„Merkels neue Mannschaft – sieht so Erneuerung aus?“, fragt Frank Plasberg und der Zuschauer mag sich dabei fragen, wie es Plasberg schafft, dabei nicht selbst laut zu lachen. Gut, wer oft genug hart aber fair schaut, der sah das Lachen trotzdem. Dieser Plasberg ist also ein Schelm. Aber so lustig ist es dann doch nicht, zuzuschauen, wie auch Thomas Oppermann – Ex-Fraktionschef der SPD und mittlerweile als Vizepräsident des Deutschen Bundestages auf das Altenteil gesetzt – also wie der es schafft, sich durch diese Sendung zu schmunzeln, als wolle er mit jedem hochgezogenen Mundwinkel sagen: Na klar, ich weiß es ja auch, ich weiß sogar, dass ihr es auch wisst, aber schaut doch bitte mal, dieser Markus Feldenkirchen vom Spiegel, wie ernst der das alles nimmt. Schmunzel, Schmunzel.
So geschmunzelt, als wolle Oppermann mit dem Finger in Feldenkirchens Gesicht auf einen respektabel erzählten Witz zeigen, aber auch der Spiegel-Mann ist nicht witzig, erkennt dann auch Oppermann und scherzt einfach ein wenig mit Paul Ziemiak, dem ebenfalls eingeladenen Chef der Jungen Union, über die Frauenquote in der SPD, während Plasberg gerade mal kurz ans Stehtischchen wechselt und mit einer jungen Berliner Unternehmerin spricht.
Thomas M. Stein ist auch eingeladen. Der sitzt sonst mit seinem blütenweißen aber immer noch vollem Haar bei RTL (oder SAT1? Völlig egal) auf dem Sofa, wenn alte Schallplatten im countdown bis Platz 1 von irgendwas durchgenudelt werden und spielt dort irgendwas zwischen Zeitzeuge und sympathischem Pausenclown. Der Ex-Musikmanager, der schon mit dreißig die oberen Etagen einer Plattenfirma besiedeln durfte, möglicherweise vor einhundert Jahren oder so mal Nena im Schlüpfer sah und sich seitdem immer so schrecklich langweilt zu Hause in Villahausen.
Entsprechend selten meldet er sich auch bei Plasberg zu Wort. Macht nix. Neben ihm sitzt ja Nicola Beer, die FDP-Generalsekretärin, die wahrscheinlich der einzige Grund ist, nicht sofort auf dem Sofa einzupennen. Warum? Weil sie zwar hart im Ton sein will, aber zwischendurch selbst noch den bösesten Angriff weglächelt, so breit lächelt auf der politischen Bühne sonst keine. Und sie macht das auf eine Weise überzeugend, dass man sich vorstellen kann, was passiert, wenn man der dumm kommt. Nicola, der lächelnde Dolch. Gut, das uns Wikipedia verrät, dass sie mit Zweit- und Drittnamen Gertrud und Ruth heißt – so wird ein Schuh draus.
Das Schicksal der Republik also verhandelt am Montagabend in einer Valiumplauderei. Es beginnt wohl irgendwie damit, dass einer nach dem anderen Angela Merkel auf die Schulter klopft, weil sie diese unionale Ministerwahl so überraschend und geschickt aus dem Hut gezaubert, weil sie Jens Spahn ins Gesundheitsministerium verbannt hätte, wo ihm nun vier Jahre lang der Rezeptekönig der SPD, Karl Lauterbach, dazwischen quatschen und auf den Keks gehen wird.
Ja, Merkel wird bei Plasberg abgefeiert für ihren Ministerstreifen, aus dem die lecker Rosinen also angeblich nur so rausquietschen würden. Dass da auch Altbrot mit verbacken wurde, von der Leyen und Altmaier sind mit dabei, wird ignoriert, die Runde scheint von irgendwas geblendet, so, wie die Leitmedien schon den ganzen Tag, als wären Spacepilze im Streifen. Dabei ist das ganze Desaster noch gar nicht auf dem Tisch: die echten, die wichtigen, die bestimmenden Ressorts sind alle an die SPD gegangen und die wird einen Teufel tun, selbige aus der Mottenkiste springen zu lassen, bevor die SPD-Führung ihren Feierabend-revolutionären Mitgliedern das „Ja“ zur großen Koalition ausgewrungen hat. Und sie wird es bekommen.
Und klar, es wurde bei Plasberg noch mehr geplaudert, aber Langeweile hier spannend erzählen, das wäre ein Arbeitsaufwand, den man zum einen erst einmal hinbekommen muss, ohne zu lügen, und den diese Runde wahrlich nicht verdient hat. Deutschland live aus einer rotlackierten Pappkiste mit Moderator, aber ohne jede Bereitschaft jene Themen zu verhandeln, welche die Menschen wirklich interessieren. Man könnte sich aufregen und virtuelle Ohrfeigen verteilen oder die Glotze einfach umschalten und sagen: „Dann macht halt alleine weiter.“