Seit 2001 gibt es an jedem dritten Donnerstag im April bundesweit den Girl‘s Day, aus Gründen der Gleichberechtigung seit 2011 auch den Boy’s Day. Ihre Ziele hat die Aktion nahezu nicht erreicht, aber die Schülerinnen und Schüler haben einen Tag „schulfrei.“ War’s das?
Wir halten uns nicht mit der Frage auf, ob es der Propaganda wegen englischer Begriffe für diese „Aktionstage“ bedurfte und ob die deutschen Übersetzungen („Mädchen-Technik-Tag“ und „Neue Wege für Jungs“) das Gelbe vom Ei sind. Aber die Frage, was die durchaus ideologischen Absichten dieses Tages sind und was ihr Erfolg bislang ist, darf durchaus gestellt werden.
Einführt hat man die beiden „Aktionstage“, weil man respektive frau die geschlechterstereotypische Berufswahl knacken wollte. Man/frau wollte Mädchen ab der 5. Klasse für technische und naturwissenschaftliche Berufe gewinnen und den Anteil von Frauen in „Männerberufen“ zu erhöhen. Ebenfalls ab der 5.Klasse will man/frau Jungen für „typische“ Frauenberufe gewinnen.
Man/frau – wer ist das? Man/frau ist eine Gemeinschaftsaktion unter anderem des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Bundesagentur für Arbeit, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Deutschen Industrie und Handelskammertages und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Für die Koordinierung des Girls Days ist das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. mit Sitz in Bielefeld verantwortlich.
Erreicht hat der Girl’s Day zuletzt rund 100.000 Mädchen und rund 30.000 Jungen – jeweils pro Jahr. Das sind jährlich – grob geschätzt – 5 Prozent der Mädchen und 1,6 Prozent der Jungen in dem in Frage kommenden Alter von 11 bis 16 Jahren. So weit, so gut – so weit, so mager! Allein vor diesem Hintergrund kann das „Gender“-Ziel, mehr Frauen in Männerberufe und mehr Jungen in Frauenberufe zu kriegen, nicht aufgehen.
Und so ist es denn auch. Unter den Ausbildungsberufen dominieren laut Bundesinstitut für Berufsbildung nach wie vor die typischen Männer- bzw. Frauenberufe. Bei den jungen Männern sind dies an den vorderen acht Stellen: Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektriker, Kaufmann im Einzelhandel. Industriemechaniker, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker, Fachinformatiker, Verkäufer, Lagerlogistiker. Bei den jungen Frauen sind es an den vorderen acht Stellen: Kauffrau für Büromanagement, medizinische Fachangestellte, Verkäuferin, Kauffrau im Einzelhandel, zahnmedizinische Fachangestellte, Industriekauffrau, Friseurin, Hotelfachfrau.
Recht geschlechtsspezifisch geht es – mit kleinen Überschneidungen – auch bei den Studienwünschen zu. Bei jungen Männern stehen folgende zehn Studiengänge an erster Stelle: BML, Maschinenbau, Informatik, Elektrotechnik, Jura, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Wirtschaftsinfomatik, Physik. Bei jungen Frauen sind es die folgende zehn Studiengänge: BWL, Germanistik, Medizin, Jura, Pädagogik, Anglistik, Biologie, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie, Mathematik.
Das war schon so, ehe es den Girl’s und den Boy’s Day gab. Ergo: Der junge Mensch ist doch nicht so leicht programmierbar, wie man dies gerne hätte. Auch wenn das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. gerne mal massiv nachhilft. So hat uns ein TE-Leser folgende teil ärgerliche, teils realsatirische Geschichte mitgeteilt: Sein Sohn, 11 Jahre alt, nach Angabe des Vaters altmodisch „normal” hat sich beim „Girl‘s Day eingeloggt, um den Tag bei einem Solar-Hersteller zu verbringen. Die Koordinierungsstelle hat das „gespannt“ und ihm mitgeteilt: „Deine Anmeldung zum Girls’s Day wurde gelöscht, weil wir davon ausgehen, dass du ein Junge bist.“ Offenbar hätte man den jungen Mann lieber beim Schnuppern in einem Pflegeberuf gehabt. Der Vater, der darin eine Diskriminierung sah, ließ dies nicht auf sich beruhen und setzte sich mit dem Solar-Hersteller direkt in Verbindung. Dort ist der Junge nun willkommen – als gefühlter „Hahn im Korb“.