Der Twitter-Account der ZDF heute-Redaktion berichtet von einer in den USA stattgefundenen Aktion, in deren Rahmen 7.000 Paar Schuhe vor dem Kapitol platziert worden sind. Der entsprechende Tweet behauptet: „Seit 2012 sind an Schulen in den USA 7.000 Kinder bei Amokläufen ums Leben gekommen.“
Das heißt, laut heute-Redaktion sind pro Jahr durchschnittlich 1.000 Kinder durch Amokläufer an US-amerikanischen Schulen erschossen worden. Anscheinend hat sich niemand in der Redaktion gefragt, warum man dann überhaupt noch über einzelne Amokläufe wie den kürzlich in Parkland im Bundesstaat Florida berichtet, denn die dortigen 17 Toten würden in Anbetracht des gewaltigen Jahresdurchschnitts an Opfern kaum ins Gewicht fallen.
Natürlich ist die Behauptung des ZDF von den 7.000 an Schulen getöteten Kindern vollkommen falsch. Summiert man in dieser Wikipedia-Auflistung alle Todesopfer durch Schusswaffen an US-amerikanischen Schulen seit 2010 auf, so kommt man auf die Zahl von 159 getöteten Personen. Selbst wenn man Wikipedia nicht zu 100% vertraut, so müssten den Autoren doch einige Fälle durch die Lappen gegangen sein, um die Differenz von 6.841 erklären zu können.
Des Rätsels Lösung findet sich in englischsprachigen Berichten über die Schuh-Aktion, denn dort wird unmissverständlich darauf hingewiesen, dass die Zahl der 7.000 getöteten Kinder alle Kinder miteinbezieht, die seit 2012 durch Schusswaffen getötet worden sind – nicht nur an Schulen, nicht nur durch Amokläufe, sondern auch durch Unfälle, Selbstmorde und kriminelle Gruppen wie Gangs. Die Studie, aus der die Schätzungen stammen, ist frei im Internet abrufbar.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Die Zahl der in den USA durch Schusswaffen getöteten Kinder und Jugendlichen ist sehr hoch, auch und insbesondere im internationalen Vergleich. Anscheinend regt dies aber die Phantasie der deutschen Medien so derartig an, dass nicht zum ersten Mal alle Pferde mit ihnen durchgehen, wenn es darauf ankommt, die USA als republikanisch regiertes Höllenloch darzustellen.