Es ist eine widersprüchliche Entwicklung: Während die Zahl der in Deutschland registrierten Straftaten laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) 2017 von 6,3 Millionen des Jahres 2016 auf 5,7 Millionen Straftaten um fast zehn Prozent gesunken ist, hat die Jugendkriminalität, vor allem an Schulen, 2017 deutlich zugenommen.
Noch im Januar 2017 hatte eine Studie des Bundesfamilienministeriums einen deutlichen Rückgang der Jugendkriminalität belegt. Demnach hatte sich zwischen 2007 und 2015 der Anteil minderjähriger Tatverdächtiger – also Jugendlicher zwischen 14 und 18 Jahren – halbiert. Die in ministeriellem Auftrag tätigen Forscher hatten den Rückgang damit begründet, dass „sich eine gewaltfreie, von emotionaler Nähe geprägte Erziehung immer weiter durchsetzt“. Wie man sich doch täuschen kann!
Beispiel Niedersachsen: Dort nahm die Zahl minderjähriger Tatverdächtiger um vier Prozent zu, die Zahl tatverdächtiger Kinder (also unter 14 Jahren!) stieg um 21 Prozent. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) wurden 2017 genau 5.556 Straftaten an Schulen registriert – fast ein Drittel mehr (+32 Prozent) als im Jahr 2016. Damals wurden 4.199 Straftaten verzeichnet.
Beispiel NRW: Dort nahmen an den Schulen im Vergleich zum Vorjahr die Gewaltdelikte zu, allerdings gab es weniger Fälle von Diebstahl. Nach Angaben des LKA stiegen die Körperverletzungen von 5.600 auf 6.200, Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen von 40 auf 55 Fälle. Insgesamt waren in dem Bundesland im vergangenen Jahr 22.900 Straftaten an Schulen registriert worden, etwa 1.000 mehr als im Vorjahr.
Beispiel Bayern: Auch dort ist die Zahl der Straftaten an Schulen 2017 deutlich gestiegen. Das dortige LKA registrierte für das vergangene Jahr 8.356 Fälle, die zur Anzeige gebracht wurden. Das sind 540 (entsprechend rund 7 Prozent) mehr als 2016.
In Thüringen wurden 2202 Straftaten an Schulen erfasst – 157 mehr als im Vorjahr. Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger stieg von 8,2 auf 11,3 Prozent. An Schleswig-Holsteins Schulen stiegen die Zahlen besonders bei Rohheitsdelikten und Sachbeschädigungen an.
Offizielle bundesweite Zahlen will das Bundeskriminalamt in einigen Wochen vorlegen. In der Tageszeitung „Die Welt“ vom 22. April 2017 war jedenfalls schon mal zu lesen: „Anstieg von Kriminalität an Schulen gibt Rätsel auf.“
Dass dieser Anstieg mit der Grenzöffnung ab 2015 zu tun haben könnte? Aber doch nie nicht!
Das „Rätsel“ freilich löst die Ikone linker Statistikverharmlosung, der Kriminologe Christian Pfeiffer (74, SPD, von 2000 bis 2003 Justizminister in Niedersachsen), auf. Gegenüber dpa erklärt er den Anstieg so: Dieser Anstieg müsse an einem geänderten Anzeigeverhalten liegen, sagte er der Deutschen Presse Agentur. In Zeiten großer medialer Aufregung über Gewalt würden Straftaten, vor allem wenn es sich mutmaßlich um ausländische Täter handle, eben häufiger angezeigt. Aber Pfeiffer ist dafür bekannt, dass er mit Statistik regelmäßig auf Kriegsfuß steht.
Nun, Statistik ist das eine. Kasuistik, Fallgeschichte, ist das andere. Anfang November 2017 war ein Bericht der Leiterin der Berthold-Otto-Grundschule in Frankfurt-Griesheim an die Öffentlichkeit gelangt. Es ist dies eine Schule mit einem Anteil von 90 bis 100 Prozent Migrantenkindern. Die Rektorin spricht von „schlimmsten sozialen Verhältnissen“ und dass an regulären Unterricht nicht mehr zu denken sei. Besonders beklagte die Schulleiterin, dass sich die muslimischen Familien völlig abgeschottet und durch den Islam radikalisiert hätten. Im Dezember 2017 wurde ein Brief des Kollegiums der Gemeinschaftsschule Bruchwiese in Saarbrücken bekannt. Dort ist von folgenden Zuständen die Rede: physische und verbale Gewalt gegen Mitschüler und Lehrer, Messerattacken, schwere Körperverletzungen, Drogen, Alkohol seien Alltag. Wörtlich: „Viele Kolleginnen haben Angst, bestimmte Schüler zu unterrichten.“