Es braut sich was zusammen. US-Präsident Trump stürzt sich in einen Handelskonflikt mit China. Das belastete die Wall Street stark; denn die Gefahr eines eskalierenden Handelskonflikts trübt die weltweiten Wachstumserwartungen ein. Der Rückenwind lässt somit nach neun Jahren Hausse an der Wall Street nach — und damit auch einer der wichtigsten Treiber für den DAX. Noch läuft die Konjunktur hierzulande auf Hochtouren, viele Indikatoren deuten aber auf Abschwächung. Trotz des jüngsten Rücksetzers heißt das aber nicht, dass es bald kracht. Die hohe Dividendenrendite vieler Titel bietet in Niedrigzinszeiten einen guten Puffer.
Im Mittelpunkt der Börsenwoche stand Facebook. Nachdem am vergangenen Wochenende bekannt geworden war, dass das Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica durch eine Umfrage illegal an die Daten von rund 50 Millionen Facebooknutzern aus den USA gelangt war, rauschten die Kurse rasant nach unten. Innerhalb von fünf Börsentagen büßte das Unternehmen fast 60 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung ein. Investoren fürchten indes nicht nur bei Facebook eine härtere Regulierung und damit sinkende Werbeumsätze, sondern politische Interventionen bei allen großen Internetplattformen, insbesondere den großen Daten sammelnden Geschäftsmodellen wie Alphabet (Google) oder Amazon.
Neuer Chef, alte Linie. Die US-Notenbank Fed führt auch unter der Regie des seit Februar amtierenden Präsidenten Jerome Powell die Geldpolitik von Janet Yellen fort und erhöht die Zinsen nur vorsichtig. Am Mittwoch setzte die Fed den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte nach oben. Die Spanne reicht jetzt von 1,50 bis 1,75 Prozent. Mit dem Schritt war gerechnet worden, mit Spannung wurden aber die Leitzinsprojektionen der Fed erwartet. Diese signalisieren für 2018 wie bisher insgesamt drei Zinsschritte, also noch zwei weitere. Die nächste Anhebung dürfte bei der Juni-Sitzung kommen. Da die Fed aber einen optimistischeren Konjunkturausblick präsentierte, rechnen einige Analysten weiter mit insgesamt vier Zinserhöhungen in diesem Jahr. Für 2019 hat die Fed einen etwas steileren Zinspfad signalisiert, mit drei statt wie bisher zwei Zinsschritten. Zur Straffung der Geldpolitik trägt auch die Reduzierung der im Zuge der Anleihekaufprogramme aufgeblähten Bilanzsumme der Fed bei. Seit Ende 2017 wird das Geld aus auslaufenden Papieren nicht mehr komplett neu investiert: Der Wertpapierbestand schrumpfte so zunächst um zehn Milliarden Dollar pro Monat, dann um 20 Milliarden, ab April werden es 30 Milliarden sein.
Investmentlegende Jens Ehrhardt erwartet, dass die Börsen bis Ende 2018 zulegen können. Dies erklärte er beim Börsentag in München am vergangenen Wochenende. „Ich bin zwar nicht mehr so optimistisch wie vor einem Jahr, denke aber, dass die Kurse — nach den Verlusten zuletzt — Ende 2018 etwas höher liegen als heute“, prognostizierte Ehrhardt. Seine 49-jährige Erfahrung lehre den Gründer und Vorstandschef von DJE Kapital, dass Trends wie die Börsenrally der vergangenen Jahre meist länger anhielten, als viele Anleger erwarteten. Aber auch das weltwirtschaftliche Wachstum und die geldpolitische Unterstützung durch die Notenbanken hielten an, selbst wenn weitere Zinserhöhungen in den USA anstehen. Zu Ehrhardts großen Favoriten in diesem Jahr zählen japanische Titel. Kritisch sieht er dagegen die Bewertungen von US-Aktien. So seien die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der US-Werte vergleichsweise hoch. Dies gelte insbesondere für Technologie-Konzerne, auch wenn diese ein starkes Wachstum aufwiesen. Für europäische, speziell deutsche Aktien spreche hingegen, dass deren Bewertungen im historischen Vergleich noch nicht so hoch seien und die Dividendenrenditen weiter deutlich über den Realzinsen liegen.
Anfang der Woche meldeten die Unterhändler von EU und Großbritannien einen Durchbruch bei den Verhandlungen zum Brexit — pünktlich zum EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel. Nach dem offiziellen Austritt der Briten Ende März 2019 soll es eine Übergangsfrist bis Ende 2020 geben. Bis dahin bleibt Großbritannien im Binnenmarkt, leistet Zahlungen ins EU-Budget und erkennt die EU-Regeln an, allerdings erlischt das Stimmrecht der Briten Ende März 2019. Die Gefahr eines harten Brexits ist mit dieser Einigung deutlich gesunken.