Was ist bloß los mit Berlin? Das fragen sich viele Menschen – nicht erst seit die Versuche der Regierungsbildung zu einem quälend-sondierenden Selbsterfahrungsgewürge geworden sind. Letzteres betrifft Berlin als Bundeshauptstadt. Als Bundesland gibt es Berlin auch, und da zieht es einem fast wöchentlich die Schuhe aus, wenn man sieht, was sich dort abspielt. Zwei Beispiele – symptomatisch für dieses Bundesland – sind soeben bekanntgeworden.
Beispiel 1: In Sachen Bildung liefert Berlin ein düsteres Bild. 28 Prozent der Berliner Schüler sind laut Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen der Humboldtuniversität Berlin (IQB) in Mathe so schwach, dass sie die – alles andere als hochgeschraubten – Mindestanforderungen nicht erreichen, in Rechtschreibung sind es sogar 34 Prozent. Interessant: Diese Daten sollten unter Verschluss bleiben. Der „Tagesspiegel“ hat sie in die Hand bekommen. Und siehe da: Es ist alles noch viel krasser. Beim Test VERA 3 (VERA = Vergleichsarbeiten für die Klasse 3) wurden 24.000 Berliner Grundschüler getestet. Ergebnis: Drei Viertel von ihnen erreichten die Regelstandards im Bereich Rechtschreibung nicht. Die Hälfte kommt nicht an die Mindestanforderungen heran. Auch deutschsprachige Schüler hängen hinterher: In der Rechtschreibung erreichten nur fünf Prozent den „Optimalstandard“, 40 Prozent liegen auf der untersten Stufe. 60 Prozent der Kinder mit einer anderen Muttersprache blieben unter dem Mindeststandard. In der Mathematik waren für mehr als ein Drittel aller Schüler die einfachsten Aufgaben zu schwer. Wie gesagt: Die Ergebnisse sollten unter Verschluss bleiben. Ausgerechnet der Neuköllner SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrick hat nun erwirkt, dass die Daten kommende Woche doch öffentlich werden. Seine SPD-Genossin Sandra Scheeres, Berlins Schulsenatorin, wird „not amused“ sein.
Beispiel 2: Wie wenn Berlin keine anderen Probleme hätte, werden dort jetzt bereits Kindergarten und Kitas auf „Gender“ getrimmt. Soeben ist eine 140 Seiten starke Handreichung bekanntgeworden. Ihr Titel lautet: „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“. Der Untertitel verrät noch etwas mehr, wohin der Hase laufen soll: „Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als Themen frühkindlicher Inklusionspädagogik – Handreichung für pädagogische Fachkräfte der Kindertagesbetreuung.“ Verantwortlich zeichnen dafür neben der Schulsenatorin unter anderen „QUEERFORMAT“. Und was findet sich auf diesen 140 Seiten?
Im übrigen ist Gender-Pädagogik in Berlin schon lange en vogue. Bereits 2011 hatte Berlins Schulsenat einen „Medienkoffer“ herstellen lassen. Der Koffer ist Teil der Initiative „Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“. Diese war 2009 einstimmig von allen Fraktionen des Abgeordnetenhauses beschlossen worden. Zusammengestellt wurde der Koffer von „Queerformat“, einem Verbund von Vereinen, die über „lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Lebensweisen“ aufklären wollen. In einer Handreichung für Lehrer finden sich Unterrichtsbeispiele, in denen Heranwachsende pantomimisch „Orgasmus“, „Porno“ oder „Sado-Maso“ darstellen sollen. Und in Rollenspielen sollen sie ein Coming-out üben, zum Beispiel um der Familie ihre Homosexualität zu offenbaren.
Berlin à la Ex-Regierender Wowereit also nicht nur arm aber sexy, sondern auch doof aber sexy?
Noch Fragen? Nein, stattdessen nur ein kleiner Hinweis: In Berlin werden im Gegensatz zu manch anderen deutschen Ländern keine Gebühren für Kindergärten erhoben. Deshalb durchaus mal die Frage: Ist da nicht etwas schief, wenn andere deutsche Länder ihren Eltern Kita-Gebühren abverlangen und sie es dem Land Berlin via Länderfinanzausgleich als sog. Geberländer erlauben, auf Kita-Gebühren zu verzichten?
Josef Kraus war Oberstudiendirektor, Präsident des deutschen Lehrerverbands, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als „Titan der Bildungspolitik“ bezeichnet. Er hat Bestseller zu Bildungsthemen verfasst und sein jüngstes Werk Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt erhalten Sie in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop