Tichys Einblick
No-Go-Areas

Merkel: „Solche Räume gibt es, und man muss etwas dagegen tun.“ Man?

Zum ersten Mal gab Angela Merkel öffentlich zu, dass in dem Land, in dem wir gut und gerne leben, No Go Areas existieren - Gebiete, in denen Recht und Ordnung bereits weitestgehend nicht mehr funktionieren.

Screenprint: RTL/RTLnext.de

Ausgerechnet RTL. Vielleicht fühlte sich die Kanzlerin ja beim Sender ihrer Freundin Liz (Mohn) in fürsorglichen Händen, vielleicht ist es ihr halt auch nur so herausgerutscht. Jedenfalls gab Angela Merkel am Abend nach dem CDU-Parteitag – den fünfminütigen Beifallsrausch wohl noch im Ohr – dem Kölner Sender ein Interview in schönstem Merkeldeutsch: „Das ist von mir immer schon ein Punkt, dass Innere Sicherheit die staatliche Aufgabe ist.“ (Man könnte das gar nicht erfinden!) Hatte Lothar Keller von „Null Toleranz“ gesprochen oder Merkel? Das lässt sich aus dem Transkript nicht herauslesen, aber Merkels Antwort steht da schwarz auf weiß (Merkel gemäß natürlich nicht klar wie Kloßbrühe, sondern so unklar wie Erbsensuppe): „Das heißt, dass es zum Beispiel keine No-Go-Areas gibt. Dass es keine Räume geben kann, wo sich niemand hin traut. Und solche Räume gibt es und das muss man dann auch beim Namen nennen und man muss etwas dagegen tun.“ (Auch nachzusehen hier, ab Minute 7:10) Übersetzt: Entgegen der bisherigen offiziellen Diktion gibt es in dem Land, in dem wir gut und gerne leben, Orte, wo das definitiv nicht zutrifft. No-Go-Areas.

Noch zu Kohls Zeiten wäre jetzt Folgendes passiert: „Bild“ hätte dem Kanzleramt täglich eine Schlagzeile serviert, heldenhafte Reporter nach Duisburg-Marxloh oder zum Berliner Alexanderplatz geschickt. Der „Spiegel“ wäre am Montag darauf mit dem Titel „Danke, Kohl“ und 10 Seiten Anklageschrift erschienen. Dramatische Fotos dazu im „Stern“. Googlen Sie mal „Merkel No Go Areas“. Nada, niente, nix. Vielleicht weil die Menge bereits mit einer anderen Wurst abgedampft war: Im selben Interview schwurbelte Merkel nämlich auch Unpassendes zur Essener Tafel. Das lief in den folgenden Tagen dann rauf und runter.

Ok, nada, niente, nix stimmt allerdings auch nicht ganz. Viele Blogs griffen das Thema auf. So wollte Russia Today vom Regierungssprecher Seibert genauere Ausführungen zum Merkeldeutsch: Welche No-Go-Areas wurden identifiziert, wie definiert die Kanzlerin den Begriff? Seibert, sichtlich genervt von Fragen von außerhalb des politmedialen Komplexes, dichtete etwas mit „Edelste Aufgabe des Staates“, „Sicherheit im öffentlichen Raum“.
Dafür wissen die Menschen außerhalb der Medienblase Deutschland besser Bescheid. Die „Washington Post“, „ABC-News“, der englische „Express“ und viele andere zitierten die plötzliche Offenheit der Flüchtlingskanzlerin zum gebietsweisen Totalverlust von Sicherheit und Ordnung im 12. Jahr ihrer Regentschaft. Die „Daily Mail“ nahm für ihre Leser eine solche Gegend in Augenschein und besuchte Duisburg-Marxloh.

Ich war noch niemals in einem Land, das Donald Trump als „shithole country“ bezeichnete. Dafür habe ich habe schon Gegenden in den USA gesehen, die seiner Beschreibung recht nah kommen dürften. Ich war auch noch niemals in Rumänien oder Bulgarien, also in Ländern, die meinen Vorurteilen nach, gebietsweise der Trumpschen Beschreibung näher kommen dürften. Wie gesagt, vorurteilsweise. Und ich war noch niemals in Duisburg-Marxloh.

Sue Reid liefert in der englischen Daily Mail einen Bericht, der englische Leser trösten dürfte, die sich über den Niedergang ihres eigenen Landes grämen, und die bislang vielleicht noch neidvoll nach Good Old Germany schauten. Denn das, was Reid beschreibt, hat nichts mehr „mit dem alten Deutschland zu tun“. Die Bilder ihrer Reportage zeigen ein heruntergekommenes Drittweltland. Die Reporterin sah „auf den Straßen bettelnde Roma-Mädchen im Grundschulalter“, „arabisch sprechende Jungen im Alter von 13 oder 14, die drohend gegen Autofenster hämmern, sobald die Wagen verkehrsbedingt langsamer fahren müssen“. Frauen, zugehängt in Hijabs, bedrohlich wirkende Gruppen junger Männer bestimmen tagsüber das Stadtbild.

Die Hälfte der 20.000 Einwohner dieses Stadtteils hat Migrationshintergrund, viele kamen durch die sperrangelweit offenstehenden Grenzen der EU und Merkels „Einladung an die Flüchtlinge der Welt“ , wie man selbst in England weiß, hierher. Die meisten der Ankömmlinge leben von staatlicher Unterstützung ohne irgendeine sinnvolle Beschäftigung.

Ich erinnere mich dunkel an eine Wahlkampftour per Fahrrad (und einer dezent versteckten Hundertschaft der Polizei als Schutz), auf der der damalige SPD-Innenminister, der Versager Ralf Jäger, irgendwas von „Problemen“ von sich gab, die aber übertrieben würden. Mit entsprechend arrangierten Fotos der schamlosen Ministerbegleitpresse. Es ist nicht so, dass der Ministerdarsteller und seine Claquere die Wahrheit nicht kennen würden: Eine der seltenen und wohl eher unter dem Abgeordnetentisch zirkulierenden Studien für den Düsseldorfer Landtag – Thema: der völlige Zusammenbruch von Recht und Ordnung – führt explizit Libanesen-Gangs als brutal und völlig immun gegen jedwede Polizeimaßnahme an. Ein durchgesickerter Polizeibericht meldet zudem, dass die Straßen „von Drogenhändlern und Diebesbanden kontrolliert werden“, die Verbrechen als Freizeitbeschäftigung sehen. Ortsansässige erzählten der Engländerin, dass die Straßen von Marxloh die Grenzen der Territorien ethnischer Banden darstellen. Hier die Kurdenstraße, da die Rumänenstraße.

Die vor Ort verbliebenen Deutschen und viele Migranten hätten Angst nach Einbruch der Dunkelheit ihre Wohnungen zu verlassen, und beschreiben Bus- oder Tramfahrten am Abend als den reinen Albtraum. Sieben Stunden war Reid in der heruntergekommenen Stadt. In der Zeit hat sie zwei Polizisten gesehen. Zwei. „Sie standen außerhalb der Polizeistation neben einem überquellenden Aschenbecher (Drinnen wird nicht geraucht, Ordnung muss sein.) und weigerten sich mit mir zu sprechen.“

Nun hat wenigstens Merkel zum ersten Mal zugegeben, dass solche sicherheitsbefreiten Zonen wie Marxloh in Deutschland überhaupt existieren. Vielleicht, weil, wie die Reporterin der „Mail“ vermutet, ein Drittel der Wahlberechtigten in der Gegend „die AfD wählten“.

Dem letzten Satz der Reporterin ist eigentlich kaum etwas hinzuzufügen:

„‚Mutti‘ (wie die Deutschen sie nennen) mag eine weitere Amtszeit gewonnen haben, aber sie wird wohl kaum in der Lage sein, den Schaden, von dem viele glauben, sie selber habe ihn angerichtet, auch wieder beheben zu können.“

Die mobile Version verlassen