„Suche schlossartiges freistehendes Gebäude oder Villa mit allem modernem Komfort, mindestens 500 Quadratmetern Wohnfläche, mindestens drei Badezimmern, gerne fertig möbliert mit mehreren großformatigen Flatscreenfernsehern, großem parkähnlichen Gelände, mehreren klimatisierten Garagen und einer Küche von Bulthaup im neuwertigen Erhaltungszustand. Wir sind bereit, bis zu 4.000 Euro monatlich zu bezahlen. Zahlungen werden staatlicherseits garantiert. Kaution kein Problem.“
Was glauben Sie, wie gut stehen die Chancen für 4.000 Euro Monatsmiete so eine ähnliche Villa zu bekommen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es etwas Vergleichbares geben. Einfach mal „Villa, mieten, Deutschland“ bei Google eingeben. Angebote sind vorhanden.
Nun haben wir die oben aufgeschriebene Mietanfrage frei erfunden. Lediglich die „bis zu 4.000 Euro“ haben wir übernommen. Zu lesen in der Mitteldeutschen Zeitung vom 02. Februar 2017 als Zitat des Landkreises Leipzig: „Die Kosten für die Unterbringung einer zehnköpfige Familie können monatlich durchaus über 4.000 Euro betragen“. Die Sprecherin des Kreises wurde von der Zeitung befragt wegen eines geleakten Papiers des dortigen Ausländeramtes, das seit einigen Tagen in den sozialen Medien für heftige Aufregung sorgt und selbst in diesem leichtgläubigen Medium zunächst für eine Fälschung gehalten wurde. Selbst für Fake-News-gewöhnte Augen sahen 7.345 Euro für eine Flüchtlingsfamilie – auch bei neun Kindern – gelogen aus.
Weit gefehlt. Aber die Pressesprecherin beruhigte die Zeitung: Die Bescheide des Amtes seien so aufgebaut, dass in den Berechnungen eine Gesamtsumme ausgewiesen wird. Darin enthalten sei eben auch die Wohnungsmiete. Ausgezahlt würde hingegen ein deutlich geringerer Beitrag als der über 7.000 Euro. Im Durchschnitt ständen etwa 300 Euro pro Person zur Verfügung. Das seien im Übrigen die „im zwölften Sozialgesetzbuch festgeschriebenen Sozialhilfe-Sätze.“
Nun veröffentlicht die Stadt Leipzig ihre Sozialhilfesätze regelmäßig. Und auch die Mietzuschüsse haben klare Obergrenzen, die auch bei über 10 Personen noch weit unter 4.000 Euro liegen würden. Eine zwölfköpfige Familie käme demnach auf ca. eintausend Euro Kaltmiete.
Es liegt im Bereich des Wahrscheinlichen, dass es für eine zehnköpfige Asylbewerber-Familie auch in Leipzig keine Wohnung für 1.000 Euro Kaltmiete geben wird. Möglicherweise aber in der ländlichen Umgebung. Schauen wir mal. Tatsächlich finden sich etliche Angebote zwischen 1.200 und 2.000 Euro für bis zu 250 Quadratmeter Wohnfläche.
4.000 Euro dürfte eine Summe sein, mit der man die Familie theoretisch sogar in einem Mittelklassehotel unterbringen könnte. Zugespitzt gesagt, könnte man die Familie sogar dauerhaft in den All-inclusive-Urlaub schicken, denn dann würden auch die Verpflegungskosten wegfallen. Aktuelles Angebot bei Penny: „Erzgebirgshotel Freiberger Höhe, drei Nächte all-inclusive mit Wellnessgutschein 99 Euro.“ Mit ein bisschen Verhandlungsgeschick ließe sich daraus sicherlich eine Dauerurlaubsparty für eine 10-12-köpfige Familie für besagte 7.345 Euro arrangieren.
Oder noch anders gesagt: Wenn wir schon bereit sind, solche Unsummen auszugeben, dann wäre exakt dies das Angebot der Stunde für unsere aufnahmeunwilligen osteuropäischen Partner: Wir bezahlen die Rutsche komplett und in beispielsweise Polen sind die Ferienangebote über Jahre hinweg an 365 Tagen im Jahr ausgebucht. Möglicherweise würden wir in Rumänien oder anderswo sogar mit der Hälfte der hier besprochenen Summe auskommen und allen wäre geholfen.
Zugegeben, Zynismus, Sarkasmus und bittere Ironie waren hier von der ersten Zeile an unser Wegweiser. Aber solange es solche Ausreißer im deutschen Zuwanderungsverwaltungsapparat noch gibt, ist Spott das Mittel der Wahl. Hoffen wir also, dass das, was da geleakt wurde, tatsächlich nur ein Ausreißer ist.