würden sich zudem ohne jede Not den aktuellen Veränderungen verschließen.“ Die Professorin vom Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft (!) an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe befand damals, dass sich Deutschland als Einwanderungsland wider Willen nicht über widerwillige Einwanderer wundern dürfe.
„Bessere Teilhabe“
Fischer legt noch einen drauf, wenn er im Namen seiner Organisation im selben Atemzug – wenn man schon mal Luft holt und dicke Backen macht, dann richtig – ein Partizipationsgesetz in Deutschland einführen möchte, „das allen Menschen mit Migrationshintergrund eine bessere Teilhabe an Politik und Gesellschaft ermöglichen soll. Fischer fordert beispielsweise das Kommunalwahlrecht für alle Ausländer und nicht nur für EU-Bürger.“
Lajos Fischer also mit jahrelanger Verspätung und einem Reload der These Treibels, die bereits 2016 Integrationskurse für Deutsche forderte.
Aber was genau bitteschön soll da Neues passieren, was Medien, öffentlich-rechtliche Anstalten und Politik nicht spätestens seit Beginn der Massenzuwanderung rund um die Uhr veranstalten? Die imaginären Integrationskurse für Deutsche sind so allumfassend und werden mit hunderten von Millionen Euro staatlich subventioniert, dass das Begehr von Fischer nicht anders zu verstehen sein kann, als lediglich als persönliche Forderung einer erhöhten Partizipation seines Vereins. Einer Partizipation an den beispielsweise vom Familienministerium bereitgestellten Honigtöpfen, wenn sogar schon diskutiert wird, ob private Leitmedien quersubventioniert werden, wenn Werbekampagnen außerhalb von Wahlkämpfen den Bürger von den Litfasssäulen und Großplakaten herunter penetrieren. Und wenn Stiftungen den größten Unfug unters Volk bringen sollen und wollen, der Zuwanderung in den schönsten Farben malt. Eine Zuwanderung, die Unsummen kostet. Aber doch anschließend so viel zurückgibt. Zumindest dorthin, wo am schrägsten krakelt wird.
Geld von Einheimischen wird gerne genommen
Ohnehin bläst da einer die Backen ziemlich auf, der „Leiter des Bundeszuwanderungs – und Integrationsrates“. Was so amtlich und kompetent klingt ist nichts anderes als ein Zusammenschluss von einigen Ausländervereinen und -Beauftragten. Eine Lobby also, ohne großes Mandat und Rückhalt – außer dem, dass man weiß, wie man Staatsknete abgreift. Man gibt sich so fremd und anmaßend, aber wenn es um große Wörter geht, ist man schon ganz integriert und tonangebend. Bezeichnend, dass keiner der Journalisten auf diese Hintergründe einging. So viel angemaßte Autorität wie ein „Leiter des Bundeszuwanderungs – und Integrationsrates“ – da kuscht der deutsche Bravheitsjournalist und sudelt dahin, was so einer absondert. Wie man an Geld kommt, dass diesen nichtintegrierten Einheimischen abgenommen wurde – das hat er wie das aufgeblähte Wichtigtuerdeutsch als Erstes gelernt und nimmt das Geld der Dummen ganz ohne Skrupel.
Diese Antwort auf eine Anfrage erreichte uns noch, und sie zeigt, wie mit Steuergeldern so umgegangen wird: Das Bundesinnenministerium, Chef ist Horst Seehofer und seine nachgeordnete Behörde, weiß von nichts, aber bezahlt haben sie schon.
Schriftlich teilt das Bundesministerium mit:
Der Bundeszuwanderungs- und Integrationsrat (BZI) ist eine vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge unabhängige Interessensvertretung von Migranten/innen. http://www.bamf.de/DE/Willkommen/LebenInDeutschland/Integrationsbeiraete/integrationsbeiraete-node.html
Der BZI wird aktuell im Rahmen des Förderprogramms „Strukturförderung von Migrantenorganisationen auf Bundesebene“ vom Bundesamt unterstützt.
http://www.bamf.de/SharedDocs/Meldungen/DE/2018/20180322-am-mo-strukturfoerderung.html
Die dreijährige Förderphase begann im ersten Quartal 2018. Dafür wurden alle sieben Zuwendungsempfänger ins Amt eingeladen und durften ihre Arbeit an Stellwänden (Gallery Walk) vorstellen. Am 30 April berichtet der Rat von diesem Vorstellungsgspräch auf seiner Facebook-Seite:
https://de-de.facebook.com/Bundeszuwanderungs-und-Integrationsrat-530775790322882/
„Zu Beginn der neuen Förderperiode im Programm Strukturförderung lud das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die sieben Zuwendungsempfänger in dieser Förderphase zu einer Auftaktveranstaltung nach Nürnberg ein. BZI Vorsitzender, Lajos Fischer und die stellvertretende Vorsitzende des BZI, Galina Ortmann, nahmen auf persönliche Einladung an der Auftaktveranstaltung teil. Sie stellten in einem Gallery-Walk den BZI, seine Alleinstellungsmerkmal und seine Ziele, die im Rahmen der Strukturförderung angegangen werden soll, vor.“